Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Spindel

Spindel

, f., Spille, f.


I Handspindel, einfaches Spinngerät mit langgezogenem Schaft und Wirtel
  • denn den frawen ist angeboren spinnen, vnnd von der spill wegen hat das recht den weibern vnd allen von weibes halben den namen [gespinne] gegeben
    1561 Rotschitz 155r
  • wa die frauenspilder ... aine der andern spindel stullen, sollen si nach bevelch der oberkeit den pachstain tragen
    1584 NÖsterr./ÖW. IX 451
  • nach des mannes absterben [gehören] zur gerade ... buͤrsten, scheren, spiegel, rocken, spillen 
    BreslauStat. 1588 Art. 7
  • spielmagen insigniti à fuso nempe spindel 
    1676 Moller,CarpzovRep. 239
  • spillmagen: die anverwandten von muͤtterlicher seite. sie haben ihre benennung von der spindel 
    1762 Wiesand 999
  • fuͤrstliches rescript, ... worinn ... befohlen wird, aller orten spinnschulen und zwar nicht auf das spinnen an spinnraͤdern, sondern an spindeln anzulegen
    1768 SammlBadDurlach III 122
  • der schwaikhof geit drei pfenning ..., und der mann mit der hagken zwen pfenning, die frau mit der spindlen ain pfenning,
    1782 (Hs.) Tirol/ÖW. III 178
II wie Spindelseite; auch: Verwandte(r) der Spindelseite
bdv.: Kunkel (II)
  • wanne en vrůwe to Minden sterft, de negeste van der spillen de schal nemen der vrůwen radhe echt vnde recht
    1336 Lasch,NdStB. 85
  • ab do widir spinnil, noch swertmage, noch nagilmage were, so solde is [Erbe] gevallen an dy koningliche gewalt
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 380
  • doch so sal man von derselben gerade irer nechsten freundin noch der spynnel, die mit der stat leidet und schosset, ... mantel, rok und slewr ... geben
    1416 BrüxStB. 71
  • begert juncker H. mit ortel, dwyle sie ane libeserben abgangen sint, nachdem der stat zu L. gewonheit und recht ist, das ime der falle gefallen sy dem swert zweiteil und der spinnel eyns
    1445/75 Erler,NeustadtWeinstr. I 228
  • ein jeglich weib vorerbet nach ihrem tode auch zweyerley, als die gerade an ihrer tochtere, und ebengebuͤrtige niffteln, die ihr von der spindel wegen zugehoͤren, darnach das erbe an die nechsten erben und freunde, es sey mann oder weib
    1619 KolditzStat. 241
  • da aber dem schwerd nach keine agnaten ... vorhanden waͤren, so sol der anfall deß guts gehen auff die naͤchste bluts freünde deß maͤnlichen geschlechts der spindel nach
    1627 BöhmLO. O 41
  • wenn aber deren [toͤchter-toͤchtere] keine verhanden, faͤllet es [Gerade] auf die in der zwerg-linie befindlichen spillen (collaterales)
    1738 BremRitterR. 29
  • in abgang der auf- und niedersteigenden werden die nächste befreundte oder collaterales ohne unterschied, ob sie ... von dem schwert oder spindel seind, berufen
    1749 Archiv český 24 (1908) 277
  • erbschaft geht vom spieß auf die spindel; wo kein schwert vorhanden, da erbt die spindel 
    oJ. Graf u.Dietherr2 189
  • lehen fallen nicht auf die spindel 
    oJ. Graf u.Dietherr2 560
III Spule (best. Größe); als Maßeinheit
vgl. Haspel (I)
  • goltdrat unde sulverdrat ne scal neman min vorkopen denne vif unde twintich spillen, dar uppe iowelker spillen twey hundert elne si, he ne maket selve
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. V § 21
  • goltdrat vnd silberdrat, sol niemand weniger verkauffen, denn 15 spillen, da 200 ellen an sein, er mache sie denn selber
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. VIII 13, 12
  • ordenunge des zolles stet harnoch geschriben: ... item ein spille goldes, item ein spille silbers
    1477 Schmoller,StraßbTucherZft. 82
IV
Gerät, das sich in der Art einer Spindel (I) drehen lässt, Winde, Gewinde, Schraube uä.
  • [Abgaben czu K.] 1 moleysen, 2 czappen, 4 rinken, 1 spille, 1 pfanne
    1437/38 DOrdGrZinsb. 120
  • in sonderheit fürsehen, das die leitseil gegen der spindel, vnd dann beseitz vom biet, mit angeschifften vnd eingesetzten biegen, verbiegt werden, darmit der biet noch die fierling, sich dester weniger schieben oder verschiessen moͤgen, dann es sonst vil geschirr vnd holtz braucht
    1552 WürtNLO. 59v
  • [schlosser] sollen den steinmetzen, mauerern vnd andern jhre gezeuͤg als spindel, schlegel, kluͤpffel ... nicht machen noch spitzen, dann solches vnd anders mehr gehoͤrt dem schmidhandwerck
    BadLO. 1622 Bl. 142v
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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