Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sonder/1sonder/2sonder

Sonder

, n., m., f., Sondern, n., m.


I von der Feldgemeinschaft bzw. der gemeinen 1Mark (I 1) abgetrenntes oder keiner Grund- oder Schirmherrschaft unterworfenes Landgut oder Besitztum; auch als Herrengut
Sachhinweis: Maurer,Fronhöfe II 28
  • so letet de vorghenomde abbedisse unde ere stichte uns unde unsen rechten anerven tho eyner wedersate den Verenhof mit dem sunderen, de gheheten is de sundere thon Haghen
    um 1050 CTradWestf. I 135
  • noverint universi presentem paginam inspecturi, quod nos dilecto nostro domino A. ... decimam super quadam sundera curie ipsius in D. adiacente, que videlicet factis noralibus nuper colonis distributa
    um 1216 WestfUB. VI 21
  • F. villicus ... assignavit prefatis civibus quicquid pascuale est gregibus ipsorum et pecudibus in omni usuario graminis sive communi quod marchia vocatur, sive singulari quod sundere nuncupatur, exceptis pratis er piscinis
    1224 WestfUB. IV 1 S. 91
  • nemus quod vulgo dicitur sunder 
    1285 WestfUB. III 676
  • item H.L. curiam in Reinestorpe et duo sunder ibidem
    1296/97 MecklUB. III 653
  • so sol der kelner vnt der meiier huͤten des sellandes vnd dez sweighofs, daz ist miner herren svnder vnd ist vnvogtber
    1314 Geschfrd. der 5 Orte 38 (1883) 13
  • [Belehnung:] B. in H. cum 1/2 foresto vel myt ene halve sunderen 
    1364 CTradWestf. IV 199
  • de sonderschuld unde pacht, de van der sondere vellet, is alle des bisscopes to Paderborne
    1415 NrhAnn. 56 (1893) 83
  • dat dye deyrde boum des vrygen sundern by E. gelegen, horet in den hoff to E., dye erfflichen syn vnd synre kyndere synt eygen
    1421 VeröfflWestf. 22, 20 S. 130
  • die sunderen in dem kerspell von D. is des greven von der marcke sin erve
    1437 Steinen,WestfGesch. II 173
  • op den Coeltschen sonderen mach eyn hultzfurste eyn selffdrifft doyn van genaden unss genedigen heren
    1438 VeröfflWestf. 22, 20 S. 128
  • et quod hic vulgo suender appellatur eo quod seorsum privato alicuius usui separatum a communi hominum utilitate secernit aeternaliter vocari et esse constituit
    Ende 16. Jh.? NArch. 25 (1900) 789
  • sundern ist ein betraͤchtliches gehoͤlz, was in absicht der viehweide offen oder gemein, aber was das holz betrifft, davon gesondert oder einem herrn zustaͤndig ist
    1780 Möser,Phant. II 358
  • was ist ein sondern oder privativholz? ein solches, mit welchem der eigenthümer schalten und walten kann, wie er will
    18. Jh. VeröfflWestf. 22, 20 S. 127
II Teilung, Absonderung
  • das wir durch unser beider teilen nuͤtzes und fromen willen einen teil und sunder mit einandren früntlichen und guͤtlich getan haben
    1448 Niedersimmental 38
  • daz wir ... fur uns und unser erben ... von diss teiles und sunders wegen ... uns ... underredt hand und eins worden sint
    1448 Niedersimmental 40
unter Ausschluss der Schreibform(en):

1sonder

, adj., adv.

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I speziell, besonder, außerordentlich; auch: zusätzlich
  • das sie die [ware] vormalss verkaufft haben umb sunders vorteils oder genyess willen
    13./14. Jh. NürnbPolO. 134
  • dar zvͦ verzihen wir uns ... gegen den vorgenanten herren ... alles schirmes der gerihte, geistliches vnd weltliches, gemeines vnd sunders, aller gewonheit vnd aller gesezzede der herren
    1309 FürstenbUB. II 34
  • und suͥllen ouch die zunftmaister aͧne die burger, die dez ratz ie sint, dehainen sundern rat haͧn, denn da die zwen und drizzig oder ir der mertail sint
    1376/1445 UlmRotB. Art. 192
  • hwerther een man jn then strodbolla hauwen iefta stad werth and werth hem dyo spreke tha fiardelle erra, fior pund ... allerlijck on ti brengane mith sundera ethe [wird ein Mann in den Kehlkopf gehauen oder gestoßen und wird sein Sprechvermögen um ein Viertel verschlechtert, (so ist die Buße) vier Pfund ... jedes (ist) durch einen besonderen Eid zu erhärten] 
    14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 456
  • ist auch durch die lanndtfürstlich obrigkhait zu pesserer regierung ... ain sonnderer rath, als acht personen aus der burgerschafft für genomen und verordent worden
    1417? SterzingStB. 341
  • [der Gerichtsschreiber soll] auch khainer parthey wider die anndern raten noch warnnen, vnnd khain sonnder schannckhung darumb nemen
    1520 BairGO. 5v
  • wo auch einer kein eygne ... wonung hett ..., möcht man ladung brieff mitt sünderer clauseln der certification ... ann offene eck, märck oder pforten anschlagen
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 12
  • sollen die fleischhacker, wann und als oft si viech schlachten oder abstechen, die wampen ... underhalbm des fuerts ... auf ainer sundern prücken ... ausschüttn, damit der pach ... sauberer pleib
    1543 NÖsterr./ÖW. VIII 539
  • wo nit sondere heyrats geding oder fuͤrsehungen der eheleut vorhanden, stirbt dann der mann vor dem weyb, vnd verlest kinder, die er mit seinem eheweyb erzeugt, hinder jme, so soll bey der muter ... wilkhuͤr stehen, ob sie ... bey den kindern als ein vormunderin wil sitzen bleyben
    1554 AmbergGesatzB. 33r
  • und sollen in solchen anschlegsachen in der wochen zwo oder zum wenigsten ein sondere audientz am sambstag vor oder nach mittag ... gehalten werden
    1555 RKGO.(Laufs) I 17 § 2
  • das ... auf ainen articul nit mer, dann zwey sondere vnd zu der sachen dienstliche fragstuͤck gestellt ... werden
    NürnbRef. 1564 VI 2
  • damit aber auch gemeyne burgerschafft ... solcher zeyt, wann gericht gehalten sol werden, verstendiget seyen, so haben wir ein sondere glocken hierzu auff s. nicolai thurn, zurichten lassen
    FrankfRef. 1578 I 1 § 25
  • wo etwas mit sonderem geding vnd condition ... verschenckt worden, dasselb aber nicht beschehe, ... [darf] geschenckt gelt oder gut wider gefordert werden
    PfalzLR. 1582 II 14
  • die säß- oder erbambtlehen ... sein sondere gnaden- und würdenlehen, da ain landsfürst ainem geschlecht ein gewißes ansehliches landambt dergestalt erblich zu lehen verleicht
    1608 OÖLTfl. VI 6 § 4
  • wan iemant bei gericht wegen einer schuldforderung den ansaz erhalt und auf des schuldners güeter exequirn laßet, so erlangt er dardurch auch eine sondere pfandgerechtigkeit auf denen angezten güetern
    1654 NÖLO. II 18 § 1
  • wir [haben] so wohl die academia als derselben incorporirte personen ... in unserm sonderen kayserlichen und lands-fuͤrstlichen schutz, schirm, und protection genomment
    1694 CAustr. I 13
II
eigen (von Vermögen)
  • vurg. twa hůntschaffe ir sůnderin erve, dat is beleynt van dieme huyse to L.
    1369 RhW. II 1 S. 96
  • der heirre van der D. ind ere amptlude sůlen engheynen man angrifen ůp sundere gůde des hůys van L.
    1369 RhW. II 1 S. 96
  • es sei war, wiewol ein prelat sundere gutter hab, das er dannoch ein sachen on gewalt des capitels nicht gehanndlen muge
    1473 ProtBKammerger.(1465/80) 772
III einzeln, privat, individuell; sondere Person wie Sonderperson; sonder und 1samt (uä.) im Einzelnen und insgesamt
  • daz nieman keinen sundern hirte sal han an keinerleige fehe, dan ein gemeinen hirte
    1323 FrankfUB.(Lau) II 184
  • daz wir umb semelich missehal zweiunge und span ... mit den erbern wisen luden, den burgermeistern ... und den burgern gemeinlich der stat zů Wormsz ... gentzlich gesunet sin mit en und mit allen irn burgern sunder oder saminthaft
    1357 WormsUB. II 337
  • daz die gemainen brief, die da sagen umb die albm, es sein wiltalbm, neualbm oder andere ... sundern personen außerhalb des probstes, der perkherren und der zwelfer nit gelesen werden oder geöffnet
    14. Jh. Tirol/ÖW. II 95
  • wann du von mir vmb ein sundere habe wilt clagen, dadurch würt die geselschafft nit vffgelediget
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 84r
  • es treff an gemein lanndtlüt, gemein nachpuren oder sunder personen
    1452 SchwyzLB. 43 [hierher?]
  • diese vergabung, selgeredt vnnd alle vorgeschriebn ding sunder vnd sampt
    1485 FreibDiözArch. 18 (1886) 337
  • wan dis jars ein stat B. allen salzgewerb von sunderen kouflüten an sich gezogen, den in ir stat und länder zu verlegen
    1486 ArchBern 32 (1934) 13
  • also ob es were, das ich oder mein erben ... seumig würden, die obgemelten viertzig malter korn järlicher gülten zu geben ..., so mögen die obgenanten ... solich underpfandt sampt oder sunder mit ihrer zugehörtte unnd gerechtigkeydt zu ihren handen nemmen
    1509 Kratsch,Justiz Anh. 7
  • in sonnder, mag er [anntwurtter] sein anntwort stellen allso, das er anzayg ... warumb soͤllich clag wider jne nit stat habe, vnd ... wider jne nit geurteylt ... werden sol
    1520 BairGO. 38r
  • wo ain gantze gemain oder ain sondere person, auf iren aigen gründten ain gemainen offen farth oder reitweg, oder ainen ganngsteig zuhalten ... schuͤldig, vnnd das nicht theten, ... die sollen durch das lanndtgericht darzue gehalten werden
    1559 OÖLGO. 6r
  • welcher schmachschrifften macht ... gemain oder sundern personen dardurch jren gůten namen, leumbden vnd eere zuuerletzen, ... der soll ... gestrafft werden
    TirolLO. 1573 VIII 26
IV betreffend, in Rede stehend
  • der vater mag den sun auz nemen eines, ob er vmbe vngericht bechlaget wirt, ... also daz er swer auf den heiligen. daz er der sunder getat vnschuldich sei
    um 1275 DspLR. Art. 118
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

2sonder

, präp.

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ohne; außer, außerhalb
  • sundir unrecht
    9./10. Jh. DWB. X 1 Sp. 1573
  • hweer soe enes mannes kempa hawen wirth ende mei stride wrwonnen, soe aegh hi self dine mena eed ti bikannane sonder wroginghe [wenn der Kämpe eines Mannes niedergeschlagen und im gerichtlichen Zweikampf besiegt wird, so soll letzterer selbst den Meineid gestehen ohne (vorhergehende) Rüge] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 188
  • alle varende have gift de man ane erven gelof ... al de wile he sik so vermach, dat he ... up en ors komen mach ... sunder mannes helpe
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 52 § 2
  • die den man ... rovet oder bernet, sunder mortbrand, ... den sal man dat hovet afslan
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 13 § 5
  • swelich man heuet hus gelt, he mot wol dar inne panden svnder gerichte
    1227 BrschwStR. § 30
  • dat ic ende D. ... hebben ghelovet haren F. ... mit ghoeder trouwen ende sonder alrehande archlist scadeloes te houdene van der borchtochte, die hi voer ons hevet daen ende ghelovet ieghens die L.v.A.
    1296 StUtrechtOorkB. V 276
  • sunder vair inde argelist
    1318 Lacomblet,UB. III 136
  • och skollen se vri wesen van allen skipdracht synder unser skepebusen
    1330 HansUB. II 216
  • unse scipere mogen ... vrii blyven sunder venckenisse
    1346 HansUB. III 37
  • jst sin guit der vorgeschriben stucke fry, so sal he sonder sorgen wesen sines eygenes vor aller argelist
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) II 98
  • isset dat denne jennich broder ... lopt vte der steuene sunder orloff der olderlude ... dat schal stan to den olderluden
    1382 Nyrop,Saml. I 538
  • sonder arch ende list
    1401 Fruin,Dordrecht I 8
  • dat nyn copman sin gud senden schole an sinen werd to Brucge, ... sunder an de jenne, de de licgers sin to Brucge ut der henze
    1421 HanseRez. VII 203
  • sunder ienigherleye rügghesproke vnde argelist
    1466 Richth. 576
  • hwaso gastlicke lywed misdeth, so is dyo breeck, sonder dolgem ende sonder daedslaen, fyff pond goldis
    1480/81 JurFris. II 244
  • diwil aber C.K. solichs sonder laube des schultheißen getan hait, so solle ers bilche abethun
    1505/06 KasselGB. 13
  • schreiber vnnd redner lone, brieffgelt ... moͤgen sonder den eydt taxirt werden
    MainzUGO. 1534 Bl. 16v
  • sinder notturft gehandelt und gewandelt
    1549 LübRatsurt. III 617
  • recht sunder gnaden ist unrecht
    vor 1575 Niederrhein/GrW. III 171
  • nemandt [schal] thogestadet werden, in ungedeelden torffschifft torff tho graffven ... synder up sin egen thogedeelde schifft
    1593 SchleswDorfO. 607
  • een borge van te rechte te staen, ende't gewysde te voldoen, magt sonder vorgaende pandinge
    1619 GeldernLR. 859
  • so yemandt, sunder weten und willen in des heren ... syne beeste uyt den schuttestalle nimpt, de vorbrecht ... theen car-guldens
    1639 LingenLR. 88
  • ehren-straffen seynd, wenn ein officier desgradiret oder sonder rest und paß vom regiment gewiesen wird
    1683 Lünig,CJMilit. 1320
  • landsknecht oder kriegsleuth, ... die sonder paßport oder schein einigs fuͤrsten sich zu samblen oder durch zuziehen unterstünden, [sollen] nicht geduldet ... werden
    1696 JülichPolO. 9
  • [geloben, daß ihr] die rechte wahrheit ... sagen wollet, alles getreulich, sonder arglist und gefaͤhrde
    1730 HildeshLO. I 233
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