Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Spur

Spur

, f., Spor, n.


I räumliche Abfolge von Hinweisen, Anzeichen (zB. Fußabdrücken), welche es ermöglicht, den zurückgelegten Weg insb. eines flüchtigen Menschen oder verfolgten Tiers nachzuvollziehen
vgl. Gespür
  • se þe bespirige yrfe innan oþres land: aspirige hit ut se þæt lond age, gif he mæge; gif he ne mæge, stande þæt spor for þone foraþ, gif he ðærinne hwæne teo [(wenn) einer die Spur (seines verlorenen) Viehs in jemandes Landgut hinein verfolgt, so führe der Besitzer dieses Guts die Spur hinaus, wenn er kann; wenn er nicht kann, so gelte, wenn (Kläg)er drinnen (im Gute) jemanden beschuldigt, die Spur statt des Voreides (des Klägers)] 
    um 927/37 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. V As 2
  • Tristan sin kampfgeselle der kerte im nach, reht uf sin spor 
    1205/10 GottfrStraßb.(Ranke) V. 8992
  • ist daz eime vorstoln wirt und volget dem spore in ein dorf, daz enhat keyne macht, is were denne, das der volger, dem vorstoln ist, claget uf daz dorf sine dube, so wirt das dorf ledig selb czwelfe, ab is getar
    1340 JurPrut.(Mat.) Kap. 27
  • ist der deub hinchomen vnd geet man im nach auf der spur wirdet er gefangen vmb die deuberey. es mag der clager den dewb auf in schiebn als er sey in seiner gewalt funden hat
    1435 Ruprecht 280
  • P. hat gehabt wicken auf seinem felde. der wicken sein ime ein teil abgeschnitten oder gerauft. darnach da kam er auf die spor do die wicken wurden getragen von einem acker auf den andern, und darnach auf derselben spor in eines mannes hause
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 555
  • auf frischer spur nachfolgen
    1548 Leipzig/Haltaus 528
  • damit sie in der nacht desto besser folgen und die spur und hufschlag behalten moͤgen, sollen sie im fall der noth ... so vil schaub machen, leuchten und licht nehmen, daß sie deren genug haben
    1559 Moser,KreisAbsch. I 117
  • wann einer in ubung der that etwas verliehrt, auch hinter ihm ligen, oder fallen laͤst, als seinen mantel, degen, huet, schuh und dergleichen, oder man auch auß der spur im schnee, kott oder staub hernachmals finden, und ermessen mag, daß die sachen unfehlbar deß thaͤters, und nechstens vor dem verlust in seiner gewalt, oder aber die tritt deß thaͤters eigentliche fußstapffen gewesen, hierauff ist er peinlich zufragen
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 672
  • [gilde brüder sollen] den dieb, ob sie ihme gleich nicht auf die rechte spuhr kämen, zum wenigsten auf sechs meil weges nachfolgen
    1731 Helmer,SchleswFVers. I 444
  • so muß der verfolgende sogleich mit eingekoppelten hunden zurückkehren, ... so bald die hunde die spur des verfolgten wildes verlassen
    1794 PreußALR. I 9 § 135
II
wahrnehmbarer Hinweis, Anzeichen, Indiz; insb. einer vorangegangenen Straftat
  • solh insigill von dem wachs ôn alle spur und mangl abgezogen, damit valsch brief gemacht
    1494 Steiermark/ÖW. VI 226
  • letzlich muß auch in eroͤrterung der falschheyte gar genawe scharffe nachforschung durch glaubliche vermutunge, zeugen, vergleichung der schrifften vnd anderer dergleichen spure, die zur warheyt fuͤhren mag, gebraucht werden
    1565 Damhouder,Praxis 229r
  • da eine oder andere parthey spür undt nachricht von dem diebe empfangen solte, mus derselbe ihm weiter nachsetzen und fleis thun, das der dieb durch ... hülffe des orths obrigckeit in verhafft genommen [werde]
    1718 SchleswDorfO. 718
  • wenn ein verbrechen, das spuren nachgelassen, hat ... nicht auf die gehoͤrige art und weise untersuchet werden koͤnnen, so kommt alles darauf an, ob der angeschuldigte die missethat eingestehe
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 1131
  • beym lehenwesen ... zeigen sich noch viele spuren davon [vormundschaftsrecht in dem mittelalter]
    1785 Fischer,KamPolR. I 213
  • keine spur tödtlicher verletzung [am kind bei verheimlichung der niederkunft]
    1794 PreußALR. II 20 § 960 b
  • der richter verfuͤgt sich ... an den ort, wo er die spuren des verbrechens finden kann, untersucht alles auf das genaueste
    1798 Grolman,KrimRWiss. 405
III Verfolgung, Spurfolge
  • þæt ælc man wære oðrum gelastfull ge æt spore ge æt midrade þara þe þa gebodu gehyrde, swa lange swa þe man spor [Bed. I] wiste [dass jedermann von denen, die diese Gebote gehört haben, dem andern behilflich sei, sowohl bei Spurfolge wie bei Mitritt, so lange wie der Mann (der Vieh verloren hat) die Spur kennt] 
    925/40 (Hs. Mitte 11. Jh.) Liebermann,AgsG. VI As 4
unter Ausschluss der Schreibform(en):