Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Seß

1Seß

, m., n., 1Sesse, m., f., 1(Seße), f.


I Sitz, Stuhl, Thron; auch allg. (bevorrechtigte) Stelle, Platz
  • er [Jesus] fuar io themo mezze zi sines selbes sezze / zi sin selbes guallichi in sines fater richi
    um 868 Otfrid5 V 18, 7
  • als etlich ratzherren nit in irem sesz sitzent, so man daz ratzbuͤchel lyset, ... dodurch ir ieglicher 1 ß ₰ verbrichet
    15. Jh. Eheberg,StraßbVG. 528
  • es sol ouch ein yeder meister under den pfrůndenern ... den sesz haben in der stuben
    15. Jh. StraßbZftO. 53
  • dis ist der sesse von den heimschen und frömden grempern: item die heimschen obesgremper sitzen von dem huse zů der alten smitten indewendig des brunnen untz an unser frouwen huse, zů beiden siten, obe man sin anders bedarf
    15. Jh. StraßbZftO. 255
  • der seß vnd tisch der keyserin ... wirt im hoff zur seiten zůgericht, also daß der selb tisch dreier schůch oder fuͤß niderer sei dann der keyserlich
    1550 Gobler,Rsp. 250v
II Abtritt, Abort
  • es soll auch niemant buwen oder gebuwet halten ein cloac, sess oder vßfluss desselben an offenbaren strassen
    1498 WormsRef. V 4, 16
  • ein maur, in der einer hat einen eingemaurten camin ... oder ein cloac roere oder sesse, zum halben theyl vngeuerlich, desselben wirt die maur eygen geachtet
    1553 Gobler,StatB. 127v
  • sollen die profeyen, so in vnsere stattgraͤben jre seß ... haben, nochmahls also bleyben, doch die seß vber anderthalben schuch vber den graben ... nicht gestattet werden, bey verlust derselben seß oder stuͤle gerechtigkeyt
    FrankfRef. 1578 VIII 6 § 8
III befestigte Wohnstätte, Burg, ritterlicher Familiensitz, Prinzipalseß 
  • wirt man ouch ein sesz haben vor einre vesten von des lantfriden wegen
    1366 BaselUB. IV 286
  • dat sete, dat wÿ hebbet gebuwet vppe dat huss tho V., dat wy dat nicht verkopenn ne scholen
    1399 WolfenbüttelLHArch.
  • [dass] die vam adel mit den seessen, da sie wohnten, allein fry gehalden [werden]
    1542 Schulze,LandstMark 254
  • das haus zu B., welches vorhin ein adelich frei gut und hof gewesen, hat der itziger inhaber ... in kurzen jairn zu einem adelichen seeß erbauet ... nun aber seint noch etliche vom adel ... welche keine adeliche seeß, sundern uf adeligen freien hoven und gueter ire sitz und wonung haben
    1577 v.Below,Territ. 99
  • wann dann der aͤlteste bruder das ein stammhauß vnd seß in ... fuͤr auß genommen, so mag der ander bruder das ander stammhauß vnd seß ... fuͤr auß nemmen
    1597 Meurer,Liberey IV 89
  • characteristicum eines rittersitz oder adelichen sesses: ... der besitzer eines ... hoffs, so kein rittersitz ist, [wird] nie zu denen provinciallandtagen abgeladen
    1761 Cramer,Neb. 24 S. 121
IV
Wohnung; Niederlassung, Aufenthalt an einem Ort, auch als Recht bzw. Lehenspflicht
  • bede juden ... welden en anderhalbhundert golden ... schenken ... off daz sie uns auch deste gunstiger und williger mit dem seße, der wonunge ... gelaißen mochten
    1400 Wetteravia I 285
  • dann die obgerurte judischeit hant ein sess und stetigkeit ein namliche zyt by uns in unsere stadt gehabt
    1438 Menczel,JudMainz 130
  • abe sy den wedom in vorgeschriebener maißen besiczen vnd jnhaben wurde, so sal sy den seheß uff der burch S. alleyn ire lebetage bsiczen
    1443 Arnoldi,Beitr. 87
  • und als nů dem lonherren yetz me bevolhen ist dann vor und umb deswillen, das er deste williger und gewartiger sye, so sol man in lassen bliben by dem alten lone den 10 lib. ₰ und den sesz in unser stette hof in Brantgasse und sol im darzů geben drü pfunt pfenninge eim schriber zů stüre
    1443 Eheberg,StraßbVG. 130
  • dwyle daz kint vor dem vatter gestorben ist, so solle die frauw die guter ... halten als widderfellige guter, und hat daby iren seese ir lebetage
    um 1455 Erler,NeustadtWeinstr. I 27
  • das solich huss vnd alle ander vnser güttere ... gewerffes, stür vnd bett fry sin, vnd uns daruff dehein gewerff legen sollent als ferr, vnd wir vnser felt oder reben nüt selbs vndersteend zebuwende oder vnsern sess, für vnd rouch, als ander der stat burgere, aldo zehabend
    1463 BergheimUB. 110
  • das wir ... B. juden ... auch gegonnet sinen sess in unser stadt M. zu haben
    1478 Menczel,JudMainz 107
  • dieweil er [bůchtrucker] aber seinn seß mit der haußhaltung der orths haben wirdt, ist darauff vnser gnedigs begern, jhr woͤllet jnen gleich andere vniuersitet verwandten auffnemen, vnnd bey euch sitzen lassen
    1568 Zwengel 160v
V Belagerung
  • weliche stat die andern manet zu eime seße eine vesten ze gewinnende, oder ze schadigende, den kosten ... sol die stad liden
    1329 Wencker,CollJ. II 1 S. 49
  • es ist ouch me ze wissende das man die burgere gemeinlichen von K. unn alle ire burgere ussenan und innan, unn alle ire helfere, die in geraten und geholfen hand in diesem sesse, unn alle ire gutere wa si gelegen, unn wie sü genenit sint von des sesses wegen ungenötiget unn unbekumbert sol lassen
    1336 Schöpflin,AlsDipl. II 154
  • daz ses werete von der rehten vastnaht untz an den karfritag, do gewan er [die burg]
    1362 Closener 45
VI Besitz, Innehabung
VII afries.
ein Landmaß
  • een halue saete lands, legghende in H. dicken
    1487 Schwartzenberg I 742
  • een setha landis, lydzende in N. ... deer nw ter tyd J.F. wp wanned, ende in dae heer haet
    1493 Schwartzenberg I 757
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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