Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): sollen

sollen

, v.

automatisch generierte Links zu anderen historischen Wörterbüchern:
mit eingeschränkter Berücksichtigung der Hilfsverbfunktion

I (jm. etw.) schulden; (jm.) verpflichtet sein (etw.) zu leisten, zu bezahlen
bdv.: schulden (I)
  • ther scalc fant einan sinan ebanscalk, ther scolta imo zehenzug pfendingo [servus ille invenit unum de conservis suis qui debeat ei centum denarios] 
    um 830 Tatian 99, 3
  • uuio filu scalttu minemo hérren [quantum debes domino meo] 
    um 830 Tatian 108, 3
  • hu mycel scealt þu minum hlaforde
    1. Hälfte 11. Jh. EETS. OS. 304 S. 136 (Lukas 16,5)
  • zwên man solden gelden / der eín sold besunder / phennínge funfhundertt / der and solt nîwan fumftzich
    um 1100 Maurer,RelDicht. II 430 [hierher?]
  • swer aver sînem vriunde iht sol 
    1216 Thomasin V. 14521
  • hat er daz gůt gekouffet vnd sol er im dez noch iht, daz sol er dem gelten geben
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 314
  • wir haben dir vergolten alles daz, daz wir dir scholten 
    1275/76 Königebuch/Dsp.(Eckh.1971) S. 164
  • swer ein swert oder ein mezzer zukchet, der sol dem rihtaer sehzikch phenning
    1299 PassauStR. 174
  • js sint verboten alle chæuf vor den toren ... der daz brichet, der schol xxx ze wandel
    1307 BurghausenStR. 180
  • ein gast chumt ein deu stat und piutet einem purger fur ... und gicht, er sei im guots schuldich worden ..., der puger gicht, er sull im nicht
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 200
  • umbe gelt sol jeweder teil recht nemen vor dem richter, da jener seshaft ist, der daz gelt sol 
    1337 FRBern. VI 350
  • herzog L. solt N. ... umb sinen dienst 100 mark silbers
    um 1380 HabsbUrb. II 1 S. 595
  • es waren zwen schuldiger eim lechner: der eine scholt im V hundert phening, vnd der ander I
    2. Hälfte 14. Jh. CTepl. I 86 (Luk. 7, 41)
  • wie vil taglön man dann die aht tag sülle 
    14. Jh. SGallenRatsSatzg. 131
  • so sol der fronbanwart zehen schillinge ze vische pfennige
    14. Jh.? Hanauer,Constd'Alsace 287
  • wär aber, das ainer beclagt vvürde von seins knechtz oder ehaltn vvegn, der ist nicht schuldig mer für in ze gebn, vvan alz vil er im seins lons schol 
    14. Jh.? Heumann,Opuscula 79
  • eines burgers wip mag ... enkein gedinge machen an irs mannes willen, wan vntzan vier phenning. ist aber si ein koufferin, also das si offenliche kouffet vnd verkouffet, so sol sie gelten was si sol vnd ir man waz ez ist
    1410 FreiburgÜÜbers. Art. 20
  • [E. und U.] sullen mir unverschaidenlich 24 ℔ und 6 schillinge dn.
    1448 Ruland,Handlungsb. 10
  • also sollent die von Argun den von Augspurg dieselben fl. all noch
    1450/68 AugsbChr. II 207
  • [die von] A. ... sollen an die zent
    1494 WürzbZ. I 1 S. 603
  • wie to der spraken nicht enqueme, de scall penninge vi
    15. Jh. (Hs.) NdJb. 33 (1907) 4
  • wellicher sin eigen můß und brot hat, der soll jerlich einen tagwen
    1502 ZürichOffn. I 214
  • je die hussröichy sol einem vogt i herbsthun vnnd ein vassnachthun
    1543 Zürich (Kt.)/GrW. I 44
  • der ammann zu U. soll jerlich neben den hůneren, so er einem schultheißen einzuzüchen hat, an haber 10 müt
    um 1622 BernStR. V 247
  • C. soll mir noch hundert thaler, d.i. ist sie mir schuldig
    1780 Adelung IV 509
II
jm. gebühren, zustehen
  • weaxe sio bot be ðam were, swa ilce swa sio manbot deð þe þam hlaforde sceal [es wachse jene Buße gemäß dem Wergelde (des Erschlagenen), ebenso wie (das) die dem Herrn (desselben) gebührende Mannbuße tut] 
    688/94 (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Ine 76
  • men mut silver wol gelden mit boden. neneme boden ne scal men it aver antwarden, he ne si besceden dar to vor gerichte van jeneme, deme dat silver scal 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 40 § 3
  • daz erst tail dez guetes schol dem richter, daz ander dem wunden, daz drit tail der stat
    um 1330 BrünnRQ. 348
  • dy mark sal halb den ratluten vnd halb den gewerkin
    1349 CDSiles. VIII 30
  • dieselbe 60 ß ₰ sollen eim lande und dem gerichte ... zu H.
    1354 (Hs.?) Wetterau/GrW. III 412
  • de helfte van allen broken sal oppet hus tor Narwe, de ander helfte sal dem wicbelde
    1374 LivlUB. I3 Sp. 290
  • so enschal numment ... enes vornomen personen ynghezeghel grauen, em werde loue dan, dat it deme scal, des syne wapene, teken edder name wert inghegrauen
    1380 MecklUB. XIX 526
  • nach ausganng der benennten zehen jar, so soll vnns uͤber die fron von ainer yetlichen markh silber ain reinischen gulden
    1463 Lori,BairBergr. 65
  • lude ... segeden under sych ... dat [swert] solde kortelike over iii der oversten van den gylden
    um 1500 MünsterGQ. I 167
  • das dritte teil solchs opfers soll dem ordinario
    1519 LutherGesAusg. IV 1 S. 599
III nützen, taugen, wert sein
  • waz sol mir beide êre unde gewalt
    um 1250 (Hs. 15. Jh.) Wolfdietrich I B 732, 1
  • H.s hus ist gar nit guot, die stuben sol allein etwas
    1555 Hotz,Zürich I Sp. 79
  • die wag ist falsch, sy soll nüt
    1564 SchweizId. VII 772
IV müssen, verpflichtet sein, bestimmt sein; in der Paarformel sollen und wollen zum Ausdruck einer Verpflichtung und der Bereitschaft, diese zu erfüllen; auch: elliptisch unter Auslassung des Infinitivs eines Bewegungsverbs: soll an das hohe Gericht muss an das Hochgericht kommen
  • that ic thar girîsu, thar ic bi rehton scal uuonon an uuilleon
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 826
  • þis sint ða domas þe ðu him settan scealt [dies sind die Gebote, die du ihnen setzen sollst] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af El. 11
  • gif hine mon togenedan scyle, ⁊ he elles nylle, gif hine mon gebinde, þolige his wæpna ⁊ his ierfes [wenn man ihn (zur Gefängnisstrafe) zwingen muss, und er anders nicht (sich fügen) will, wenn man ihn bindet, so verliere er seine Waffen und sein Eigentum] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af 1, 4
  • sô der mahtîgo khuninc daz mahal kipannit, dara scal chunno queman io kilîhhaz
    9. Jh. MSD. V. 32
  • si pretium debet recipi. necne upi er de puozza uuelle odo scúli intfahan
    10./11. Jh. AhdGl. II 99, 30
  • he [Pächter] n'is nicht plichtich to dunde dar [gepachtetem Gut] van, wan alse he weder sinen herren bedinget hevet. gerichte scal he aver dar van suken unde sent
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. Art. 73 § 3
  • swe wilde dir hegen wel buten banvorsten, de scal se binnen sinen bewarchten weren hebben
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 62 § 3
  • swer den totslac getut, den sol man haupten
    1276 AugsbStR. Art. 38
  • wirt im ertailt, daz er bezzern schulle 
    1299 PassauStR. 176
  • pfafen vnd weib, juden vnd mesnær vnd hierter schullen nicht raise varen. si svllen auer ir helfe dar zv tvͦn mit leuten oder mit guͤt
    1300 Schwsp. Var./WSB. 80 (1875) 364
  • [dass] noch we noch stad voget dat vorbenompte stichte nicht an hinderen enscullen noch nicht rechtes anthen schullen sunder se gensliken mit orem gerichte schullen unde willen beweren laten
    1345 HildeshUB. I 555
  • das we hebben vorkoft ... mitt gantzer vulbordt alle der, de dar tho rechte vulbordt to geuen scholdenn deme parnere tzu W. ... achte schillinge geldes in einer huue to D.
    1346 IlsenburgUB. I 206
  • der keiser in des riches recht hat geschrieben: alle ding, die mit synnen geschehent, die sullent macht haben
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) II 36
  • wer einen ladpoten oder einen fronnpoten ... layd tuet ... der schull dar vmb dem hertzogen zu puezz veruallen
    1370 Schlager,Wien II 75
  • daz wir keyne bette ... an daz dorf und an dy lute nicht en stellen sullen nogh en wollen
    1371 PaulinzelleUB. 250
  • soe hwane so ma sieth mith yserne and sijn haud ..., ief ma hine therefter snithie scel, soe ach hi this snythes en pund [wenn man jemandem mit einem Eisenpfeil in den Kopf schießt ... so gebührt ihm, falls man ihn danach schneiden muss, ein Pfund für den Schnitt] 
    14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 432
  • wy scholet unde willet ere truwe amptmanne dar uppe [slot] wesen
    1430 BremUB. V 469
  • eynen medewoner schulle we vordegedingen glich unsem borger, dez we to rechte mechtich syn
    um 1468 MoringenStR. 292
  • dat wy by en wyllen unde schollen doen myd lyve unde guede alle unser macht, ghelijck guede schiltbortighe mans schuldich synnen to done by oren rechten ... landesheren
    1481 OstfriesUB. II 142
  • ok schullen unde willen wy unser eyn des anderen fromen unde beste raden unde vorwitligen, schaden, hinder unde arch warnen unde na allem vormoge afwenden
    1492 OstfriesUB. II 361
  • alle dat ghienne dat binnen des walts geleide licht, dat lif ind lit aentreft ... sal ... an dat hoighe gericht
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 22
  • das wir ... ain verainig vnd ofnungin ewig zit gemacht, das wir ... vnverbrüchlich halten sollen und wollen
    1518 Thurgau/GrW. I 242
  • wir sollen und wollen auch den von H. die graßhuede ... ausmercken
    1636 Lünig,RA. XIV 2 S. 569
  • es sollen jährlichen zween feurgeschauwer von einer ganzen gemeind erwehlet werden
    1671 Argovia 4 (1864/65) 144
  • in alle wege sollen und wollen wir uns angelegen seyn lassen, alle dem roͤmischen reich angehoͤrige lehen ... aufrecht zu erhalten
    1712 Lünig,CJFeud. I 58
  • wir sollen und wollen auch uns ... gegen die benachbarte christliche gewaͤlte friedlich halten
    1745 RAbsch. IV Zugabe 7
V dürfen; in der Paarformel sollen und mögen zum Ausdruck einer Genehmigung, Berechtigung und zT. verbunden mit einer Pflicht; offen zu Bed. IV 
  • ure bisceopas, þe we næfre mishyran ne scylon on nan þara þinga, þe hy us for gode tæcað [unsere Bischöfe, welchen wir nie ungehorsam sein dürfen in einem der Dinge, die sie uns um Gotteswillen vorschreiben] 
    962/63 (Hs. Mitte 11. Jh.) Liebermann,AgsG. IV Eg 1, 8
  • djt sint dae sauwentien kesten, deer dae Fresen kaepeden mit schette ende mit scillinge etta koning Kaerle ende hia mey riochte habbe schelleth [dies sind die siebzehn Küren, welche die Friesen mit Schatz und Schilling von König Karl gekauft haben und die sie Rechtens handhaben dürfen] 
    um 1080 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 146
  • de ok erst to der molen kumt, de scal erst malen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 59 § 4
  • dat wif ne scal men nicht verwisen ut eres mannes gude, alse he stirft, de dar kint dreget, er se is geneset
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 38 § 2
  • swer in diu aeht chumt ..., den sol der rihtaer dar uz niht lazzen an des chlagaer willen
    1299 PassauStR. 176
  • al den wilkore den de ratman settet, den mogen unde scolen de ratman richten
    Ende 13. Jh. LübMndStR. Art. 127
  • wir [Ks. Ludwig] wellen, das si malgelt in irer stat setzzen und auch abnemen süllen und muͤgen
    1346 FriedbergUB. I 149
  • do togen de cristen to unde dwungen de heidene ... dat me kerken in orem lande buwen scholde 
    um 1372 MagdebChr. I 155
  • daz unter den herren und steten nymant kaym juden weder hawbtgut noch gesuch geben solt und musten [die Juden] alle pfant und briff wider geben
    1390 NürnbChr. I 26
  • so sölten si [zwei Bürgermeister] in dem rate beliben und sullen und muͤgen dann die andern zwelf gesworn rihter ... rihten
    14. Jh. AugsbChr. I 144
  • daz er der herschaft eleich täding wol besitzen müg und süll 
    1401/11 (Hs.) Tirol/ÖW. II 114
  • si aber der klager solicher daz zefürchtenne si, daz er disz gůt vertribe oder höher sasti denn er solti 
    1410 FreiburgÜÜbers. Art. 35
  • en schole wy ... den borgeren to B. ... affnemen edder eschen tolne, bede, schat, tyns edder wechgeld
    1430 BremUB. V 469
  • dae jenne, deer bij nacht mey samede sien raweth, hat ma hiaerem deth, dats boetlos ... hweerom dat ma en fria Fresa wrwinne schil [(von) dem, der nachts mit versammelten Genossen raubt; was man ihnen zuleide tut, das ist bußlos. Weswegen man einen freien Friesen vor Gericht überführen darf] 
    1464? WesterlauwersR. I 54
  • wie wir das nit täten, so söllten und möchten ... unser capitel herren umb sollich schäden und abgang ... schloß und herrschaft G. ... verpfenden
    1492 FreibDiözArch.2 3 (1902) 99
  • so dat de Dethmerschen dar nicht in mer schullen vnd mogen jegen vns vnd vnse closter saken edder vp manen
    1496 DithmUB. 92
  • deßhalb die amptlût ... unns by tag und nacht schriben, sy zů bescheiden, wes sy sich halten, das wir allein fuͤr uns selbs nit tůn soͤllen noch konnen
    1499 Calvenfeier II 99
  • wann einer phenten wil umb zins ... der sol und mag wol phenten durch fronpoten
    2. Hälfte 15. Jh. Tirol/ÖW. V 485
  • wann sich ... der alme wegen stöß vnd spän zutragen ... sollind vnd mogind zwen oder dry vnparteiisch vnd vnuerlümbdet landlüt dorumb zügen
    JaunLR. 1560 S. 49
  • [daß solche freyheiten] kraͤfftig seyn und ... raͤth und gemeine ... deren also genießen und gebrauchen sollen und moͤgen
    1582 Lünig,RA. XIII 771
VI
wollen
  • sülle wir im bestetigen künig Heinrichs briefe ..., die er hat dar über, daz er alle fürstenrecht habe
    1314 MGConst. V 71
  • wi lesen van enen konnynck de solde festeeren syne maghen
    14. Jh. TijdschrTaalLk. 17 (1898) 272
  • wan men daghe holden schulle van notsaken, dat men denne de stede beschede uppe belechlike stedde, dar id den steden belegen sii
    vor 1431 HanseRez. VIII 724
  • L. ... sloech twee dusenth manna daed vp suncte Mariaburch jn Prusen, der fordecth weren jn sacken ende op waynen quamen ende sculden vvinnen Mariaburch jn Prusen [L. ... schlug in der St. Marienburg in Preußen zweitausend Mann tot, die in Säcken versteckt waren und auf Wagen herangefahren kamen und die Marienburg in Preußen erobern wollten] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 566
VII können
VIII im Präsens: zur Umschreibung eines künftigen Geschehens
  • wi ... hertoge van Gelren ... doen cont allen luden, die desen brief sellen zien of horen lesen, dat [...]
    1361 Nijhoff,Ged. II 170
  • hwae soe nv decken is iefta wirde scel, dat hij zinne ban zal [Bed. IV] nima bij disse foirscriouwen ponten [wer nun Dekan ist oder wer es (nachher) werden wird, der soll seine Bannbuße den obigen Bestimmungen entsprechend nehmen] 
    1404 WesterlauwersR. I 610
  • wan deme rade dar wat ane schelet so schole wy komen in de stad to B. unde holden dat na rade unde segghende des rades
    1430 BremUB. V 469
IX im Konjunktiv: zur Relativierung einer Aussage: wie es heißt, wie man sagt
  • C.G. syne swegere ... beschuldiget umbe zcehen schog, dy er yn unde yrem vater solle gelegen habe
    1474 PössneckSchSpr. I 19
  • [N. habe] ira die ee verheissen und ira ein ring druff geben, der sölte silbrin sin
    1541/43 SchweizId. VII 780
unter Ausschluss der Schreibform(en):