Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sitz

Sitz

, m., n.?

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I festgelegter Sitzplatz; auch: Sitzen in einer best. Sitzordnung; offen zu IV 
  • der sitz am stattgericht und der aynung, ... das die von herrn vermainten, si solten am nechsten nach dem obersten richter sitzen
    um 1470 AugsbStR. S. 305
  • soll er [erz-herzog] ... sitz und gang zu der rechten seithen des reichs [haben]
    1530 Schrötter,ÖStaatsr. I 226
  • sollen sie [cantzlei personen] auch an den ort und platz, dahin jeder verordnet und seinen gewontlichen sitz in der cantzlei hatt, sein geschefft verrichten
    MünsterKzlO.(1574) 255
  • wann ein ratsrichter sähe einen oder meer der räten allso ungwonlicher wys uß dem rat uß und yn louffen, sol er sy deßen ab- und wider an jr ort und sitz manen und den unghorsamen das ratgellt nitt geben
    1580/95 LuzernSTQ. IV 250
  • [ein] scharpf- und nachrichter gelobt, ... die predigen fleißig zubesuchen, darum er auch sein eigen sitz und stůl in der kirchen hat
    1666 BernStR. VII 1 S. 527
  • ruhbuͤhnen: abtritt auff denen fahrten, sind sitze von pfosten, in ruͤcken der fahrten angemachet, daß man drauff sitzen und ruhen kan
    1693 Schönberg,Berginformation Anh. 77
  • [eröffnung des todes-urtell:] derjenige mrgh der räthen, so das examen verführt und der erst im rang ist, [habe] als praesident in der mitte seinen sitz ... und [führe] den blutstab in der hand
    1743 BernStR. VII 1 S. 399
  • in dem heraußgehen aus der kirchen solle kein geträng seyn, sondern jeglicher aus derjenigen thür hinaus gehen, bey der er am nächsten seinen sitz hat
    1748/49 ZWestf. 151/152 (2001/02) 355
  • [introduktion eines kammerrichters:] der kammerrichteramtsverweser raͤumt ihm ... den erhabenen sitz ein und uͤbergiebt ihm den gerichtsstaab
    1791 Malblank,Kanzleiverf. I 48
  • strafen [gegen procuratoren]: 1) der verweise 2) des untersten sitzes auf einige zeit in der audienz
    1791 Malblank,Kanzleiverf. I 222
  • sollen die mitglieder, wenn sie einmal in einer bestimmten ordnung ihren sitz genommen und unterschrieben haben, ... dabei bleiben
    1808 SystSammlSchleswH. I 357
II Wohnstätte, Wohnsitz; Residenz, (herrschaftliches) Wohnhaus (zB. Burg, Herrenhaus, Schloss); haushäblicher Sitz abgabepflichtiger Haushalt
  • den sitz vnd daz gesæzz da tze S. mit hovse vnd mit hofstat vnd elliv div lehen, div der P. in dem dorffe da tze S. ... het
    1287 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. II 292
  • daz ich minen sitz datz Schirling als ich in hiut inn han mit nutz vnd mit gewer, besuht vnd vnbesuht, han verchauft
    1294 CorpAltdtOrUrk. III 184
  • ein sitz zu S. haus und hof und die selden mit aller zugehoͤrung
    1393 Rockinger
  • werez das einche persone oder mee ... in die staid ziehen worden, alle die selben sollent diesse nehsten zukunftigen zehen jare einen fryhen setze zu M. haben, also das sie aller sture ... gentzlichen fryhe sin sollent
    1436 MainzChr. II 1 S. 203
  • ob auch jemand daͧrinn [huͥser] nitt sinen oͤrdenlichen vollkomnen sitz hette
    1485 BernStR. VI 1 S. 189
  • hat ein man kind, ... so erbt der jüngst sun den siz, dz ist dz huß
    2. Hälfte 15. Jh. Büron 111
  • die mit schlossen oder sitzen im land ze Baiern beerbt sind
    1501? Lieberich,Landherren 12
  • das K.C., sein angenomener pfrundner, ... sein wonung und sitz in dem gemelten hoff haben soll
    1518 SchlettstStR. 173
  • vorkaufft vnd obergeben ... den sitz vnd forbergk sampt der halben huffenn
    1521 MeißenUB. 262
  • den sitz mit dem dorfe N. und allen iren zu- und eingehorung, zinsen, renten, dinsten und allen gutern
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 279
  • landes, haus, hoff vnnd sitz 
    1529 MittOsterland 6 (1863/66) 268
  • so ir einem iren sitz und haushaltung lenger in der statt S. ze halten nit gelegen sein wolte
    1535 SchlettstStR. 412
  • daß ... ein ... adelsman, so in ... Schlettstatt, darin sein hauswonung und sitz ze haben, ziehen wurde, ... schweren solle
    1535 SchlettstStR. 412
  • so der in unser statt L. zuͤcht mit hushablichem sitz unnd burger werden will, soll der selbig vor unnd ee vier jar in der statt L. huss han
    1550 LuzernSTQ. IV 486
  • [Übschr.:] von sitzen, sedlhöfen und hofpeuen
    1553 BairFreibf. 244
  • in welcher staͤdt, sitz, flecken, doͤrfern, weilern und hoͤfen
    1559 Kerner,RRittersch. II 21
  • pantäding und gerechtigkaiten, so zu dem sitz G. gehören
    um 1570 NÖsterr./ÖW. VII 559
  • genügen, das er [landbott] ihme [landtmann] die ladung auf seinen sicz oder haimbwesen antworte
    1573 NÖLTfl. I 5 § 2
  • dann sy von irem sitz stür and brüch gëbind
    1588 ZürichOffn. I 181
  • wor den koͤninges menne ... syn, de dar hebben einen sitt edder mehr, so sint se schuͤldich, dat se hebben vulle wapen unde tehen mit in die herrefart, up ere egen kost und teringe... § 2. blifft he oͤverst tho huß ane genochsamen voͤrfall effte ane verloͤff, so gelde he dem koͤninge van jederem sinem garden (dat is sitte), so vele he hefft, dat druͤdde deel einer haffne
    1593 JütLow.3 III 7 § 1
  • für sollich sein [appendecker] verdienen geben meine herren ime alhie einen freien sitz 
    16. Jh. SchlettstStR. 416
  • der syz mit allem nucz weggebrandt
    16. Jh. ZSchles. 14 (1878) 577
  • einen freyen sitz ohne alle burgerliche beschwerten
    1601 SchlettstStR. 803
  • ihnen der hunnen sitz zuaigneten vnd beschuͤtzeten
    1619 Lazius,Wien I 14
  • keyner, so keyn hushäblichen sitz in vnsere statt hat, soll der stab zuuersetzen nit befuͤgt syn
    1622 BruggStR. 258
  • mit keinem adelichen sitz versehene ... [zu jagen] unberechtigte
    1656 Schlüter,WestfProvR. III 141
  • der adentliche sitz und schloß [ist der cent befreiet]
    1662 WürzbZ. I 1 S. 700
  • sollen alle ... pensionarii und pfandes-einhabere von adelichen sitzen, klöstern, oeconomeyen, hospitalien, städten und bürgern gehörigen ... den viehe-schatz ... erlegen
    1667 Sachsse,MecklUrk. 393
  • G., dorf ohne sitz und burgstall
    17. Jh.? Strnadt,Grenzbeschr. 682
  • von gefreyten sitzen und sedelhoͤfen unterscheiden sie [hofmaͤrcher] sich darinn, daß bey diesen letztern die jurisdiction ... nicht uͤber das dachtrauf hinausgehet
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 432
  • einer witwe ein sitz anzuweisen
    1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 63 § 1
III Ort, an dem sich eine Institution (Gericht, Regierung, Verwaltung uä.) befindet, Amtssitz, Standort; auch bildlich
  • hertz vnd gemuͤte des regenten selbst zum sitz dieser vortrefflichen tugend der gerechtigkeit
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 62
  • es hatte Rom schon laͤngst auffgehoͤret ein sitz des alten roͤmischen reichs zu seyn
    1667 Pufendorf,RZustand 27
  • wo das gericht, bey welchem die klage angestellt werden soll, seinen sitz hat
    1794 PreußALR. I 14 § 321
  • sie [geistlichen] sind verpflichtet, an dem sitze des stifts ordentlich residenz zu halten
    1794 PreußALR. II 11 § 1128
  • wer einmal eingeschrieben worden, bleibt ein mitglied der universität, so lange er sich am sitze derselben aufhält
    1794 PreußALR. II 12 § 75
  • die kaiserlichen landgerichte: ... das onolzbachische in Franken, welches ... seinen sitz zu Ansbach hat
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 55
  • repraͤsentantenkammer, ... die in Berlin ihren sitz haben soll
    1815 Pölitz,Verf. I 1 S. 55
IV Amt in einer Institution, einem Kollegium, Gremium, Rat uä.; Sitz und Stimme Mitgliedschaft bzw. Anrecht auf Teilnahme mit Berechtigung zur Stimmabgabe; den Sitz bessern eine Amtstätigkeit höher vergüten
  • söllen wir [maister und rat] ... jn diser aynung ein besonder stim haben, und mit unserm stand oder sitz bey andern stetten gehalten werden, nach unserm alten herkomen
    1500 UrkSchwäbBund. I 407
  • mit rhaat unnd vorwüßen eins schultheißen oder statthalters, der denzemall am sitz ist
    1593 LuzernSTQ. IV 305
  • under dem herrn ammeister hatt man den neuwen rahtsherren den sitz gebessert und einem iden 2 rahts ß damit sey aber fleissiger sitzen dan zuvor
    16. Jh. Alsatia 1873/74 S. 470
  • indemme eines theilß dz ceremonial melde, dz die 4 elteste herren im sitz sollen [zu einem neüen schultheissen] dargeschlagen werden
    um 1600 LuzernSTQ. IV 140
  • den ersten sitz und stimm im land-rath
    1666 SalzbChr. 18
  • denn ich halte es werde die christliche religion keinen schaden nehmen, wenn gleich einer von den teutschen bischoͤffen in einem jahre eine oder andere messe nicht halten wuͤrde, da er mit einem hoffertigen geleit umbgeben ist und den ersten fortpflantzern der christlichen religion ihre armuth auffruͤcket. also mag sich traun der mayntzische seines gebiets freuen, daß er die wuͤrde eines cantzlers in teutschland erhalten koͤnne; die ursach ist aber nicht zu finden, warumb man ihm einen geistlichen sitz beylegen muͤsse, da andere fuͤrsten, die ihnen das gemeine besten eben so wol angelegen seyn lassen, mit einem gemeinen sitz zu frieden seyn
    1667 Pufendorf,RZustand 318
  • reichs-lehen, deren besitzer das recht, sitz und stimme auf den reichstaͤgen zu haben, nicht hergebracht haben
    1761 v.Justi,HistSchr. II 241
  • landsaͤssige staͤdte, die auf landtagen sitz und stimme haben
    1786 Gadebusch,Staatskunde I 54
  • sitz und stimme im capitel kann nur der erlangen, welcher zum subdiaconat eingeweiht ist
    1794 PreußALR. II 11 § 1084
  • vermöge eines besondern privilegii können zur uebernehmung von vormundschaften nicht gezwungen werden: ... räthe, die in königlichen collegiis sitz und stimme haben
    1794 PreußALR. II 18 § 208
  • so gehören zu dieser classe [hoher adel] nur die mit sitz und stimme auf reichsversammlungen versehene fürsten und grafen
    1804 Gönner,StaatsR. 70
  • allen zuletzt gewesenen kurfuͤrsten [werden] als kreisobristen sitz und stimme in dem ersten rath der bundesversammlung gegeben
    1815 AktWienKongr. I 1 S. 50
V
wie Sitzung (I); hier: Gerichtssitzung
  • umb denselbigen sitz schol man im [veldrichter] raichen albeg 60 ₰ von ïglichem taiding
    um 1400 NÖsterr./ÖW. VIII 863
  • aid der verordneten herren an der metzger- vnd vischerstraff: ir werdt schwörn, ... das ir ... alle acht tag ein sitz halten vnd niemand einiche straf nachlassen [wellet]
    16. Jh. JbHistVk. 1 (1925) 48
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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