Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): stammeln

stammeln

, v., stammern, v.

stockend oder (aufgrund eines Sprachfehlers) undeutlich sprechen; stottern; im Redefluss stocken, sich versprechen; dies kann best. Äußerungen vor Gericht (zB. einen Eid) unwirksam machen, zT. ist eine Wiederholung zulässig; stammelnde Zeugen wirken unglaubwürdig
  • mé þinceþ ðæt mé sió tunge stomrige 
    11. Jh. (Hs.) Bosw.-Toller 910
  • ob ein man stamelt fur gerichte: uuer so stamelt, der in mac sich noch nimant an uorsprechin uorsaumen
    1269 PragStR. Art. 74
  • geit ein richter einen stamlunden man ze vorsprechen, daz ist wider recht. geschicht auer ez swa er missesprichet, des hat der dheinen schaden des wort er sprichet
    um 1275 DspLR. Art. 83
  • geit der richter einen stamelden man ze vorsprechen daz ist widerz recht
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 83
  • dey pape spreke eme vor den eed, und also vake als dey jůde stamert, also vake sal ment van eyrsten an eme weder voͤr lesen
    1. Hälfte 14. Jh. DortmStat. 173
  • auch mag der richter eynen icklichen manne gebiden, das he des anderen vort spreche vor des keysers augen vnd nirigen anders. sint geschriben stet: "dy czwngen der spraiche sullet gedeylet werden mit den, dy da stamelt mit der rede, want is hait der keyser gebaden"
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) I 12
  • der stammernde man, ob er missesprichet, er muz sich wol erholen
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 25 Dist. 7
  • wer do stammelt vor dem gerichte, der mag sich vorme dem stammeln nicht vorreden
    1386 GlogauRb. 43
  • der stammernder man mag sich wol erholen, ob er sich verspricht
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. IV 13, 17
  • wer einen eid tut, und seinem vorsprechen nicht recht nochredet, der soll sein sach vorloren haben, es wer denn, das er nicht vollkomen wer an seiner rede, das er stamlet 
    um 1413 OfenStR. 232
  • wenne eyn man sweren sal vor gerichte ... wirt er fellig an dem eyde mit stammelnder rede ... so mag er sich wol irholen ... und sal das bleyben ane schaden
    um 1490 RechterWeg I 58
  • indicien spruuten zomwyle ... uut zynder conversacie - want quade conversacie es indicie van quaden weercken ... want als mens hem sprack hy veranderde in zyn coleur of tale of hy stamerde of beefde
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 126
  • maer eist dat de ghedaechde, gheinterroguiert zynde pede ligato, yet heeft beghonnen kennen tzynen laste, of dat hy int spreecken gheereert heeft of stamert of anders hemzelven suspect maect, of dat hy zeere belast es by der informacie, of datter groote indicien zyn ofte vehemente suspicien jeghen hem zyn, zo ordonneert thof dat hy gaen sal in beslooten vanghenesse om zyn proces daer ghemaect te zyne
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 158
  • euer stammeln sol euch an dem eide oder in gewinnung euers vorsprechen nicht verhindern
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 263
  • eyn gezeuge der inn seiner rede stamlet oder stutzet (zuuerstehen nit auß gebreche oder von natur) wirdet billich als eyn vnwissender geacht
    1537 TrierUGO. 30v
  • es wer gut, das der richter der gezeugen geberde, vnd rede, auch jr forcht, stammlen, vnd etwa zwyuaͤltige red, selb sehe vnd hoͤrte
    1541 Stumphart,Proz. 25v
  • ob der richter merckte, das ein gezeuge ... stammelnde seine aussage angebe, sol er ... fleissig darauf mercken vnd darnach graben, ob der gezeuge falsch oder gerecht sey
    1561 Rotschitz 49v
  • ist ... daz ein man sin wort selbe sprichit unde beginnet strandelen [aL.: zu stammeln oder zu strudeln] daran, also daz he eines vorsprechen wol bedorfte, unde bittet denne eines mannes, der sin wort spreche, des mac nicht gesin zu rechte
    16. Jh.? FreibergStR. 31 § 4
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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