Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): spinnen

spinnen

, v.


I Fasern (zB. von Flachs, Seide, Wolle) zu einem Faden drehen, daraus Garn herstellen; auch: etw. (zB. Gold) um einen Faden spinnen

I 1 als (freiwillige) häusliche oder gewerbliche Tätigkeit, insb. von Frauen ausgeführt
  • sumlîche muosten spinnen und bürsten ir den har / die von hôhen dingen wâren komen dar / und die wol legen kunden golt in (die) sîden / mit edelem gesteine: die muosten (michel) arbeite lîden
    Mitte 13. Jh. Kudrun(Symons) 1006 V. 1
  • es soll auch niemanndt vnnder in von einem pfundt paumwohl nit mehr zuspinnen geben, dann fünff wiener pfening, auch das ir khainer noch annder niemandt dem andern sein spinnerin nicht abwerbe weder zu spinnen geben [soll]
    1313 Grünberger,PassauZünfte 203
  • sullent ovch semeliche swestere ... eins lidelichen antwerckes sin mit spinnende an der kunckeln, mit negende oder eins andern antwerckes das sich den an senftekeit binach mag gelichen, als es denne ein dechan erkennet
    1335 Alsatia 1858/61 S. 237
  • das nieman weder gewunden noch gespunnen siden koͧffen sol an spillen noch an spůelen ... swer dis brichet ..., der sol v ß ze bůsse geben
    1336 ZürichStB. I 87
  • vort so en sall geine goltspenrisse gein golt noch silver spinnen, id en si dan van einre lissen [Streifen]
    1397 Köln/Wachendorf,Frau 38
  • die nyftil, die der frouwen oder der jungfrouwen zugehorit von wibis halben, ... heisen wir die nehiste gespynne ... also ist disse gespinne genant durch ires ammechtis wille; wenne den frouwen ist angeboren spinnen, und durch des spinnens wille so hat daz recht den wibern und allen von wibis halben die namen gegeben
    14. Jh. GlWeichb. 285
  • so sin de stede desses landes ens geworden, dat men nen heden kabelgarn mer spinnen schal in dessen lande
    1412 LivlUB. I4 Sp. 824
  • wan ein frauw in witwen stat abgath, so gevalt einem herren von O. ein gewandfahl und ir beste pet vnd alles ir gespunen garn
    1475 Thurgau/GrW. I 262
  • of eniche sijdespenrisse befonden wurde, dat sij iemant anders gesponnen oder gewirkt hetten dan den rechten sijdemechersen ... der en sall man geine sijde ... niet me zo spinnen noch zo wirken geven
    1480 KölnZftUrk. I 173
  • zoo wie dat enige kemmede wolle van buten binnen der stede brochte ..., om the laten spinnen, die wairs up twijntich sc. hollants, ... ende die den wolle sponne, wairs up X sc. hollants
    Ende 15. Jh. AmsterdamRbr. 545
  • das furohin die häspel, daruber sie [goldschlaher] ir gesponnen gold vnnd silber haspen, all ain gelyche mâß vnnd weytin haben, vnnd ain yeder haspel zehen cölnischer elen weyt sin ... soll
    1505 WürtVjh. 7 (1884) 269
  • [beschwerde von denen tuchmachern,] daß die verwalter, priester, schaͤfer und bauren die beste wolle ... selber spinnen 
    1709 CCMarch. V 2 Sp. 277
  • daß der hauswirth oder seine frau fuͤr ihre kinder und leute, welche spinnen und haspeln, einstehen, mithin ... sofort nach dem verkauf [der gebinde] als selbstschuldige haften
    1766 v.Berg,PolR. V 296
  • ueber die lehrgegenstaͤnde in den arbeitsschulen fuͤr knaben soll das spinnen und stricken in jenen gegenden, wo getreidebau nicht die haupterwerbsquelle fuͤr die einwohnen ausmacht ... aufgenommen werden
    1804 RepStaatsVerwBaiern IV 12
I 2
im Rahmen einer Arbeitspflicht, etwa in einem Armen- oder Waisenhaus, auch als Frondienst
  • die bettler in den hospitälern ..., die noch aus gnaden gottes gesundheit haben ... sollen etwas vorhaben als spinnen, knitten, ... damit sie was erwerben und ihr brot mögen essen
    1525 Danzig/Sehling,EvKO. IV 176
  • alle allte weyber, so spynnen und arbaiten mugen und die speyß von dem spital nemen, [sollen] dem spital spynnen und arbaitten
    1526 WienRQ. 287
  • genießung allerhand frohndiensten in pflügen, düngen, fahren, spinnen 
    1686 WestfForsch. 15 (1962) 169
  • [im Waisenhaus] muͤssen die erwachsenen knaben ... bey den haͤuslichen arbeiten huͤlfreiche hand leisten und wolle auf grossen raͤdern spinnen 
    1768 Gadebusch,Staatskunde I 98
  • in der herrschaft B. hat sich noch das recht erhalten, daß die ehemalige leibeigene weibs-leute flachs in der frohn vor die hofhaltung spinnen muͤssen
    1784 Bachmann,PfalzZwbrStaatsR. 275
I 3 als Arbeitsstrafe
  • [eine siebenjährige Diebin ist] in den ... spithal ... zue bringen, und daselbsten ihme einen glotz ahnzulegen u. zum spinnen anzuhalten, ... bis solches ... sich zue einer anständigen lebensarth schickhen möchte
    1718 Schindler,VerbrFreib. 26
  • anbelangend die ... hurerey sollen die verbrecher ... 20 fl. geldstraf baar erlegen oder aber ... mit schanzarbeit oder die weibsleute mit spinnen die straf abverdienen
    1733 SammlSpeyer II 147
  • die unzuchts-leibes-strafe [für Frauen] im thurn bei suppe, wasser und brod ..., und daselbst ... 4 pfund ordinair flaͤchsen oder haͤnfen baumwollen garn spinnen 
    1764 SammlBadDurlach III 140
  • im fall auch ... jemand künftig hin wider das sechste geboth sich versündigen würde, sollen dergleichen personen ... mit spinnen gestraffet werden
    1778 SchlesDorfU. 127
I 4 spinnende Hand Spindelseite 
  • sve de neste is van der spinnenden hant, de behalt de rade
    1. Hälfte 14. Jh. QuedlinbStB. 229
II unspezifisch von Textilien: herstellen
  • es sollent ouch die cleynon tüch von der besten landwollen gespunnen und gemacht werden, die mitteltüch von der anderen, donoch die beste und das gross tüch von der groben
    1514 Schmoller,StraßbTucherZft. 112
  • wann ein hofgenosz tods halben abgienge, womit ist er verfallen? ... ein ackermann mit dem besten pferd ... eine witfrau mit dem besten kleid von leinwat, so sie mit ihrer hand gesponnen 
    1740 Wetterau/GrW. V 257
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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