Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sendherr

Sendherr

, m.


I (idR. vom Bischof eingesetzter und diesen vertretender) Vorsitzender eines Sends (I), häufig ein Archidiakon,Sendpropst, Senddechant oder Sendpriester; auch mit der Kirchenvisitation und der Einziehung von Abgaben (Sendgeld) betraut
  • swelich borghere wil rechtis pleghen vor sime senitherren vnde vor sime prestere, dene ne darf man vor nenen bennighen man halden druch recht
    1279 Duderstadt/CorpAltdtOrUrk. I 362
  • deme senedherren gift men vj sol. in der vasten, to sunte micheles daghe gift men eme nicht
    1320 BrschwUB. II 511
  • dit is de eyd, alse we langhe jar vor wonheyd unde recht hebbet had, den de eyd sweren vor dem sendheren plegen to donde: wes on dar in der kerken werde ghesecht, dat weder de hilgen kerken sy, des men dar bekennigh wille wesen, dat se dat willen wroghen, dat on god so helpe unde de hilgen
    um 1360/80 HildeshUB. II 278
  • wer durch die zentherren wirt angeruffen in den sachen des glowbens, ... der sal en hulfflich und retlich seyn
    1441 AktStPr. II 362 [hierher?]
  • zum ersten fragt der sendher: dungt iss uch sendeszyt sin? so antwurt der gesworne: iss dungt uns zyt sin
    2. Hälfte 15. Jh. Rheinhessen/Koeniger,SendQ. 146
  • so der hellige sendt vnsers gn.h. von Mentz ist, wysen wir dryssig thornes vor eyn gemeyn wethe vnd zwen thornes vor slosselgelt; solich gelt geben dye dry gemeynen ... das sollen dye heymborgen offheben vnd dem sendthern vberlibbern
    1512 Kreuznach/GrW. IV 613
  • zu der zyt, alss dem sintherren gelegen ist, den h. sint zu halden vnd besitzen, sal man zusamen luden mit allen clocken vnd da zü sich schicken sintscheffen vnd ander gehorigs
    1517 Hunsrück/GrW. II 147
  • dißer geswinden leuften nach die sendthern oder ire commissarien zu haltong des senets zu vergleiten oder zu versorgen in nichts sich können entschließen
    1522 AnnNassau 68 (1957) 65
  • wan der seendherr kompt, soll er mit sieben man un sieben pfert komen, wan er einletzig ist, wan er doppelt mit vierzehn man und vierzehn pfert kommen und uf den wietumbhoff ziehen
    1535 Rheinhessen/Koeniger,SendQ. 122
  • so wanne man den send besitzen wyll, so sall der herre laessen wyssen, zu welchem falder er in wilt koemen; da sallen ime koemen drey sendscheffen entgegen; dye sullen ine geleyden uff den wedemhoif; do sall brengen der sendheren an synem sadelbaum vur zween albus wyssbrot und eyn half virtel wyns; das sall der senndscheffen syn
    1538 Hunsrück/Koeniger,SendQ. 282
  • erkennen vur erst den hochen herrn des haus und ambts N. und den rechten pastor daselbst oder in dess abwesten den confirmirten vicepastor vur sendherren der kirchen B.
    1590 Eifel/Koeniger,SendQ. 16
  • des abendtz, wan ... ein sendter kompt, so sol in ein pfarrer empfangen selby zu dritt von dem kleinen zehendt ..., des morgens, so der sendt gehalten ist, so solle der groszehendt den sendtherren empfangen auch selb zu dritt vndt guttlichen thun mit essen vndt drincken
    1629 PfälzW. II 784
  • [bei der kirchenvisitation] erhielt der sendherr eine besondere gebuͤhr für die schluͤssel, das schluͤsselgeld
    1793 Lang,Steuerverf. 173
II Gesandter auf einem Send (IV) 
  • vernemet ir senthêrren alle samt: S. sprichet, er welle bewæren, daz ain maget chint gebære
    Mitte 12. Jh. Kchr. V. 8936
III in Frankfurt a.M.: einer von sechs Ratsherren, die das städt. Sittengericht (Sendamt) bilden
Sachhinweis: ArchFrankfG. 68 (2002) 167ff.
  • [sendgericht, inquisition über die fremden, accise von Stoffen ua.] sollen den sendherren, als deren 6 sind, zu verrichten anbefohlen werden
    1614 VeröfflFrankf. VII 2 S. 548
unter Ausschluss der Schreibform(en):