Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Seelgerät

Seelgerät

, n.

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schweiz. selten Seelgräbt 

I Vermächtnis, Stiftung an die Kirche oder eine kirchliche Einrichtung zur Förderung des Seelenheils des Zuwendenden, zT. auch Dritter; auch: das zugewendete Vermögen, das ua. der Finanzierung von Seelmessen oder Seelbädern dient, die Einkünfte aus dem Vermögen bzw. die zur Finanzierung dienende Last (II) auf einem Gut
  • ad hec tempora elemosine ecclesie b. Mariae collata sunt, que vulgo selegerede dicuntur
    1201 Beyer,UB. II 232
  • das ich mein gut zu S. ... geben han nach meinem tod zu einem seelgered 
    1277 WirtUB. VIII 65
  • zu einem ewigen seelgeret gegeben
    1296 OÖUB. IV 244
  • sol ein iegliche mensche in sime tottbette macht und gewalt haben hinweg zu geben ... zu sinem selgerete oder conscientiengelte ... ein pfunt von allem sine gut
    1322 StraßbUB. IV 2 S. 131
  • zců eyme ewigen seilgerete 
    1328 CornbergUrk. 43
  • en sal nimant großer selgerede setzen unde bescheiden ober das bette ... he en thu daz mit loube eins radis unde syner nehisten erben
    1335 HeiligenstWillk. Art. 81
  • eyn man lag an seynem todpette vnd beschyet eyn haus czu ewigem selgeret 
    vor 1360 IglauOberhof 75
  • dat sielgerede [für den verstorbenen Ehemann] schal die vrůwe ok helpen gheuen von orme diele
    1360/80 HalleSchB. I 272
  • dem nuͤwen altare ... den der gnante er P. hat gelazen machen und wedemen zcu eyme ewigen gedechtenisse unde selgerethe siner sele, aller siner altfordern sele zcu troste unde allen geloͤbigen seln
    1367 PaulinzelleUB. 240
  • es enmag ouch nieman weder selegeret noch kein ander zinsz geslahen uoff dekein erbe, das in den hoff höret
    14. Jh.? Hanauer,Constd'Alsace 287
  • er meynt, die bad sind zcu selegerethe gemacht
    Anf. 15. Jh. MagdebSchSpr.(Friese) 547
  • so werden sie muͤndig, so sie 14. jar alt sein, so moͤgen sie seelgerete machen
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. I 15, 3
  • soll ein s[êlmeister], der solich selgerät ynnimmt, einem jeklichen priester, der mess hat, geben 3 ß hlr.
    1439 SchweizId. IV 526
  • was aber die gnante jungkfrawe ... gehabt hat, das sey zcu zelgerethe vnd testamente vor eynen vffinbar schreiber vnd vor geczewgen nach rechte vorgaben adder vorlassen hat, das muß by craft vnd macht bliben
    1458 MagdebR. II 2 S. 92
  • zelgerethe zcu der badestuben
    15. Jh. Colditz bei Leipzig/Martin,DBadewesen 188
  • das niemants des gotzhaus grunt sullen versetzn ân wissen und willen der herschaft ... auch kainen uberzins oder seelgerät ... darauf pringen noch stiften lassen
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 468
  • [Übschr.:] von testament in siechbett gemacht und seelgerete 
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 227
  • sond auch die selben fünf [Kloster-]frowen, die wil sie alle oder ier alle khaine lebt ... nießen das selgrät, das da ist und das sie jetzo angeschlagen hand für zehen pfund pfennig
    1572? SchrBodensee 21 (1892) 120
  • ist verbotten, daß ohne vorwißen der herrschaft kain grunt verkauft oder versetzt werden solle noch ainigen überzinß oder seelgerait darauf bringen
    1634 Westungarn/ÖW. VII 1047
  • die fuͤrsorge fuͤr die seelen-baͤder, das seelgeraͤte, seelen-gestifte, seelen-haͤuser, seelenmessen, hat die letzten willen sehr befoͤrdert
    1758 Estor,RGel. II 25
  • selgeret, species census, quem quis pro salute animae suae de re sua locis piis solvendum esse constituit
    1784 Scherz-Oberlin 1477
  • selgeret: ager qui ad aliquem, e.g. monasterium pervenit nomine legati ad pias causas. l. sal. e. eccl. th. f. 129: ein site nebent den herrn zum j.s. Peter, die ander site nebent dem selgerete zu N.
    1784 Scherz-Oberlin 1477
  • [unabloͤsliche zinße:] seelgeraͤthe, die in aͤltern zeiten ... an kirchen und kloͤster zu gerathung ihrer seele ... auf ihre guͤter fundirt worden sind
    1793 Lang,Steuerverf. 131
II wie Seelrecht 
  • der prister sal han zu siner prunden bevor alle satzunge vnde alle selegerede, die ... gesetzet werdent einem pfaffen
    1311 OtterbergUB. 305
  • will der pfarher ... sein seelgereide ingewinnen, das man ime nit will gern geben, der soll die unterpfand, in welichem gericht sie gelegen seind, an seiner canzeln uffziehen
    1352 Rheinpfalz/Koeniger,SendQ. 173
  • von einer person, die zu gotßtisch gangen ist, gibt man dem pfarrer zu selegerete newn pfennig
    1464? BayreuthStB.2 59
  • eines pfarrers gerechtigkait ... von ainem kinde, das nicht zu gotstische gangen ist, drei pfennig ... von einer person, die zu gotßtisch gangen ist, gibt man dem pfarrer zu selegerete newn pfennig
    15. Jh. BayreuthStB.1 331
  • [vom zehend solle] syn narung han der, so ainer gmaynd diene, das gotzwort verkünde ..., damit wir demnach andrer beschwärden als do synd seelgret, bannschätz, bichtgeld ... ledig syen
    1525 Franz,BauernkrAkt. 247
  • christenlicher bruche, das ein jede verwarte person sinem kilchherrn ... von dem lybfall der abgestorbnen für sin arbeite das seelgrete 8 schilling und 4 pfenning [gibt]
    1539 SchweizId. VI 1624
  • die seelgeraid oder remedia sind eigentlich das pfarrliche recht von einer jeden verstorbenen person, was man nämlich dem pfarrer ausser der anderen unkosten bei den leichenbegängnissen und seelengottesdiensten bezahlen muss
    1616 ArchKathKR. 70 (1893) 109
  • ist es mit dem seelgerait folgender gestalt zu observieren
    1650 ArchKathKR. 93 (1913) 621
  • ein jeder zuchtbar mensch solle ... seelgret und alles, so man jedem pfarrer von alters hero für pfarrliche recht zu geben pflüchtig und schuldig, ordentlich ... geben, alles bei pön drei pfund heller
    1698 HohenzollLO. 706
  • gewohnte seelengrebt und sterbkösten
    1756 SchweizId. VI 1624
III
wie Seelzunft 
  • wer gewant sneyden wil, der sal vnser borger seyn vnde der gewantsneyder zelegerete gewynnen
    vor 1446 Danzig(Hirsch) 208
  • ab ein meister alzo vorarmet worde vnd der zelbe yn der czechen storbe, so zal ym dy czeche seyn zelgerete begeen
    1465 KrakauZftO. 40
  • eyn ... beruchtiget weypp ... szal meyden disse geselschafft, wenn dy bruder unnd swestern im zelegerete zcusampne essen addir trinken
    1477 Simson,Danzig IV 125
IV Vermächtnis
  • ein silberner becher ist den kinden zuo seelgret worden von frouw N. selig
    1555 SchweizId. VI 1625
  • legat oder seelgrebt 
    1697 SchweizId. VI 1625
  • hinterlässt ein bruder ... halbgeschwister von mütterlicher seite, so kann denselben nur ein sogenanntes seelgeräte oder vermächtnis zukommen
    1796 SchweizId. VI 1625
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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