Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Seldner

Seldner

, m., Selder, m., auch Selderer,  Selner, m.

schweiz. auch seild-; ahd. selidari gloss. mansionarius, AhdGlWB. 515

I Bewohner, Inhaber einer 1Selde (II), Kleinbauer; auch: Hintersasse, Beisasse (ohne eigenes Land); (in einer 1Selde (II) untergebrachter) Tagelöhner, Holzknecht, Wanderarbeiter; Kleinhandwerker
  • inquilinus ... daz ist der eigen hus nehabet unde er anders mannes seldâre ist
    um 1000 Notker II 504
  • daz enhain hůber ... enhainen selder uf sinem gůte haben sol, der dehaine vehe uf die waide habe gende, wan alse vil, swaz der, hinder dem der selder sitzet, uf sinem gůte ... giewintern mag
    1290 WirtUB. IX 372
  • swelich arm man auf dem land, er sey paur oder seldner, ... der sol ... sein hawsfrawen nicht hoͤher bemorgengaben dann mit dem zehenten tail seins gůtz
    1340 MünchenStR.(Dirr) 367
  • das gotzhus ze W. hat och das recht, wa ein soldener, ald ein harkomen man ald wib veriaret in disum gebiet, von dien soll das gotzhus allü dü recht nemmun als von gotzhuslüten
    1344 Witnau/Burckhardt,Hofr. 238
  • ain seldener git halb als vil [als ein gepur] in dem selben rehten ... so git ain dienender kneht halb als vil als der seldener 
    1378 MBoica 23 S. 227
  • da dehein selder gesessen ist vf den gütern, die vogtber sint, der sol dem vogt ierlichs gen einen schöffel habern ..., vnd sol in der vogt darvmb schirmen, ob er mag
    1397 Kirchzarten/GrW. I 342
  • das man den winzúrnen soldner bstellen můst
    1425 RavensburgStR. 248
  • soldner [söllen] im [mayer] verbunden sin drystund im jar zu den dry egerichten komen
    1473 Zürich/GrW. I 143
  • sol auch der söldner in sölgem söldenhaus nicht mer viech haben dann zwo hennen und ainen han
    1483 Tirol/ÖW. II 164
  • ain iedes hopt das dhain garb gibt, es sei paur oder söldner, das gibt martinsheller
    1505 Oettingen/GrW. VI 231
  • die paurschaft soltner inwoner wittiben samt ... denen so fur sich selbs in der gericht ... eigen prott und rauch halten
    1531 Ettal/Rockinger
  • ein gemeinsmann ... der moge achte, ein söldener sechs schaf [halten]
    1551 BadW. 330
  • müssen die underthonen, so soldener seihen, ein tagk schneiden
    1551 Zuzenhausen 733
  • [den Bauern sind 2 Hunde vergönnt,] aber einen hueber, lohner, söldner oder ihresgleichen nur ein hund
    1568 CJVenatorio-Forest. III 78
  • es soll auch ... kein paur oder söldener mehr nicht dan ein hausgenossen doch mit vorwiessen der herschaft annehmen; welcher haußgenoß der herschaft jerlich ein ort zue heller- oder schirmgelt geben [soll]
    1577 WürtLändlRQ. I 714
  • bschwern sieh die hofstetter und sölner, das sie ... jeder neben seiner andern grossen handtrobat ain groß lambp raichen [sollen]
    1597 Grüll,Bauer 244
  • bauer, koͤbler, soldner oder ein ander ihresgleichen
    1599 OPfalzLO. 246
  • sol kain nachper kainen soldner einsetzen on gerichts urlaub
    16. Jh. Tirol/ÖW. II 222
  • haben die herrschafftliche schloͤsser vnd haͤuser diese gerechtigkeit, daß ... die handfrohnen, hintersettler, soͤldner, kotner oder gaͤrtner, wie sie hin vnd wieder genennet werden, allerhand arbeit mit ... auffrichtung des gebewes vnnd dergleichen ... bey solchen baw vnd besserung leysten muͤssen
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 167
  • söldner und tagwerker
    1657 Wilhelm,NBayrRpfl. 62
  • [auf erforderung sollen] paur, söldner oder heißler mit wöhr und waffen ... erscheinen
    1688 OÖsterr./ÖW. XII 91
  • es soll kain söllner in kein felt treiben, er hobe dan grund dorinen
    17. Jh. Salzburg/ÖW. I 116
  • [es mag halten:] ein ganzer hof 24, ain hueb 12, ain lechner oder söldner, der zu pauen hat, 8, aber die söldner, so nit zu pauen haben, 4 schaaf
    17. Jh.? Innviertel/ÖW. XV 109
  • soͤldner und laͤhrhaͤusler von ein sechzehendel- und 32tel hoͤf [werden mit scharwerkgeld belegt]
    1774 Wagner,Civilbeamte I 223
  • soͤldner und leibgedingsleute
    1787 Moser,ForstArch. II 168
  • ein halber viertelacker ist ... ein sehr geringer besitz von hoͤchstens 9 tagbauen, und ein solcher besitzer heißt soͤlderer 
    1796 Hübner,ErzstSalzb. I 147
  • Z. besteht aus ... bauern, ... soͤldnern, die theils ganze, theils halbe gemeindsrechte haben, und sogenannten gnadenhaͤußlern
    1806 Vahlkampf,Miszellen II 123
II Stadtbewohner ohne volles Bürgerrecht
Sachhinweis: LexMA. I 1824f.
  • inquilini qui dicuntur in vulgari seldener dabunt ann[u]alem solidum
    1244 Wiener Neustadt/Schwind-Dopsch 85
  • cum hominibus, tam burgensibus, quam aduenis, qui vulgo dicuntur selder 
    1269 ZGO. 1 (1850) 459
  • slât ein selder einn burger, da git der selder cehen schilling
    1290 RheinfeldenStR. 17
  • ist das ein burger older ein selder ist in der burger buozze vnd zuo louffet und hilfet da diu burger older selder gestiezzen mit eim vszman, kumpt er des in kein gevehde, er mag wol jn der stat sin, die wîle der krieg weret
    1290 RheinfeldenStR. 23
  • wer aber das ein burger oder ein seildner oder ein sesman den andren ze tode erschluege, wirt der begriffen, dem sol man sin recht tuon
    1290 RheinfeldenStR. 26
  • nullus civis vel seldener dicti burgi S. debet confiscari vel conveniri super possessionibus suis vel rebus aliis seu corpore suo, nisi sub lobio S. coram iudice suo
    1292 SchlettstStR. 12
  • es süln ouch alle vride han, burger vnd selder vnd geste, kommende vnd belibende, phaffen vnd leien
    1300 Schreiber,UB. I 152
  • burger und auch soldner, die in der stat und an dem wolmarkcht sitzent, die schullen jaͤrleich stetpfenning gewen
    um 1310? Wiener Neustadt/Keutgen,Urk. 364
  • burger, soldner, man oder wyb, die gesessen synnd zu N., ... es syennd hoffhörig lütt oder gotzhuslütt, welten die ain andern zu gmayndern annemen, es werend frundt oder lantzlütt, die sollen ainen vogt oder waybel dazu an rüeffen
    nach 1330 Schaffhausen/GrW. I 297
  • burger oder selder, der burger recht hat, der stur oder waht git
    1331 Schauberg,Z. 2 (1847) 117
  • das nieman den andern erzúgen mag ... denne ieder man mit sinem genossen, ein burger mit einem burger und ein selder mit einem selder 
    1340 BaselUB. IV 140
  • [ist] das ein edel man ... in die stat zúhet und nút burger wúrt, ist das der sitzet, als ein seldener sitzen sol, des sol er genießen
    1363 ColmarStR. 289
  • seldener, der ... ze L. sessehaft oder wonhaft sint, oder vor den toren da bi vnd mit den selben burgern dienent vnd stuͥrent vnd vͥbel vnd gůt mit inen lident
    1368 LaufenburgStR. 33
  • wolte ... ein seldener burger werden, der sol geben achte schillinge und vier pfennige. were es ouch, daz ein burger als arm wurde, das er seldener wolte werden, der git sehs und zwentzig pfennige
    1374/1401 SchlettstStR. 325f.
  • was der andren ist, die by vns sesshaft oder wonhaft sind, heissend seldner, von den soll man menklichem richten vmb all sachen nauch recht ... doch sond sy nit burgrecht han vnd sol man inn ovch vswend vnsern gerichten vnd vor der statt nit gebunden sin, ze schirmen
    1384 Argovia 1 (1860) 46
  • wer seldener werden wil, den sol man enphahen umbe v ß. ii ₰
    1411 SchlettstStR. 375
  • es söllent ... seldner weder wunn, waid noch almende niessen
    um 1500 RottweilStR. Art. 373
  • das in vnser statt zweyerley insessen wonend, die vns mit eydßpflichten verwandt, ettlich sind yngeschriben burger, etlich soldner 
    1520 FreiburgStR. I 1 Einl.
  • jeder, der also burger oder soldner wurt, noch freien rechten, ... sol sich auch in ein zunft binden zu dienen
    1538 SchlettstStR. 367
  • keiner, er sey burger, söllner oder inwohner [darf] in einen frey hoff wein zu thrinkhen gehen
    1656 MHungJurHist. V 2 S. 246
III
Inhaber einer Salzsiedehütte, eines Salinenanteils
  • in den salzwerken einiger gegenden, z.b. in Frankenhausen, ist die sölde ein geringes haus, worauf das recht haftet, eine gewisse quantität salz zu sieden, welches in Halle und an andern orten gleichfalls den nahmen eines kothes führet. derjenige, welcher eine solche sölde besitzet, wird daselbst ein sölder genannt
    1801 Adelung2 IV 131
IV Inhaber eines Salguts?
  • qui ... in ipsa civitate bona salica possident ad ipsam ecclesiam pertinentia, qui dicuntur seldare 
    1263 WirtUB. VI 107
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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