Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schwester

Schwester

, f.


I weibl. Geschwister (II); volle/ganze Schwester Schwester mit selbem Vater und selber Mutter, iU. zur halben Schwester, der Halbschwester (I); va. in familien- und erbrechtlichem Zsh.
  • [bereits westgotisch:] sa jah broþar meins jah swistar jah aiþei ist.
    vor 384 (Hs. um 500) Ulfilas Mark. 3, 35
  • mon mot feohtan orwige, gif he gemeteð oþerne ... æt his dehter æwumborenre oððe æt his swistær borenre [jemand darf fechten, ohne Fehde (auf sich zu laden), wenn er einen anderen trifft ... bei seiner ehelich geborenen Tochter oder bei seiner ehelich geborenen Schwester] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af 42, 7
  • gif hwa sibleger gewyrce ... ne byð na gelic, þæt man wið swustor gehæme ⁊ hit wære feorr sibb [wenn einer Blutschande verübt ... es ist nicht gleichgültig, ob jemand der Schwester beiwohne, oder es eine entfernt Verwandte wäre] 
    um 1027 Liebermann,AgsG. II Cn 51, 1
  • brudere unde sustere nemt ires ungetveider broder unde süster erve vor den bruder unde vor die süster, die getveiet von vader unde von muder sin
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 20 § 1
  • man sol auh wizzen, waer die friunde mugen sin, die den man ze aechte mugen bringen: daz suln sin des mannes vater unde sin muter, wip unde chint, bruder unde swester, bruderchint unde swesterchint, veter unde veternchint, oeheim unde oeheims chint, basen unde mumen unde iriu chint
    1276 AugsbStR. Art. 35 § 2
  • sa ne moter nauder feder ni moder, suster ni brother ieftha nanen mon thes vnierega bernes erwe sella ieftha vtsetta, hine driwe therto hunger ieftha nedbrond, segong and breszene dikar [auch darf weder Vater noch Mutter, Schwester noch Bruder noch sonst jemand das Erbe des unmündigen Kindes verkaufen oder verpfänden, ihn triebe denn dazu Hunger oder verheerender Brand, Sturmflut und Deichbrüche] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 60
  • sa hwersa thi blata enne mon falt and hi heth feder and moder, brother and swester, and alle hiara haua se unideld and uniskif, sa hach thi redieua ieftha thi aldirmon therur to wesande and tha haua elle riuchte to delande [wenn der Besitzlose einen Mann erschlägt, und jener Vater und Mutter, Bruder und Schwester hat, und all ihre Güter ungeteilt und ungetrennt sind, so soll der Redjeve oder der Ältermann zugegen sein und die Güter völlig rechtsgemäß teilen] 
    um 1300 RüstringerR. 84
  • swelhem erbern manne sein toͤchter, sein swester oder sein nachster vreunt wiͤrt beslaffen an seinen willen von seinem chnecht ..., den sol man puezzen mit dem houpt, wand er sein trew und seinen ayd an seinem rechten herren hat zeprôchen
    1340 WienRQ. 114
  • wye dat lijffgewyn hevet aen der handt, die sallt behalden tot den rechten id is gelegen ind voirt dair af suster ind broeder deylynge doen in temelicker saeken, na gelegenh[eit] des gueds dat dair is
    1390/1401 KalkarStR.(Flink) Art. 38
  • der vatir und di mutir nemen erbe vor brudir und vor swestir 
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) I 5 § 2
  • dat ma dy sitter aech foert tij finden mey lika riucht byhael om fyouwer... hweer en sister boestighet buta hier broere reed [mit gleichem Rechte soll man zugunsten des Beklagten entscheiden außer in vier Fällen ... wenn eine Schwester ohne Zustimmung ihrer Brüder heiratet] 
    1464? WesterlauwersR. I 54
  • des drudden dages [der brudkoste] schall he nemandes hebben, behalven schaffere unde schafferschen, vader unde moder, sustere unde brodere, by dubbeldem broke
    1489/1513 BremRQ. 304
  • der toten frauen erbe sal nemen ir son, ire swester die gerade
    um 1490 RechterWeg I 46
  • zo waar een man of een wijf is, ende hebben sie halve broders ende vulle sustren ende halve sustren, ende sterven hij of se sonder getrouden kindren, so sal die vulle suster hebben alsoo vele vandien gode als die halve broder, ende die halve suster dan half also vele als die halve broder.
    15. Jh.? StaverenStR. Art. 118
  • wor ein man edder wyff is, dede leuendich hefft kindes kint, vnde neyn kint vnde der ein sterue, hebben se denne sustere edder brodere de eer erue manen wolden, des kindes kint is negher wen broder edder suster 
    LübR. 1509 Art. 45
  • wie slaept by zynder moedere, by zynder dochtere of zustere, vel econtra, die committeert incest ende es te pugnierene meer dan van adulterien
    1510 Wielant,InstrCrim. 90
  • sie ruegen zu recht das brueder swester vetter muemen die im land sein iren erbtail inner jarsfrist ersuchen und ire sippzall beweisen sulln
    1512 NÖsterr./ÖW. VII 889
  • zwischen bruͤderen vnd schwesteren sindt die brutloufften verbotten
    1519 Murner,Inst. 1519 Bl. 10r
  • vader und kind, broder und suester, aldeweile se im samenden sitten, werden ane constitution togelaten
    vor 1531 RügenLR. Kap. 168 § 4
  • der knab soll nit zur ee haben ... sins wybs dochter dochter, siner frouwen schwester, sin schwiger
    1533 BernStR. VI 1 S. 403
  • nachfolgende grad der blutfreunde sein verboten ... meines vaters schwester, meiner mutter schwester 
    um 1555 Wertheim/Sehling,EvKO. XI 717
  • soll ... keine tochter oder schwester landguͤter erben, dieweil einer oder mehr bruͤder im lebende sein
    1561 DithmUB. 264
  • solcher, der in vnd auff dem gute bleibt, sol nach besetzung des erbes, die mutter vnd schwester der farenden habe halben, ires teils entrichten ... lassen
    PreußLO. 1577 Bl. 33v
  • alle vermischung zwischen brüdern und schwestern, sie sind gleich von voller oder halber geburt, oder ausser der ehe ... gezeugt, ist ... von gott und allen natürlichen und weltlichen rechten verboten
    1584 Preußen/Sehling,EvKO. IV 134
  • begeue idt sick auerst dadt dat erste gebarne kindt midt der moder sine halff sosken geeruedt hedde, und van der moder mer kinder gebaren worden, de nadages erue midt ein ander nemen scholden
    1595 Ekenberger,Eluc. 21
  • bruͤder und schwoͤsteren, so dem verkoͤuffer von vatter und můtter har geschwüsterte sind, soͤllend denjenigen bruͤderen und schwoͤsteren, die dem verkoͤuffer nur einer syts, das ist eintwaͤders nur vatter oder nur můtter halb geschwüsterte sind, vorgan und vor denselbigen den zug zum kauff haben
    1615 BernStR. VII 2 S. 753 f.
  • ganze bruͤder und schwester werden ... nebst ihren kindern, halbbruͤdern und schwestern und ihren kindern in erb und sterbefaͤllen vorgezogen
    1657 Steinen,WestfGesch. II 1080
  • welcher an seinem bruder, schwester ... solchen mord vorsetzlich veruͤbet, der oder dieselbe sollen ... mit dem schwerd ... hingerichtet werden
    1672 Emminghaus,CJGerm. II 389
  • die aussteuer gebühret den töchtern und schwestern nicht ehe, dann, wann sie zum ehestand schreiten
    1739 Westphalen,Mon. I 718
  • wenn ... die abgelegte tochter oder schwester das ausgelobte geld bereits erhalten, kann sie blos um unterlassener sothaner anzeige willen die auslobung nicht anfechten
    1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 19 § 5
  • jede schwester muß aus dem vaͤterlichen nachlaß wenigstens den vierten pfennig gegen jeden bruder ... erhalten
    1773 NCCPruss. V 2 Sp. 2209
  • es sind jedoch rechtslehrer, die sogar eine zwischen bruder und schwester vollzogene ehe wider derselben willen nicht getrennet und auch die strafe in honorem matrimonii gemaͤssiget wissen wollen
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 972
II Nonne (I); Laienschwester; Regelschwester 
  • dir priolinvn vnde des conuentis dir swestiron 
    1275 ChartSangall. IV 129
  • daz ich, swester A., div priorin von S., mit gemeinem rate der swestera haben geben swester B. ... zeinem lipgedingede zwai phvnt
    1285 Esslingen/CorpAltdtOrUrk. II 104
  • es soll auch der swester cheine gelt anruren
    1453 QE.2 26, 1 S. 229
  • dats ... zuster B. wel ende behoirlicke profes ghedaen hadde
    1461 CoutBruges II 203
  • to nutte und behof der sustere und brodere des ... hilligen geystes van der drudden regulen s. Francisci en huß
    1501 RigaErbb. 157
  • wa ... nunnen, schwesteren, gaistlich leut ... ir klag vff dem bemelten hofgericht an yemand setzen wellen, so sol man sie beuoͤgten
    RottweilHGO. 1523 H vir
III weibl. Mitglied einer 1Gilde (I), Bruderschaft (II), Zunft oder Adelsgesellschaft
  • so hebbe wy, brodere unde sustere der broderscop unde gilde des hilligen cruces ... gemaket ... ene lovelike broderschop unde ene gilde
    1252 Stieda-Mettig 374
  • gy sustere unde gy brodere, gy scholen horen unses amptes unde gilde rechticheyt
    um 1350 LünebZftU. 130
  • sollen die brudere und swestere in der geselschafft ... almůsen zugeben verpflicht sein
    1492 Storn,Schwureinungen 105
  • hebben de gemeine schippers ... eine ordinantie und broederschop, de de gemeine broeders und susters ... willen holden
    1495 OstfriesUB. II 433
  • da van buten kumpt und is nicht in unsem ampte unnd begert broder edder suster tho werdende, schall 6 sch. geven ingandegeltt
    1522 Stieda-Mettig 369
  • in den hanndtwerchen, die bruederschefften haben, ... söllen auch dieselben zechmaister, ain yeder in seiner verwaltung, die järlichen zynnß ... oder was sonnst nach gebrauch ainer yeden bruederschafft zu vnnderhaltung derselben von den bruedern vnd swestern järlich geraicht wirdet, einnemen
    1524 SalzbStPolO. 69
IV
Klageweib
  • vmbe die swestern, der gewonhait ist gewesen, auf den grebern ze sitzenne, swer den iht wil geben, der sol si hin haim fuͤren und sol in da haime geben, und sol kain geschrai uf den grebern noch in der kirchen machen; swer daz brichet, der gibt funf pfunt haller ze puͤze
    13./14. Jh. NürnbPolO. 68
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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