Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sinnlichkeit

Sinnlichkeit

, f.

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I Verstand, Vernunft
bdv.: Sinn (I)
  • vulmechtich myner redelecheyd vnd sinlecheyt, allene beswaret myd krankheyd mynes liues
    1445 Schiller-Lübben IV 213
  • unnde verszien unns tho J.H., unszen bodenn, he zyne vemufft unnde sinlicheit nicht werde sparen, wes he tho behechlicheyt des gemenen bestenn unnde des koppmans mach bedriven
    1495 HanseRez.3 III 398
  • [G. ist] uß unfalle zu veranderung syner sinlichkeit komen vnd mit der vernonfft zun hochsten nit versehen
    1497 Kriegk,Bürgertum II 354
  • so gemelte kranke person noch by gůter sinnlichkeit und vernunft erfunden und sy ... libs halb vor gricht nit erschinen moͤge, ... dann so mag die selbe kranke person ein gwalthaber [setzen]
    1539 BaselRQ. I 1 S. 369
II Fähigkeit zur Wahrnehmung durch die Sinne (II) 
  • durch synnlicheit der menschen mag nit-syn auch bewyst werden, als das wysß nit schwartz, suwer nit süß, heiss nit kalt sy
    1498 WormsRef. II 3, 15, 7
  • farend guot ist alle farende hab, wie die namen hat, es sige gält, geltschulden, win, korn ... und alles anders, daß farend ist, so die sinlikait wol begriffen mag
    1532 SGallenOffn. I 29
III von Lust oder Instinkt gesteuertes, sinnliches (IV) Begehren, Verlangen; auch allg.: Bestrebung
  • daß eine jegliche parthey ... eigene rationes und sinnligkeiten haͤtte, und zum gemeinen besten nicht viel anwandt
    1667 Pufendorf,RZustand 164
  • betten vnd arbeiten seynd zwey zigel, mit denen deß menschen sinnlichkeiten gezaumet werden
    1686 AbrahSCl.,Judas I 550
  • der subjective grund aller rechtsverletzungen liegt in illegalen triebfedern der sinnlichkeit, welche zu der that bestimmen
    1801 Feuerbach,PeinlR. 103
  • alle uebertretungen haben einen psychologischen entstehungsgrund in der sinnlichkeit, in wiefern das begehrungsvermoͤgen des menschen durch die lust an der handlung zur begehung derselben angetrieben wird. dieser sinnliche antrieb muss, wenn die that unterbleiben soll, durch einen entgegengesetzten sinnlichen antrieb aufgehoben werden. solch ein entgegengesetzter sinnlicher antrieb ist unlust (schmerz, uebel), als folge der begangenen that
    1801 Feuerbach,PeinlR. 15
  • wo phisischer zwang nicht wirken kann, da muss ein surrogat durch psichologischen zwang hergestellt werden, indem man der sinnlichkeit durch die vorstellung eines auf die gesetzesübertretung folgenden uebels als ein gegengewicht entgegenzuarbeiten sucht, welches die nothwendigkeit der zufügung des uebels erwirkt
    1804 Gönner,StaatsR. 425