Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): spalten

spalten

, v.


I etw. (gewaltsam) der Länge nach zerteilen; Tier (uä.) mit gespaltener Klaue/gespaltenem Fuß Paarhufer
  • wirt aber ein tůch vervelschet, der git ein pfunt und sol mans spalten dur den rugge
    2. Hälfte 13. Jh. ZürichZftG. I 2
  • wenn ein lehenmann stirbt so soll er ze val geben das best thier mit einer gespaltenen clawen oder mit ungespaltenen clawen ob man das findt damit der erb denn das erbteil ohne erschaz [nimmt]
    1434 Burckhardt,Hofr. 47
  • das best hopt ... mit einem gespalten füsse
    1461 GrW. I 53
  • [B. ist,] weil er ... gott gelaͤstert gehabt, ... verdampt worden, das man jm mit eim glůenden eisen ein lefftzen spalten solte
    1591 Fischart,Daem. 151
II
(in Gruppen) aufteilen, unterteilen; gespaltene Zunft Zusammenschluss mehrerer Zünfte, die lediglich fachspezifisch getrennt beraten
  • söllen die alpmaister den hauffen vich zellen und sechen wie vill man müsse spalten mit sampt den alpknechten
    1556 VorarlbAgrU. 157
  • wollen wir, das unsere hofcamersachen nit gespalten oder abgesundert, sondern alle und jede camerhändl ... in völligem camerrath gehandlet und beratschlagt werden
    1568 HofkInstr. 323
  • wann durch den testirer, oder durch die obrigkeit die verwaltung gespalten, vnd einem jeden sein portz oder antheil geordnet were worden, was er versehen vnd verrichten sol
    1576 Damhouder,Patrocinium 64
  • gespaltene zuͤnfte: es dienen auch oft zwey oder dreyerley handwerck in eine zunft, die aber nichts desto weniger ihre besondere gesellschaften haben, als zu Zuͤrich die pfister und muͤller, die schaͤrer und schmiede
    1735 Leu,RegEidg. 447
III (Grundstücke, den Nachlass) aufteilen; gespaltenes Wasser Grenzgewässer, das den Anrainern anteilig zusteht; gespaltener Fuß/gespaltene Furche Grundstück, das bei einer vorhergehenden Erbteilung von einem anderen Grundstück abgetrennt wurde
  • als wann ainer etlichen seinen erben xviij. thail bestympt, vnd noch ainen oder mer erben vmb kainen thail benent het: so soll dasselb erb inn xxiiij. thail gespalten, vnd die vj. vbrig tail, dem oder denen, so mit kainem bestympten tail vergwißt waren, volgen
    1536 Fuchsperger,Inst. 35r
  • sollen ... die einzelnen stuͤcke aber niedriger nicht als bis auf ein viertelacker gespaͤltet werden
    1726 Bergius,SammlLandesG. XIV 92
  • gespalten wasser, flumen duobus dominis ex parte competens
    1738 Hayme 253
  • daß unter mehreren theilhabern derjenige vorgehet, der den gespaltenen fuß oder die gespaltene furche hat
    1769 Lennep,LandsiedelR. 425
  • gespaltene fuß oder furche: wer diese hat, naͤmlich ein grundstuͤck besitzt, mit welchem das in frage seyende vor der zerreissung ein stuͤck ausgemacht hat, kann den retract vermoͤge des gespilderechts ausuͤben
    1800 HessenKassHB. IV 457
IV (von Urteilen, Aussagen ua.) voneinander abweichen, divergieren; nicht einhellig, einstimmig, widerspruchsfrei ausfallen; nicht wahrheitsgemäß erfolgen
  • eine gespaltene kundschaft, die zum rechten nicht genug sei
    1496 ZRG. 12 (1876) 272
  • an etlichen enden vrtailen die selben beysitzer auff des richters fragen, es spalt sich dann ein urtail, alßdann macht er ain meerers
    Layensp. 1509 A 3r
  • umbfrag im rath: ... so sich dan der rathschlag spalten soll, [soll] darauf ein vmbfrag eruolgen vnd alsdan ein jeder seinen rathschlag one vmbstendt forderlich beschließen
    1525 AmbergKzlO. 21
  • wann sich die schöpfen an disem gericht spalten oder zu erkennen nit geschickt genueg sind, holen sie rath zu W. bei den furstlichen räthen oder den ambtleuten
    1532 WürzbZ. I 1 S. 171
  • als dann auch der gezeuͤg nicht mer noch minder sagen soll, dann jme wares wissen wie obgesetzt, damit sein kundtschafft nicht gespalten werdt
    1539 HennebLO. II 5, 8 § 2
  • wo sich ... vnsere raͤte in berathschlagung solcher sachen, ains ainhelligen gůtbedunckens miteinander nit vergleichen künden, sonder darin auff zwo oder mererlay mainung gespalten sein würden, sollen sy vns des ... aigentliche relation thůn
    BairLO. 1553 II, 1 6
  • ain yeder gezeug, soll sein kundtschafft nit gespalten geben, nit mer, oder minder (dann souil jme, wars kundt vnd wissend ist) sagen
    TirolLO. 1573 II 29
V in Zwiespalt, Aufruhr bringen
  • die toden moͤgen nit verclagt werden, ... [außer] wann einer ein statt spelt in zwey teyl, dz ist ein zwytracht macht
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 120r
VI (einen Streit) schlichten, entscheiden
vgl. Gespalt
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):