Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Siechtum

Siechtum

, m., später auch n.

(langwierige) Krankheit, Bettlägerigkeit, Schwäche; als echte 1Not (II) anerkannt; iVm. einem Adj. zur Bez. einer spez. Erkrankung: aussätzlicher Siechtum Aussatz (Lepra); fallender Siechtum Epilepsie, auch: Schlaganfall; roter Siechtum Ruhr
  • vier sache sint die ehaft not haizzent daz ist vanchnuͤzze vnd siechtum. vnd auz dem lande in gotes dienst vnd herren not vnd alle an geværde swelhev dirr sache den man irret. daz er zů dem tag niht chomen mag. so ist er ledich
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 103 § 1
  • swer eigen leute hat vnd vnde kvͤmpt der einez in seinem dienste in einen siechtum vnd wil im der herre in seiner notdurft nicht ze staten kvmen vnd vertreibet in von seiner helfe vnd uon seinem hause offenlich vnd kome im nicht ze hilfe do er im wol geholfen mochte han vnd wirt er gesunt der mensh ist iesa vrei
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 64
  • [Spitalordnung:] ez sol auch ewer iegleiches, daz siechtum niht irr, pei der mess sein, seiner andacht phlegen
    1328 MünchenStR.(Dirr) 115
  • wiert auch der vater von siechtum ... torecht und unsinnich und der sun phligt sein nicht fleizzichleichen, do mit verleust er sein erbtail
    um 1330 BrünnRQ. 402
  • swer von siechtům ... lenger aus waer dann ein iar, den selben und sein erben und sein gůt mag noh sol niemant von sein wegen bechlagen, uͤntz er chumpt oder uͤntz man fuͤr war innen wirt, daz er sey gestorben
    1340 MünchenStR.(Dirr) 365
  • wider den auzsetzligen siehtum 
    1348/50 K.v.Megenberg,BdNat. 285
  • wermuot ... ist auch für den vallenden siehtum guot, der ze latein apoplexia haizt
    1348/50 K.v.Megenberg,BdNat. 381
  • daz haimisch epfich ... erwecket den vallenden siehtum, der ze latein epilencia haizt
    1348/50 K.v.Megenberg,BdNat. 382
  • wenne denne der voyt ufgestehet, so sal er mit zcwen burgern uz dem rate gehen obir sin bette unde sal erkennen mit den, ab der sichtum also redelich sie, daz er vor libes not nicht vor gerichte komen moge
    1373 FreibergUB. I 93
  • geit ain mensch in siechtum vnd von forchten wegen dez todez etzwas dem andern, vnd antwurtt im daz gůt, daz mag der mensch behalten. ez waͤr dann daz den siechen die gab geraͤw vnd ez wider spraͤch, oder ob er wider gesunt wurd, oder daz niht behalten wurd, daz mit der gab gesprochen waz
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1068
  • eehaft not ist herren sarig, vanknuss, gros güss, siechtum 
    1391 OÖsterr./ÖW. XIV 444
  • de den roden segdom heft
    um 1450 Schiller-Lübben IV 176
  • [meister D. sol] verbunden sin, aller mengklichem ... raͧt und bystand zů tůnd, si syen mit pestilentz oder andern siechtůmen, wie die genant syen, begriffen
    1470 BernStR. X 196
  • nachdem vil schedlicher ... gemaͤcht der wein bißher dermassen ... geuͤbt worden sind, daß den menschen ... vermelten win niesend vil und merglich beschwaͤrden, kranckheit und siechtung ... doruß entstanden ... ist
    1487 RAbsch. I 282
  • der oberst richter wollt, daß es [Betrug] offenbar wurde, und es geschach, daß der offtgenant canzler fiehl in einen großen siechtumb, darinnen er solch groß vbel vnnd falschheit dem kaiser selbs bekhend
    um 1495 Freyberg I 111
  • ein bättelbrieff der armen frowen, so beswärt ist mit dem vallenden siechtumb 
    1521 SchweizId. IX 2075
  • [ehaftige noth:] das ine geuenknus, des rychs ... dienst oder ein siechtum gehindret vnd geirret hette
    1562 FreiburgÜMun. III Art. 412 (Hs. G)
  • [wer] schaden thut, daran man ... sinnloß, sprachloß und gehoͤrloß wird, oder eine [!] siechthum bekoͤmmt ... gehoͤret vor die fuͤrstliche obrigkeit
    1753 Klingner III 62
  • kommt dieses siechtum [das fallende Weh] von zauberei oder erschrecken her
    18. Jh. SchweizId. VII 203
  • daz nieman entsachet wert von der kuchen ampte, niwan der mit siechtum oder mit groͤzzers nuzes sache beheftet si
    oJ. Pez,Script. III 880
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):