Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): siech

siech

, adj.


I vom Menschen: (unheilbar) krank; in best. Kontexten: aussätzig; auch bettlägerig, gebrechlich; als anerkannter Hinderungs- und Entschuldigungsgrund für die Nichteinhaltung von Fristen und Terminen (echte 1Not (II)) oder die Nichterfüllung von Pflichten, zB. die Ausübung eines Amts, als Kriterium für die Geschäftsfähigkeit bei Vermögensvergabung sowie als Hinderungsgrund für den Empfang eines Lehens (Beleg 1597)
vgl. todsiech
  • thie bráhtun imo ingégini síechero manno ménigi
    um 868 Otfrid(Kelle) II 14, 9
  • swer sô der firmerîe phliget ... dem sal der grôze commendûr die kost geben zu der nôtdurft unde der pflege der siechen brûdere
    1264 DOrdStat. 69
  • daz die burger kainen rihter enzezen noch aͤndern svln ... ald er werde als alte, ald als sieche, daz er dar zvͦ kain nuze si
    1299 Esslingen/CorpAltdtOrUrk. IV 528
  • chein frowͤ, diu einen wirt hat, sol salz chauffen, niur diu Z., wan diu hat einen sichen man
    um 1315 MünchenStR.(Dirr) 269
  • das keyn selegerete, das von sichen luyten gemach wirt, ich kraft gehaben muge, is in geshe vor zweyn vrumen mannen, den man des gelouben muge
    1324 BreslUB. 102
  • nene wecghverdighe lude scolen se [spetal] herberghen, de seych sin
    1344 LünebUB. I 249
  • wirt ein gotzhusman erschlagun ... so sol dz gotzhus von im einen val nen, und son sine erbun den val dem gotzhus gen, wirt er och siech, und lengt sich der siechtag, het er einen gutun val und ander vih, so sol er das minst vih angriffun und den val sparen
    1344 Burckhardt,Hofr. 240
  • die gifft [sin varnde guot] mag er wol dun, er ge ader ste ader lige, er sy gesunt ader siech, wan er sin gut gibet, daz gut und nicht den lip. wan ist eyn man des libes starg und gesunt und ist er der synne irrelosz und waz er dan dut, daz hat keyn macht. ist er aber des libes krang, daz man in musz dragen und heben, so hat er macht, waz er dut. sint der keiser in des riches recht hat geschrieben: alle ding, die mit synnen geschehent, die sullent macht haben
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) II 36
  • also ist vmb rerawb, da man nympt, wann ez print, oder da man toten lewten abczewcht oder tragûnden weyben, oder all siech lewt, die sich nicht erwern mûgen; daz haissent allez rerawb
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 222
  • jefter enich man js, deer dyn frimdsind vrsmayeth ende naeth comma wil, zoe scellen dy decken elkis deys banschildich scriuwa ... het en sie dat hi jn der tijdt, dae di send was, syeck were [wenn irgendein Mann da ist, der das erste Synodalgericht versäumt und nicht hinkommen will, so soll ihn der Dekan täglich als straffällig notieren ..., es sei denn, daß jener zu der Zeit, als das Synodalgericht stattfand, krank ... war] 
    1404 WesterlauwersR. I 600
  • zieke luyde ... en salmen toe gheenre tueginghe dwinghen, dat se koemen toe der tueginghe
    1426/40 KleveStR. Art. 319
  • als wann einer ... vssetzig were, wann das selbig ist ein siechtagen dauon die gesunden menschen auch siech werden, ... sollich ding zů offenbaren ist billichen
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 13r
  • dat we ghegeven hebben ... umme ... unser sele salicheyt eynen ewyghen swarten ferding geldes den armen seyken luden ... dar sek de armen zeken mede laven unde den leven god truͮweliken vor uns bidden
    1448 WernigerodeUB. 286
  • alle denghenen ... die in enighe husen wonen ..., daer yemende van der pestilencie gesturven of zieck leggende es, dat die ... gaen zullen den tijdt van zes weken lanck ... mit een witte roede van drie voeten lanck openbaerliken in hoer handt
    1452/94 AmsterdamRbr. 278
  • wa zwoͤy gemaͤchde nach den lantrechten sitzent, stirbt die froͮw vor dem man und im enkein kind lasset, so erbet der man alles ir eigen gůt fúr sin eigen; doch mag si ir morgengab ... geben wem si wil, ... si sye siech oder gesunt
    1454 Niedersimmental 47
  • gebeutet ein man dem andern zu dinge, und jener siech adir krang ist des tages, also er czum dritten dinge komen solde, so sal er seinen boten senden, ... thut er das nicht, so hat der clager ... gewonnen
    um 1490 RechterWeg II 674
  • als een richter zijn sentencie gheeft ende wijst tegen eenen die sieck te beddeleegt ende niet gecomen en can ... wordde die sentencie gegeven tot zijnen voirdeele, zoe zoude zij van weerden zijn
    1496 CoutBrab. II 2 S. 120
  • wairt dat, binnen den tijde als daenlegger besoingneert, ennige getuygen van den verweerdere zieck wordden, oft dat men twijfelen mochte van hueren sterven, oft van hueren vertrecke ende absenteringe uuyten lande, zoe zelen die commissarijse die mogen hooren, verleenende wederomme den aenlegger alsoeveele tijts opten voirscreven verweerdere, als zij besteedt hadden opten voirscreven aenlegger
    1496 CoutBrab. II 2 S. 157
  • nyemant en sall onnygen syeckenn luyden offt den ghoenenn dye myt syecken luyden wonnenn onnych vleysch vysch broet offt ander ettens kost betastenn laeten voir der tyt dat sy dat gekofft heben
    1518 DuisburgStR. IV 15
  • were es, das ein meister oder geselle [der Bruderschaft] in krankheit fiele ... und so lange siech lege, das jm an seiner pfrunden unnd notgerung abgienge; dem soll ein yeder meister, der dann der ordnung büchss hinder jm hat, hilff und beystandt thun mit leihen aus der büchsen
    1563 SteinmetzOrdn. 403
  • ob ein man siech wuͤrde, vnd sein weib hette kein lebendig kind von jm, wie er nichts vergeben moͤchte, ohne jren willen, von dem gute, darauff sie jm gegeben were
    1594 LünebStat. B iiijr
  • der aussaͤtzig mann entpfaͤhet ... kein lehen noch kein erbe, hat er aber das entpfangen vor der seuche, vnd wirt er darnach siech, er behelts vnd vererbet es als ein ander mann
    1597 Meurer,Liberey IV 21
II von Vieh: krank; als Sachmangel beim Verkauf oder Hinderungsgrund für eine Schlachtung
  • das alle des hantwerckis ynungslute kein siech vihe zu den bencken slan sullen
    14. Jh. GlWeichb. 357
  • welcher auch ein sieche khue schlueg ... sol mercklich darumb gestrafft werden
    1503 KitzbühelStR. 89
  • verkaufft einer einem anderen einn pferdt das stettig ist odder sunst brechhafftig oder siech, gebürt dem kauffer dise clag
    1536 Gobler,GerProz. 79r
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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