Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Sippe
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Sippblut
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1Sippe
, f., Sippt, f.
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I
(Groß-)Familie, Verwandtenkreis, Gesamtheit der (ehelich gezeugten, lebenden, erbschaftsberechtigten) (Bluts-)Verwandten einer Person
bdv.:
Freundschaft (I)
- gechórner ze déro síppo dero hêrôstôn ze Romoum 1000 Notker I 73Faksimile - in Google Books
- stirbet ein man, der weder wip noch kint hat, unde lezet gut ... hat he nicht andere sippe biz an di nagilmage, derselben ist iz zu rechteum 1300 FreibergStR. V § 34
- [wir] haben erlaubet ... ihm und seiner sippe zu stiften ... einen altar1351 (jüngere Abschr.) WürtVjh.2 18 (1909) 197
- eyne sibbe ist eine mogeschaft dy uon naturlichim stamme von einem elichin manne vnd von seime elichin weibe kumt, vnd heysin erbelingeum 1390 BlumeMagdeb. 86Faksimile (ca. 134 KB)
- van zijnre zibben bem ic comen15. Jh. MnlWB. VII 1042
- du solt ... meiden zu der ehe, alle die menschen, die dem gesippet sint, bey dem du nun einmahl gelegen bist, zu der ehe oder zu der unehe, und das heisset schwaͤgerlich sippe1759 Eisenhart 164Faksimile - digitalisiert von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
II
Personengruppe der nächsten Verwandtschaft
- de sek naer to der sibbe gestoppen mach, de nimt dat erve to voren1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 3 § 3
- habend die andern nechsten erben nach der sipp daran kein gerechtigkeit noch vorderung gehapt1388/1493 TübStR.(Rau/Sydow) 40
- so wir vns glich nohe zcu der sippe mogen gesippen1460 Bocksdorf,GForm. 426Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
- welche personen sich von der schwert-seiten zu der sippe nechst berechnen und ziehen moͤgen, die nehmen das stamm-erb-gut1577 BremRitterR. 10Faksimile - in Google Books
- wann in aufsteigender und niedersteigender linea keine person im leben ... so faͤllt das erbe an die nehesten blutfreunde ... und alle die sich gleich nahe zu der siep ziehen koͤnnen, nehmen auch gleich theil1583 HadelnPriv. 88Faksimile (ca. 142 KB)
- das denn der, so sich neher zur sippe zeuget, das erbe auch fuͤr andern seitlingen nemmen solle1597 Schubeus,Erbsch. M ijvVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
III
wie Sippschaft (I); halbe Sippe Halbsippe, halbbürtige Verwandtschaft; Baum der Sippe wie Sippbaum; geistliche Sippe Angehörigkeitsverhältnis zwischen Pate (I) und Patenkind
vgl.
Seitenlinie
- an deme sevenden [lede des middelsten vingeres] steit en nagel unde nicht en let, dar umme lendet dar de sibbe unde hetet nagelmage1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 3 § 3
- sve so ime erve to seget nicht von sibbe halven, denne von gelovedes halven, dat hebbe man vor unrecht1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 30
- nimt en en wif oder iuncfrowen, der he nicht hebben ne mot van sibbe oder van vadderscap1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 1 § 109
- [Auflistung] das man dy sippe erkenne, wo sy beginne und wo sy ende1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 4
- von wip halben en mag keyn man vormunde gesin, ab wol dy sippe sich neher underwillen entczu zcuthnach 1358 Rb.n.Dist. I 49 Dist. 5Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- käme aber die sipp von dem vater ... vntz ze dem vierden oder ze dem fünften, vnd dann muotermag kämin, die dem totten mentschen nächer sipp wärin, ... die süllent ... erben1387 GlarusUrkS. I 308Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- außlegung des bawmes ... von der mageschafft aller menschen, wie nahe eins dem andern zu gehoͤrt in der sippe1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. BrVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- [G.] scholde syne sibbe beleden, bewisen und tobringhen na rechte, dat he de negeste erve were1412 HamelnUB. II 17
- weren oeck de oem ende de moye van haluer zibbe, soe weren de oldevader ende oldemoder rechte eruende1425 GroningenStB. 11Faksimile (ca. 149 KB)
- schel ma naet mey recknia in da baem des sibbes1480/81 JurFris. II 92Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- gastlick sib compt fan da helliga sacrament, als dij prester deept een kynd, ende dij deer't heuet fan da font, beyde sin ze gastlicke feders to dat kyndt1480/81 JurFris. II 98Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- weder mit früntschaft, sippe noch in anderweg ganz nüntzit verwandt1506 RadolfzellHGO. 162
- vngezweyter bruͤder kinder stehen an dem gliede, dar die schultern vnd arme zusammen kommen ... im ellbogen stehen die andern, im glied der handt die dritten, im ersten glied des mittelfingers die vierten ... im siebenden, dz ist kein glied, sondern der nagel, darumb endet sich auch aldar die sipp vnd werden nagelfreunde geheissen1597 Schubeus,Erbsch. D iiirVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- ziehen sich zu dem gut von siep halb des toden manes vater bruder sone16. Jh. Wasserschleben,SuccO. 174Faksimile (ca. 224 KB)
- [daß] sippe, sipschaft gewoͤhnlich sowohl auf blutsfreunde als [auch auf] schwiegerliche anverwandte eine beziehung haben1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 544
IV
Verwandtschaftsgrad; Stufe, Abstand innerhalb der (Bluts-)Verwandtschaft; ua. im Erbrecht und in Eheverboten
bdv.:
Sippschaft (II)
- ief di eedswara enigen man wroeght omme sibbe ende hi dat sib naet birecknia ne can, so is hi banschyldich [wenn der Sendgeschworene irgendeinen Mann wegen (Ehe in zu naher) Verwandtschaft rügt und er die Verwandtschaft nicht nachweisen kann, so ist er bruchfällig]10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 170
- hat der pabest erlovbet wip zenemenne an der fivnften sippeum 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 3 bFaksimile (ca. 238 KB)
- ob die mage mit anander gerechenen mugent, das si ze der fünften sippe ainander mage sintum 1275 (Hs. 14. Jh.) Schwsp.(W.) Art. 350
- ez enmag auch kein wibes friunt vint gesin umbe den totslach, wan mannes friunt unze an die sibenden sippe1276 AugsbStR. Art. 28 § 7
- diu sippe diu ist ûz gezelt zwischen mir und mînem nevenEnde 13. Jh. DietrFlucht V. 3853
- daz hant lit bezeichint die dritten sippe, daz erste lit des vingers bezeichint die vierdin sippeAnf. 14. Jh. GörlitzLR. 45 § 10
- deu ander sippe ist an dem ellenpogen, daz sint geswistreit chint; deu dritt sippe heft sich an dem riste, daz an den armen stœzzet, das sint geswistreit chindes chint und haizzent alder eninchelvor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 153
- [clagher] E. en ware maech ten derden jof naerre van rechten zibben ende van ghetrouweden bedden1. Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 254Faksimile (ca. 175 KB)
- also erbet man alleweg vor sich uff den nesten ... doch haben dy Swoben von keiser kur und volbort behalden, das sy erben uber dy sybende sippe also verre, als sy ymer (ge)reichen mugen ire sippe1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 4
- ez sont och vatermag und můtermag, die in gelicher sipp stand, es sigint frowen und man, gemainlich ... erben1381 KonstanzRbfRotB. 18
- der kayser ist der swagerschaft nach an der dritten, vnd der gepurt nach an der vierdten sypp mit jm1485 AlbrAchillesKaisB. Forts. 67Faksimile - in Google Books
- so mus ... B. seyne mogeschaft und sippe, wie nahe er Barbara B. angeborn und gesippet gewest sey, vor euch yn gerichte aussagenum 1490 RechterWeg I 209
- die sond auch glych ze erbe gaͧn zů des kindes gůt, und also us und us, die glych sind an der sipp und an dem glidum 1500 RottweilStR. Art. 150Faksimile (ca. 197 KB)
- sechs sein sypp der erbunge in besytzungen der gueter [sex sunt gradus successionis in possessionibus bonorum]um 1500 Summa legum 379
- sipschaft ist ain ... verainigung des geblüts etlicher personen, die aus ainem leiplichen stamen und ye ain sipt von der andern entspringt1521 WindsheimRef. 168
- wo mer person in gleicher sipt ain erbschaft zuesteet und derselben etlich nemen die erbschaft an und etlich nicht, so fellt ... [alles] denen haimb, so die erbschaft angenumen haben1528 ZeigerLRb. 401Volltext - im Repertorium digitaler Quellen zur österreichischen Rechtsgeschichte in der Frühen Neuzeit
- sippe oder im latein gradus genant ... dardurch man erkent wie ferne oder nahe eine der andern verwant sey1541 BaumMagschaft 321vVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- wann ... in der seitenlini kein blutsfreund innerhalb des zehenten grats oder sipts verhanden1573 NÖLTfl. III 80 § 6
- die freunde, so den nechsten gradum oder sippe des verstorbenen erreicht, haben den besten anfall oder erbrecht zu seiner verlassenschafftBöhmStR. 1614 F 14Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
V
verwandtschaftliche Verbundenheit, Zugehörigkeit, Beziehung; familiäre Abkunft
- tha federia alsadene minna te retzia bi asega wisdome, thet hira sibbe vnslitande se [dem Vatersbruder hat das Kind nach dem Spruch des Asega eine solche Abfindungssumme zu geben, dass ihr Verwandtschaftsband keinen Schaden nehme]um 1300 HunsingoR. 34
- [Bündnisbrief:] daß wir betrachtet haben angebohrne sipp, besondere treue1408 Lünig,CJFeud. I 192Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- daz wir von alter her und angeborner sippe ... der herrschaft zu A. eigen gewesen1436 Abensberg/Rockinger 28
- [die vorsprechen sollent globen, getruwe zu sin] und des nit zu lassen umb sippe ader mageschafft1444 MainzKämmW. 157Faksimile - in Google Books
VI
Verwandtschaftsnachweis
bdv.:
Sippung
vgl.
Sippebrief
- want úns och duͤchte nach der selben sippet und zúgsami, das C. tochter me rechtes ze dem gůte und erbe hetti denne die andern teile1350 FRBern. VII 496
- wey eyn sibbe voren wil, sal bringen veer fromme lude, den dat witlick und kundich isMitte 15. Jh. SoesterR. 374
- [er] beweise, wie recht seine naheschafft mit einbringung der sibbe1599 DirschauWillk. 37 [hierher?]Faksimile (ca. 67 KB)
VII
Frieden, Friedensruhe
vgl.
sippen (II)
- chimanacfaldit uuirdhit siin chibot endi sinera sipbea ni uuirdit endium 800 AhdIsidor 22, 15
- [Krönungseid:] þæt godes cyrice ⁊ eall cristen folc minra gewealda soðe sibbe healde [dass Gottes Kirche und das ganze Christenvolk meines Gebietes wahre Friedensruhe halte]975/78 Liebermann,AgsG. 216
- beo ðam halgum tidan, ealswa hit riht is, eallum cristenum mannum sib ⁊ som gemæne [an den heiligen Festen sei, wie es Recht ist, allen christlichen Menschen Friede und Eintracht gemeinsam]1008 (Hs. um 1060) Liebermann,AgsG. 242
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