Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): springen

springen

, v.


I einen oder viele Sprünge machen; hüpfen, hinauf-, hinüberspringen; ua. von Tieren
vgl. springig
  • wysen sy myn herrn zu vij hoben, da schient myme herrn jars ... zynsmaessen ... von dem malder ij honer; dye mag man bringen, das sy sulch syn, das sy uff den dritten spros springen, dye sullen entfencklich seyn
    1459 LuxembW. 121
  • und soll das [garten]huen so alt sein, das es über ein bösen springen mag
    1511 Alsatia 1868/72 S. 234
  • welcher springunde füll oder ander vich hat, wo man ausspant oder treibt, die uber panzeun oder khäger springen, ist der herrschafft verfallen 72 ₰ und dem richter 12 ₰
    1516 NÖsterr./ÖW. VII 66
  • sollen ock by nacht und untyden öhre perde in anderer lüede lande keinesweges over die schlöte springen lahten, alles by poen
    1618 OstfriesBauerR. 31
  • wann eine umb die frucht durch schwaͤres heben, faͤschen, springen, schlagen ... kommen waͤre, seynd die fragstuck darauff, wie auch auff alle, so zur abtreibung geholffen oder boͤßlich ursach geben, nach eines jeden verbrechen zurichten
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 67 § 4
  • der [Zehnt-]han sol also stark sein, daß er auf einen dreispitzigen stuhl springe 
    1657 Nassau/GrRA.4 I 135
  • [Aufnahmeritual:] wie brauchtigh, ist mein sohn von einer banck in der capitelstube gespronghen, zu erweisung, gesonde glieder zu haben
    1682 PublLux. 55 (1908) 313
  • da einer springende pferde hat, sol er selbige helden oder auch in tüder halten, daß sie keinen schaden thun
    1695 SchleswDorfO. 702
II in artistischer, akrobatischer, sportlicher Weise Sprünge (I) machen; wild, ausgelassen tanzen
  • sagen unde singen / und snelleclîchen springen 
    um 1180 Hartm.,Erec(Leitzmann)3 V. 2155
  • auch lauffen springen ringen schirmen vechten ... vnd andrew spil, da mit sich die laͤut vͤbent daz si vechten lerent wider die veint, wenn si daz maͤsleich vmb gelt tůnt, die spil sind niht suͤnd
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 2012
  • wenn sich die ritter vnd die chnecht in frid vͤbent, mit stechen mit turniern mit ringen mit springen, mit schiezzen mit werffen, vnd mit andern dingen, da mit si ir sterk vͤbent, vnd vechten lernt wider die veint, daz ist niht suͤnd
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1860
  • den weibspersonen sol hinfuͤro das springen verbotten seyn
    1548 Lünig,RA. II 845
  • [die eltern sollen] zum tantzs verordtnen, vnd dabey alle vnordnung, vntzimblich, vngeschickt, vnd vntzuchtig springen, verdrehen, herumb werffen, abwechseln, zancken, schreyen vnnd andere vntzucht abschaffen
    1556 CCNass. I 1 Sp. 166
  • woͤllen wir auch allerlay leichtferttigs rinngen, springen vnnd dergleichen spil gaͤnntzlichen abgeschafft vnd verbotten haben
    TirolLO. 1573 VII 6, 2
  • zu springen, zu laufen und steinstoßen, welcher dieselbigen gewinnt soll einem ein daller von minen herren geben werden
    1585 BeitrNidwalden 1 (1884) 11
  • sollen sich [die prediger] auch nicht unternemen, dem saufteufel, vollerei, wucher, dobbeln, spielen, leichtfertigkeiten, tanzen und springen etc. mit den zuhörern nachzuhengen
    1585 Lauenburg/Sehling,EvKO. V 417
  • daß den spilleuten die frembde schilt nicht mehr gestatt, noch den weibern das springen zugelassen werden sol
    BairLR. 1616 S. 682
  • so habendt mein gnedigen h. schultheiß vnd rath abgemerth vnd gerothen daß man am hübschen mantag weder springen noch dantzen solen bei 25 ℔ straff
    1662 SchweizArchVk. 17 (1913) 99
  • nächtlicher zeit nach 10 uhr mit tanzen und springen niemand in denen heißern zu passieren sein [solle]
    1699 OÖsterr./ÖW. XIV 126
III (herab)stürzen, fallen, herabsausen; ua. im Rahmen der Folter des Aufziehens
  • rompelt eyner mit eynem brete adir mit eynem beckin, und scheuet ein fihe, das es von eyner brucken sprunge adir yn eynen pfoel, er gilt das fihe billich, ap das uf ehn beweyset wirt
    um 1490 RechterWeg II 1038
  • inquisitin. ist widerumb aufgezogen zümblich hoch, am herablassen dreymahl vmb etwaß springen lassen
    1629 Sigmaringen/DRWArch.
  • [Frage an Zaubereiverdächtige:] was sie vor ursach gehabt, daß sie mit C.L., dem weibe, so aus antrieb ihres bösen gewissens aus dem fenster ohnlängst gesprungen und sich selbst ermordet, so lange zeit gemeinschaft gepflogen?
    1659 QNdSachs. 35 S. 66
  • gaak: über dem wasser hängender viereckiger kasten mit falltür, wodurch huren ins wasser springen mußten zu einer beschimpfungsstrafe
    1793 Reinwald,HennebId. I 38
IV über die Klinge springen lassen (mit dem Schwert) hinrichten, töten (lassen); über die Klinge springen sterben; jm. soll der Kopf (über die Klinge) springen jmd. soll sterben, sein Kopf soll rollen
  • dar schullen noch itliken de koppe umme springen 
    1514 BrschwSchichtb. 343
  • darüm thut kaiser Karl recht, daß er die todtschläger und mörder läßt weidlich uber die klinge springen 
    1532 LutherGesAusg. II 2 S. 72
  • etliche schalten vns ketzer vnd schelme vnd sprachen: ... man soll sie nur bey den köpfen nehmen, henken, trenkhen, brennen vnd vber die klingen springen lassen
    1548/49 FRAustr. 43 S. 185
  • wobey die sogenannten frey-beuther ... über die klingen springen musten
    1737 Fuhrmann,Öst. II 161
V zügig gehen, laufen
  • wie kommt das einem ... spanisch vor, wenn man nicht mehr lauffen und springen darff, ... sondern alß in einer chaise muß getragen werden
    1672 Lieselotte v.d. Pfalz/GGA. (1791) 1511
  • hat man hingegegen auch nicht noͤthig, alsobalden darvon zu lauffen, wenn einen jemand auf oͤffentlicher strasse angreiffet, es sey denn, daß man alsobald in der naͤhe an einen sichern ort springen koͤnte
    1691 Pufendorf,Sittenlehre 154
VI von einem Gewässer: (stark) fließen; von einer Quelle: entspringen, (heraus)sprudeln
vgl. Spring (I)
  • wetet, dat wy dat kleine carveel werden wedderkrigen mit groter möge unde unkast, mer wat wy darmede werden angan, weet ick nach nicht, wenn dat nw kan affkamen in den springenden ströme, so will ick mit rade darnae doen darnae dat ick szehe
    1472 HanseRez.2 VI 491
  • wenn ein behausung ... verkaufft vnd gelieffert wirt, so ist der verkaͤuffer schuldig ... die brunnenseyl, ketten, eymer vnd brunnendeckel, springende wasserwerck ... sampt allem was nied vnd nagelfest ist ... als zugehoͤrige stuͤck ... dem kaͤuffer volgen zu lassen
    FrankfRef. 1578 II 3 § 19
  • dass auch niemandts gestattet werde geduch, krauth oder anderss veber dröegen der springenden bronnen zu waschen vnd dieselbig zu unsaubern
    1590 ZweibrückenUB. 159
VII von Funken, Splittern uä.: sprühen, spritzen
VIII von einer Krankheit: weit springen sich ausbreiten
  • hwasa otherum werpt mitha heta bronde ... thet him tha lithe se sere vrbarnt, sa sprinc thi brond wide and kumat therfon monge dolch. hu moniche sa ther kumat fonta heta bronde jefta fonta wallande wetere, sa ach ma mar sex to scriwane [wenn jemand einen anderen mit einem Feuerbrand wirft ..., so dass ihm die Glieder schmerzhaft verbrannt sind, so greift die Verbrennung weit um sich und es entstehen dadurch viele Wunden. Wie viele da durch den Feuerbrand oder das kochende Wasser auch entstehen, man hat nur sechs als bußpflichtig zu verzeichnen] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 126
IX (eine Generation) überspringen
  • dat dat huus ende ghesate altoes comen ende erven sel van erve te erven ende niet springen en sal
    1398 UtrechtRBr. II 104
X überwechseln
  • ons dorp van D. vurs. sal mit sijnen dijke in sin gerigt und wesen oock blijven sonder dat d'een in der ander gerigt mijt dijkgaeve springen sal
    1523 Beekman,DijkR. I 333
XI (ein Tier) bespringen, decken
  • daß der kühhirt künfftig den haagen nicht mehr vor den jungen kindern solle springen lassen
    1697 Alemannia 13 (1885) 271
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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