Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): spielen

spielen

, v.

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I ein Spiel (I), insb. um Geld oder (Wert-)Sachen, spielen; an einem Spiel (I) teilnehmen; (kommerziell) ein Spiel (I) betreiben; beim Militär: um das Leben spielen als Form der Begnadigung für einzelne Verurteilte
  • swer mit dem andern spilt mit holn wurfeln oder mit gefulleten, daz heizzet geviertaetet, ... so sol man ime die hant drumbe abe heizzen slahen
    1276 AugsbStR. Art. 56 § 2
  • swer vunden wirt spilende in eime winhuse nach der dritten wahteglocken, der wirt der git ein pfunt
    1283 Straßburg/CorpAltdtOrUrk. V 188
  • swelich schuler spilt in der tabern, der sol niht mere můgen verlisen, denne er beraiter pfenninge bi im habe
    1296 WienRQ. 97
  • spilt ein man in einem leithaus oder wettet umb ein guet pei einem rennen, ... daz hat chain chraft, es sei denne hintz einem phantner, so hat es alles chraft
    um 1300 WienStRb. Art. 47
  • es sol ouch nieman spilen uff der münssen ... kartenspil by zehen schillingen
    1320/30 StraßbMünzg. 189
  • das eyn iclich wirt keynen man, her sy gast odir burgir, hoher spilen läse, ... den her ubir den gurtil vorpfenden muge
    1324 BreslUB. 101
  • wer daruber spilt vnd verlust, der sal mit nichte bezalen, vnd alle globe an dem spile sollen kein macht haben
    1351 ErfurtZuchtbf. 126
  • dat neghen coopmans cnape met ghenrande speile siins meesters goed binnen der stede van Brucghe verdobbelen no verspelen ... en mach
    1359 HansUB. III 201
  • welk knecht des nachtes ... spelen gheyt unde vorsumet sines heren werk, deme scal sin here vor jewelke nacht 6 pen. afslaan ... van sineme lone
    1375 HambZftRolle 93
  • ist ouch daz liuͤte mit anander spilent bi der naht und daz vor gerihte ze chlage chumt, daz einer chlage, daz im der ander sin gut mit unreht an gewunnen hat, daz selbe spil, ez si verbuͤrget oder unverbuͤrget, sol chain chrafft haben, und sol der der gewunnen hat ein iar ouz der stat sin, und der floren hat, sol ouch ein iar ouz der stat sin
    1377 AugsbStR. S. 219
  • ain abt mag ... verbieten spilan, schwêrren, zobrye ... vnd mag darvff ain pên setzzen
    1379? Appenzell/GrW. I 188
  • das nieman spilan sol noch karthan ... aber in dem brett und by frowan uns och umb ain úrten mag man wol ungevarlich spilan umb klain gelt
    1389 KonstanzRbfRotB. 53
  • wer nit aigens gůt hat ..., der mag niht spilen. auch muͤgen niht spiln chinder vnd waisen, vnd vnsinig laͤut vnd chrank laͤut
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 2008
  • welchim speler man valsche worfel vint, ... bevint man [ihn] ... spelinde, man slehit im daz hobt abe
    um 1390 BlumeMagdeb. 169
  • daz keins buͤrgers knecht noch borger noch froͤmde man dem andern sine kleydere noch sine phant mit spiln angewinnen sol
    um 1390 Erler,NeustadtWeinstr. I 280
  • das keyne beckenknecht spỳlin sal in den molen keynirley spyle, do mete man den phennig vorlysen vnde gewynnen mag
    1393 CDSiles. VIII 94
  • gebidden, daz nyman sal spylen ... unde wer ez umme ein noßeln byres
    1396 MarburgRQ. I 124
  • die bedraghen zijn van hutsene, hi zal boeten den grave 3 ponden ende thuus daer men in speilt met terninghen ende hutst 3 ponden
    1397 CoutFurnes III 49
  • es sol ... kain frow noch junkfrow nit spilen dehainerlai spil, wenn es mannen verbotten ist
    1406 IsnyStR. 158
  • sententia: had er nit mit werffeln gespilet, so ist er ir darumb nit schuldig, daz heisset nit gespilet 
    1410 Erler,Ingelh. II 180
  • umme de jungen lude, de to Naugarden liggen und dobbelt und speelt up den worptafelen und mit den wiven in dem batstoven
    1416 HanseRez. VI 248
  • wede müntet eyn lod edder weme myd worpeln ume geld spelet breckt eynen ferding
    um 1468 MoringenStR. 310
  • es sol ... ein jeder lehrpueb die zeit seiner verdingten lehrjahr ... des spillen, kharten, tanzen sollsauffen ... sich meiden
    1475 Haberleitner,SteirHandwerk 32
  • so soll nymand in den heeren spielen, wer daz thete, dem soll man das haupt abhauen
    1486 Lünig,CJMilit. 2
  • ist ouch vormols vil und dicke an solichen und andern ende spielen verboten [worden], das aber nit verfangen hat ... [daher der Beschluss,] das man [in diser stat] ein husz haben soll darinne man spielen mag und niergent anders
    15. Jh. StraßbZftO. 482
  • hya [een prester] schellet naet doblia ner op wortafelspil spylia 
    1480/81 JurFris. II 238
  • schal nemandt up der vaegedie, kumpenie effte ynn syner boden daeppelspyll edder myt karten spelen 
    1504 Schonen/HansGQ. IV 122
  • sovil [beim Weinverkauf] der anliger sein, söllen sie umb solich kouf nit mer spilen, inmaß bisher beschehen ist, sunder ir ieder sein los ... in ainen hut zusammen legen
    1504 NördlingenStR. 507
  • die met valschen teerlinghen speelt, committeert twee crymen, te wetene valscheyt ende diefte
    1510 Wielant,InstrCrim. 102
  • wen ein dienst knächt jn der alp spyltty, da sol im sin meister nitt schuldig sin vm sin ver sprochnen lon zuo bezalen
    1511/45 NidwaldenLB. Art. 181
  • ende deghone die up dat spel sien, zyn te pungnierene, al en spelen zy niet. want elcken verboden es zynen tyt daermede te occuperene
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 258
  • wer auf porg spilt und verlust der ist daselb nit schuldig zu zallen
    SalzbLO. 1526 Bl. 31r
  • es soll auch keinr uf borg spylen 
    1530 Cordes,Stuben 202
  • welcher auch in offen zechen zum wein geet oder heimlich spilt vnnd seinen gleübigern nit pfandt oder pfenning zů geben hat oder sein weib vnd kind das almůsen nemen last, der soll ... in thurn an boden gelegt, mit wasser vnd brot gestrafft werden
    WürtLO. 1536 M iijr
  • soll kain wiert, leitgeb oder sonst ein haußgesessner ... in seinem hauß nit gedulten, das iemands umb clain oder groß gelt spill 
    1553 OÖsterr./ÖW. XII 612
  • es sollen die kirchendiener nicht wuchern, saufen, spülen ... sondern ... sich priesterlich halten und ziehen
    1556 Franken/Sehling,EvKO. XI 336
  • off ymant mit spoelen enige pennongen off gelaegen verlore ende mit gereden gelt tselve nyet betalden ende dairenboven dairom mit recht gevordert wurde, dat men dairover ghein recht doin en sall
    1561 NijmegenStR. 276
  • [das der suntag gefeyrt,] auch alle sündtliche werck als offen spilen ... vnderlassen werden
    TirolLO. 1573 VII 1
  • ist alles spielen, so den heller gewinnen vnd verlieren mag, verbotten
    16. Jh. PfälzW. II 665
  • diejenige ... so an den sonn und feyertägen dem dantzen, sauffen oder spielen nachgehen, und darüber die gemeine versamblungen versaumen [soll man] mit dem thurn straffen
    1603 FriedbergGBl. 15 (1940) 137
  • [Amtseid des Hofmeisters:] ich gelobe ...: kein spielen würfeln oder karten
    1624 HannovGBl.2 11 (1957) 274
  • welche gmeind den weibel haben soll, werdend von allen drey gmeinden aus derselbigen gmeind drei mann ... erwehlt, die spilendt um das ampt mit würfflen
    1646/95 SchweizId. X 179
  • daß etliche nur mit boͤsem wandell, als fressen, sauffen, spielen etc. sich zu infamibus machen
    1647 Spee,Cautio 147
  • obwohl das spielen uͤber einen ducaten die gemeinen rechte verbothen und dessen, was daruͤber verspielet worden, die condiction oder wiederforderung dem, der verspielet hat, gestatten
    1650 EstRitterLR. 361
  • wer einem gelt ... austrückhlich zum spielen ... darleihet und der entlehner darauf würkhlich spielt, er gewinne gleich oder verliehre, so soll er doch dem darleiher das entlehnte ... zu bezahlen nicht schuldig sein
    1654 NÖLO. II 29 § 4
  • es soll niemand uff des andern kleider ... auff borgk noch uff geliehen geld spielen, noch dem andern umb des spiel-geldes willen pfänden noch ausziehen ohne der gerichte erlaubnuͤs
    1658 GeraStR. 161
  • spielestu und gewinnest sonderlich durch betrug und falsche wuͤrffel, so uͤbertrittest du das siebend und achte gebot
    1669 Grimmelshausen(BdK) I 1 S. 188
  • die schichtmeister, wann sie mit den verlegern unter dem huͤtlein spielen, [sollen] ernstlich ... bestraft werden
    1669 KurkölnBergO.(A) VIII 4
  • um das leben spielen: ... [wenn] von dem obern kriegs-rath aber das [Todes-]urtheil dahin abgeaͤndert wird, daß sie mit einander spielen und nur ein theil darvon sterben muͤssen ... [dazu werden] vom profosen zwey wuͤrffel parat gehalten, ... die, so am meisten geworfen [werden] von denen ungluͤklichen abgesoͤnderet
    J.H. Wirz, Einrichtung und Disciplin eines Eidgnößischen Regiments II (Zürich 1759) 433
  • hazardspiele sind unerlaubt, sobald aus der beschaffenheit der spielenden personen, des einsatzes, und der übrigen umstände erhellet, daß selbige aus gewinnsucht gespielt werden
    1794 PreußALR. II 20 § 1298
II
musizieren, (ein Musikinstrument) bespielen; (ein Spiel VII) darbieten, aufführen oder aufführen lassen
  • ein maget spilte rotten vor der küneginne rîch
    13. Jh. Rosengarten 185
  • [der Stadtmusikus soll] auf allen hochzeiten in B., sie sein reich oder armm, spielen, und kein fremder spiel man ohn seinen willen alhier auf den hochtzeiten zu spielen verstattet werden
    1659 Sachs,BerlinMusikg. 233
  • arzt J.C.H. [kam] wieder mit ... 30 musikanten, 1 mohr, 1 heiduck, 1 zwergin, 1 seildänzer, ... hatte 14 tage erlaubnis und spielte alle tag comoedie
    1733 MittNürnberg 12 (1898) 240
  • [jeglicher schau- kunst- und schatten-spieler, gluͤcks-buͤdner und seil-taͤnzer soll gehalten seyn,] an dem orte, wo er spielet, selbst gegenwaͤrtig zu seyn, und sich mittelst production seiner original-conceßion, als welche jede obrigkeit bis nach geendigter spiel-zeit an sich behalten muß, gehoͤrig zu legitimiren
    1771 NCCPruss. V 3, 2 Sp. 453
III Kinderspiele spielen
  • ist daz einis mannis kint ein andir kint, so si vnder einandir spiln als kint pflegen zu tun, wirfit is mit eine steine oder daz slet kint, daz daz do uon sturbe oder nicht, dor vm sol man daz kint uor gerichte nicht bringin
    1269 PragStR. Art. 90
  • wann der gottesdienst seine endschafft erreichet, sollen keine leute mehr auf dem kirchhof stehen bleiben, vielweniger aber die kinder darauf spielen 
    1748/49 ZWestf. 151/152 (2001/02) 358
  • eltern [ist] bei 2 rthlr. strafe untersagt, zu gestatten, daß ihre kinder ... mit blaseroͤhren, flitzbogen, oder gar eigentlichen schießgewehren, puffern, schluͤsselbuͤchsen ... auf die straßen oder spielplaͤtze und gaͤrten gehen und damit ... spielen 
    1806 BrschwWolfenbPromt. VII 216
IV auslosen, an einem Losverfahren teilnehmen; offen zu Bed. I 
  • auch schickt man mit 500 man zu fueß, wie waren wol halb von den zünften, wann sie musten all spilen, ... und auf welchen das loß geviel, dieselben muesten des ersten dran
    1450/68 AugsbChr. II 253
  • wenn man nun zům nächsten mit der stett tail wirt raisen, so sol der tail der statt, zů dem des heiligen crütz ort gehört, des ersten ziehen, und bedarff man füro nit mit spilen noch lossen
    um 1500 RottweilStR. Art. 75
V handeln, betreiben, (mit jm.) verfahren, (eine Tat) begehen; jm. etw. in die Hände spielen jm. etw. findig und unbemerkt zuschieben oder zuschanzen; jn. aus der Stadt spielen jn. vertreiben; Vaterspiel spielen Vetternwirtschaft, Nepotismus betreiben
  • wenne man usziehen wil, daz denne ain burgermaister ... spilen und dienen sol alz ain ander burger
    1376 UlmRotB. Art. 84
  • see yn andir gedrowͤet haben, eyner wolde den andern erbelos unde aws der stat spelen 
    1404/14 FreibergUB. III 183
  • nu speld hey gherne vadderspyl / vnde makede wol synen maech tom heren
    15. Jh. Theoph. 82
  • es mag niemandt die richter des vnrechtens halber, wenns schon waar ist, straffen: man muß woll glauben, daß alles richtig zu gegangen: die fuͤr ein hexe erklaͤret worden, die ist vnd bleibt ein hexe: wers anderst redt, ist selbs ein hexenmeister: wer anders erweiset: kommet in verdacht, vnd muß gewertig sein, daß man auch mit jhm spielt, wie oben in der 24. streitred, vnnd sonsten außgefuͤhrt: waß soll man den thun?
    1647 Spee,Cautio 114
  • wan einer ... wehrender gemeinschaft in der handlung namen ... schulden machen, auch solche nachgehendt zu bezahlen nicht in mittlen seyen, sondern falliren und banqueroutten spielen ... wurde [haftet der Mitgesellschafter]
    1648 BaselRQ. I 1 S. 572
  • muͤntz mit schaͤndlich-gemischten, betruͤglichen, unwuͤrdigen sorten ... den armen leuten fuͤr gut in die haͤnde gespielet 
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 189
  • einem ein amt zue- sive in die haͤnde spielen 
    1691 Stieler 2085
  • der von einem kollegen allein gespielte betrug und seine nachlaͤßigkeit haben die uͤbrigen glieder des kollegiums nicht zu entgelten
    1785 Fischer,KamPolR. II 3
  • ein volljähriger kann seine ausdrückliche oder stillschweigende erb-antretung nur alsdann anfechten, wenn sie folge eines gegen ihn gespielten betrugs war
    BadLR. 1809 Satz 783
VI Geschlechtsverkehr haben; auch von Tieren
  • sluge auer eyn man oder wunde eynen prister in eyner openbar stede vmme dat he syn wif kussede vnd entfinge sy vmme den hals alse man plecht tu spelen he is darvmme in den ban
    1397/98 BerlinStB.(Hs.) 109v
  • der abt sall brengen eyne verse, die nie gespielt hait
    14. Jh. Eifel/GrW. II 779
  • het es gheoorlooft den heere of meestere dood te slaene zynen slave of knecht die hy vint met zynen wive of zyn dochtere oneerbaerlic spelende ende converseerende
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 206
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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