Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): siegeln

siegeln

, v.


I (ein Dokument) mit einem Siegel (I) versehen, ein Siegel (I) anbringen; durch Siegelung (I) Urkunden anfertigen
  • alse vns her H. vnde sin vrouwe batent, alse sigel wir disen breif
    1273 Basel/CorpAltdtOrUrk. I 205
  • so haben wir disen scheit vnd disen brief gesigelt mit des priols der pridier von Z. vnd des rates insigeln
    1282 Zürich/CorpAltdtOrUrk. I 492
  • vnde dc diz alles state belibe dar umbe haissit min herre abt Wilhelm von sant Gallin disen brief sigillin mit simme insigil ze ainem ewigen vrchunde
    1284 CorpAltdtOrUrk. II 79
  • vnde daz dis ware si, vnde staͤte blibe derumbe han wir, die vorgenanten E., H. vnde B. sine sivne, disen brief gebetten sigelen mit der stette jngesigelen ze Rotwil
    1292 CorpAltdtOrUrk. II 732
  • das sin nit vergessen werde, wande es stete belibe, vnde die teile beidenthalb ane krieg wezen, dur ir beider bette, ze einem offennem vrkv̍nde der schidenge vnde der vsrihtenge dv̍ beschehen ist, so sigelle ich mit minem jngesigel disen brief
    1297 Klingnau/CorpAltdtOrUrk. IV 12
  • so der richter chaufprief umb ein haus oder umb ainen acher sigeln schol, so schol er den alten brief und den neuen gen enander verhoren
    1376 PettauStR. Art. 72
  • was unsere burger ... unseren iuden geldbrief gebent ..., dass darumb ein statrichter und iudenrichter miteinander sollen siglen und iedweder allein nicht
    1396 Schwind-Dopsch 283
  • een dienstman, die sine brieue ... segelt als een coeman, die sal voldoen ende betalen als een coepman
    14./15. Jh. KampenStR. I 20
  • dat en greetman allenna mey nymma siglia ner ferdlos litza butha tha orem [dass ein Grietmann allein, ohne Mitwirkung der anderen, weder für jemanden etwas siegeln noch jemanden für friedlos erklären darf] 
    1404 WesterlauwersR. I 626
  • wer unser geselle würdt ..., den sollen sie denselben unser gesellschafft brieff sieglen lassen und in den lesen doch an den enden, da sie des briffes sicher sin
    1414 Storn,Schwureinungen 153
  • haben wir [Friedrich III.] ... inen [Krems und Stein] ... mit rotem wax zu siglen und secretiren ... erlaubt
    1463 Hauptmann,Wappenr. 504
  • dit is riucht: dat ma sawn orkenen beth schel lyowe, dan sigelde breeff fan twa of fen trijm
    1480/81 JurFris. I 86
  • wie wol wir jn den fried brieff gestellt sint, dz an vnser wüsen vnd willen beschechen, so wellen wir doch den brieff nitt siglen 
    1487 Geschfrd. der 5 Orte 15 (1859) 170
  • dat men metten zeghele van verbande niet meer zeghelen en zal ten zy ter presencie van den 18 zwaerdekens
    2. Hälfte 15. Jh. AnnFlandre 4 (1842) 236
  • allewege sol man siegelen uf den dincklichen daigen, wanne die scheffen doch by ein andern moissen sin
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 30
  • kaysers Maximiliani II. privilegium vor die stadt B., daß sie mit rothem wachs siegeln moͤge
    1568 Biberach 203
  • daß nun ... gemelte burgermeister ... iede offne und beschlossne brieff und handlungen ... siglen moͤgen
    1568 Biberach 203
  • wo der gewalthaber nit ... vom adel ist, soll er seinen gewaltsbriefft nit allein siglen, sondern ein namhafftig person vom adel, oder einen prelaten ... bitten, daß sie ihm sein volmacht zu gezeugnuß siglen 
    TeutschForm. 1571 Bl. 100v
  • befinden wir, daß das sigeln und fertigen mit rothem wachs ... so gar gemein worden, daß sie desselben die creirten ritter ... eigenthaͤtig gebrauchen, da wollen wir ebenfalls daß hinfuͤro die creirten ritter ... mit gruͤn, die burger und ringere stands-personen mit gelb siglen und petschiren sollen
    vor 1612 CAustr. II 336
  • wann ein sigelmessiger in seinen aignen sachen allein siglet, wie es kraͤfftig seyn moͤg
    BairLR. 1616 S. 456
  • das niemant in der herrschaft R. schreib, noch sigl, es geschech dann vor der herrschaft, doch hierinnen das urbar außgenomen, auch prelaten und die vom adl, die mögen selbst umb ir grunt ... und umb leibgeding wol siglen 
    17. Jh. (Hs.) Tirol/ÖW. II 106
  • es ist befestnet das der landvogt keine brief siglen solle mit dem landsigel die ausserthalb unserer vogtei ... getragen werden ohne rath und willen des criminalgrichts
    vor 1716 OberhalbsteinLB. 148
II
(Waren, Tiere) zu Prüf- und Kontrollzwecken mit einem Stempel, einer Marke oä. versehen
bdv.: siegelieren

II 1 (bei einem Handwerksprodukt) durch Anbringen eines Siegels (I 2) die Qualität bestätigen
  • den oudermans vander gulden, omme dat sij alle lakene ende stucwerc, datmen maect binnen der stat, ouersien oft sij goed sijn van ghewande ende custbaer van zeghelene 
    1401 AntwerpenGesch. II 638
  • linwat schnider sonnd sweren der statt ..., die zwilchen unnd linwat ... in rechter maß unnd lenngj, als die sin soͤllen, ze schniden, ze siglen unnd ze zaichnen
    nach 1511 Peyer,LeinwandgewSGallen I 489
II 2 (eine Handelsware) zum Zeichen der entrichteten Akzise mit einem Siegel (I 2) markieren
  • da ließ ain rat ainen wirt mit ruͤten aushauen, ... der hett im seinen wein selbst gesiglet und ainem rat das ungelt abtragen
    1550 AugsbChr. VII 230
II 3 (ein Pferd) zwecks Zulassung zu einem Wettrennen mit einer Nummernmarke kennzeichnen
  • hat ain ersamer rat alhie ain rennen auf disen tag zuͤ halten ausgeschriben, und seind 7 roß gesiglet und zuͤ rennen angestelt worden
    1559 AugsbChr. VII 362
  • am sontag umb zwelf uhr hat man ... die rennroß gesiglet, ... und von jedem roß zuͤ siglen fl 1, d. 8
    1559 AugsbChr. VII 482
III jn. siegeln js. Gut unter gerichtlichen Verschluss, in Beschlag (I) nehmen
  • man sol auch keinen mitbürger sperren oder siegeln, er habe sich dan nicht wollen fienden laßen zu zwey oder drey mahlen
    1. Hälfte 16. Jh. BreslStR. 86
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):