Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stadtbuch

Stadtbuch

, n.

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auch dim.
(in einem Band, Buch zusammengefasste, idR. im Rathaus oder der Stadtkanzlei hinterlegte) Sammlung verschiedener für eine Stadt (III) (rechts-)relevanter Vorgänge und Inhalte; meton. die zu Eintragungen berechtigte Stelle, Behörde

I als Sammlung der städt. Statuten und Ordnungen, (Stadtgerichts-)Urteile, (Rats-)Beschlüsse usw.
  • welc man ofte vrowe ... dhem rade to S. in den rechten in dessem stadboke bescreuen ... vnhorsam worde ..., men sal dhen ofte dhe setten tho des amptmans huss in dat yseren
    1279 StadeStR. 114
  • wer daruber dieser obgeschrieben gesetze ein breche vnd des besaget wurde, von dem wollen vnsre hern darumb die busse, als das stadtbuch ussweiset, nhemen
    1351 ErfurtZuchtbf. 105
  • und daruͤber durich ewigeu besteͣtigung des aufsatzes des erbrechtes hat es ... der herczog mitsampt dem rate in diczs grozzes statpůch haizzen schreiben
    1381 WienRQ. 193
  • als unser mitburger die ansprach nicht volbracht noch volendet hat bei des richters lebtagen, das die ansprach unschedleich sein scholde den kindern bis czu iren eeleichen jaren. das ward in ewerm statbuche beschriben
    1394 SaazUB. 100
  • daer he syne borgherscap na onssen stadboke mit rechte moghe mede versumet hebben
    1425 GroningenStB. 55
  • soͤllen beid parthien fúr rat komen und solich ir sach luten lassen und alsdann nach erkantnús eins ratz in unser stattbuch inschriben lassen ungeverlich
    1444 Wimpfen 95
  • haben ... wir alle rautgeben des clainen und groessern rats ... gesetzt, in disz unser statbůch zů schreiben geordnet, ... das wir und alle unser nachkommen der rete hinfüro zu ewigen zeiten dhainen unsern bůrger ... ausz der gewoenlichen gemainen diser stat A. steur, burgerreht und gepürlichem gemainem mitleiden komen lassen
    1445 AugsbStR. S. 288
  • waert dat sie schepenen een ordel wysden, ende dat stadtboek anders inhilde, soe sal dat ordeel des boekes voergaen
    BolswardStB. 1455 Kap. 15
  • das ein ieder pergkarbaÿter vnnd mularbaÿter zu rechter zeÿt, wie im statpuech begriffen, vrlab nem
    1492 KremnitzStBR. 66
  • wat niet in dat statboeck screven staet, dat salmen rechten na die keysersrechte ende na onse landerechte
    15. Jh.? StaverenStR. Art. 46
  • das statbüchle darinn dan etlich ordnungen ... begriffen und uffgemerckht sind
    1509 Alsatia 1862/67 S. 186
  • soll das stadt-buch, darinnen der stadt rechte und willkuͤhr stehen ... den hochgelahrten wohl erfahrnen rechtsverstaͤndigen ... eingethan werden, zu corrigiren
    1510 Heinemann,StatRErfurt 123
  • dat des verstorvenen vulle oem oder moye na den stadtboecke naerder ende sibber totter arffnisse sijn dan desselffs verstorvenen vulle oems offte moyen kinder
    1572 Alting,Diarium 208
  • waß auf den xx tag abgehandlet wird, soll in daß große statt-buoch oder reth vndt burger protocoll ... geschriben werden
    1768 MellingenStR. 462
  • soll kein brenn-holz ... außer hiesigem territorio verkauffet ... sondern alles nach vorschrift deren schwoͤr-articuln und des stadt-buchs ... auf hiesigen wochen-markt getragen werden
    1772 Cramer,Neb. 122 S. 289
  • ehemals wurden die weisthuͤmer und entscheidungen der schoͤffen in ein oͤffentliches buch, stadtbuch genannt, vom geschwohrnen notarius eingetragen
    1785 Fischer,KamPolR. I 602
II als amtl. Verzeichnis für (private) Grundstücksgeschäfte, Schuldverschreibungen, Testamente und ähnliche Rechtsgeschäfte, insb. wenn diese vor einer städt. Stelle, etwa dem Stadtgericht, abgeschlossen sind; auch als Grundstücksverzeichnis, Stadtgrundbuch 
vgl. Kataster
  • H. hat ... das gut der vrawen gegeben ... czu tun vnd czu lassen mit vreyer wilkur vnbetwungen ..., das beschriben ist in das ewige statpuch 
    vor 1368 IglauOberhof 136
  • denselben prief het der egenant F. ... verlarͤn mit andern priefen also, daz di insigel darab choͤmen sint, alz er daz pestaͤtt hat in offen rat zuͤ N. und daz also in dem statpuech geschriben stet
    1385 GöttweigUB. I 688
  • di sekhs schilling di sollen wier umb öl und umb haring geben ... und haben auch di 6 ß ₰ geschriben in das statpuech ze P.
    1393 SPöltenUB. II 353
  • was in das neuwe stattbuche verschriben ist, das vmb sulche bekentnisse vnd einsetzen vnd von schulde wegen gemacht ist, das hot auch krafft vnd macht, dieweil es darin geschriben vnd nicht abegethon ist worden
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 16
  • der schultherre vorderte sine schult unde bewisete sine schult mit dem statbuche ader mit gezuge
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 274
  • welich zins und güter in der von A. statbuch ... beschriben steen
    1468 Amorbach 227
  • daz T.Ö.s seligen gelassen gutt, so er ... seiner hausfrauen und ir baider kindern geschafft hat, aufgeschriben werde und darzu in das statpuch 
    1473 JbKunsthistKaiserh. 14 (1893) p. 234
  • des zu urkunth habn sy gepetn dy ersamen weysn burgermeister und ratt zu F., dy sulchn vertrag und eynigung yn ir stat puͤchel habn thun schreibn
    1528 FalkenauStB. 48
  • [hovetsummen:] 25 m. H.S. up sinem huse hinder armhus steneken wie im statboke 
    1537 PommVis. I 111
  • D. gift 16 ß lub., is vorschreuen in der sthadthbock 
    1542 PrignitzVis. 286 [Komp.?]
  • wann ainer kauft ain stätten ewigen kauf, soll er dem richter zu grundrecht zwölf pfenning ..., darummen soll er in das markt oder stätt buch geschrieben werden
    1543 OÖsterr./ÖW. XII 321
  • 100 m. hovetstol, 6 m. rente M.S., sind vorschreven in dat statbok in sin hus (modo H.T., de he wedder sampt dem buehave in der Badenstrate belegen, dar ortgelt ub steit, an sik genamen anno 47)
    1547 PommVis. II 199
  • es sollen auch alle kauf, verkauf, conträct, wechsel und dausch vor gericht geferdigt und ... in daß stattbuch mit nothwendigen umstenden eingeschrieben werden
    1572 AdelsheimStR. 659
  • ehestifftungen, so im statt buche offenes gerichts in gegenwardt der eltern ... ordentlicher weise verleibet, sollen durch folgende contracte auch kein testament unkraͤftig gemacht werden
    1582 RatzeburgRef. 233
  • den 11. augusti ... sind vor disem stadtbuche A.K. ... alß vorkauffer undt P.S. alß kauffer erschinen
    1586 SchwerinStB. 268
  • wann einer seinen letzten willen ordenlicher weise fuͤr gericht eroͤffnet, und ins stadt-buch zu schreiben begehret, soll es fuͤr ein testament geachtet werden
    1599 LauenburgStR. II 4
  • wann ... der schuͤldener solches bezahlet, so sol er sich fuͤr dem rathe loß schelten, vnd im stadtbuch tilgen lassen
    1603/05 HambGO. II 4 Art. 4
  • [veraͤusserung liegender gruͤnde:] wenn jahr und tag nach gerichtlicher verlassung, so ins stadtbuch verzeichnet wird, verlauffen ist, so hat ferner die beysprache keine statt
    1609 Rügenwalde 81
  • es wil ein erb. rath zum obristen stadt-buch allezeit jemanden ... verordnen, und sol derselbe sich steter sorgfaͤltigkeit gebrauchen, das alles ... verzeichnet und niemand ... vernachtheilt werde
    1639 LübKanzlO. 62
  • die lüneburgische polizey-ordnung [erfordert] ... die einschreibung der contracte in die amts-, stadt- und gerichts-bücher 
    1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 19 § 2
  • wenn der beklagte schuldig ist, dem klaͤger ein liegendes gut einzuraͤumen, soll der richter ... verwilligen, daß der klaͤger an das eigenthum gebracht und ... der vertrag der landtafel oder dem stadt- oder grundbuche ... einverleibet ... werde
    1781 ÖstAGO. § 302
  • wo so genannte landtafeln, stadt- oder grundbuͤcher, oder andere dergleichen oͤffentliche register eingefuͤhrt sind, wird der rechtmaͤßige besitz eines dinglichen rechtes auf unbewegliche sachen nur durch die ordentliche eintragung in diese oͤffentlichen buͤcher erlangt
    1811 ÖstABGB. § 321
III
als amtl. Verzeichnis der Bürger, Einwohner, Amtsträger oder sonstiger Personengruppen einer Stadt
bdv.: Bürgerbuch
  • dat der stede scutters sullen wesen hondert, so als si in de stedeboec ghescreuen ende ghenoemt siin
    1392 Reintges,Schützengilden 352
  • soe wie sijn poertrecht quijtscelt, die sal dat laten inscriven in dat steedboeck binnen drien daghen
    1414 WestfriesStR. II 326
  • hat burgerschip wonnen ... ende hat sijn eed dien neij jnhalt ws stedsboeck 
    1516 SneekRezB. 345
  • hernach trug der schreiber des freygelassenen nahmen in das stadt-buch 
    1752 Greneck 27
IV als amtl. Verzeichnis, dem besonderer Glauben zu schenken ist, weshalb nur speziell Berechtigte Einträge vornehmen dürfen und eine sorgsame Verwahrung erforderlich ist
  • kain schreiberr sol in das statpuech schreiben, denn nür der statschreiberr allain, der darzu hat gesworen, als lang er in dem ampt ist
    1403/39 OfenStR.(Mollay) Art. 55
  • daß man hinführo in die stadtbücher nicht lateinisch, sondern deutsch schreibe, damit die herrn des raths in abwesenheit des stadtschreibers selber die schrifft lesen mögen
    1425? MittCopernikusV. 13 (1904) 56
  • dat dyt buͤk, dar desse vnse statuta jnne screuen staͤn, mit vnser selighen voruaren an enem buͤke schole wesen, vnde stedeliken ligghen mit al vnsen anderen stadboken: alse deme groten boke, deme denkelboke, dem lubesche boke
    1451 BaltStud. 46 (1896) 59
  • der stadt secretarius, welcher zugleich registrator ist, hat sämtliche stadtbücher unter seiner aufsicht
    1798 IserlohnUB. 354
  • uebers stadtbuch geht kein zeugniß
    oJ. Graf u.Dietherr2 459
  • dem stadtbuch steht zu glauben, wie den stadtbriefen
    oJ. Graf u.Dietherr2 459
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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