Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sterben/1sterben/2sterben

Sterben

, n., m.

wie Sterb (I); auch der individuelle Tod eines Einzelnen
  • suht unde sterben 
    um 1000 Notker II 319
  • daz sterben was so gros, ... daz man die spitelgrube ... muste in einen witen garten setzen
    1362 Closener 120
  • was daz sterben meszlicher dan di ersten sterben, also daz si mit zehen oder zwelf menschen den dag storben
    um 1400 LimbChr. 54
  • haben bekannt und gesagt auf ir sterben 
    1413 BambEchtb. 9
  • da was zů A. ain grosser sterben 
    um 1469 AugsbChr. I 313
  • dasßelbige hat er genommenn vff sein sterben vnd sehlen salickeidt
    1528 ZerbstFemb. 61
  • so sterben oder kriegs-laeͧft einfielen, derhalben das gericht nicht sicher an dem ort gehalten werden moͤcht
    1555 Scheidemantel,Repert. I 471
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

1sterben

, v.


I versterben

I 1 (aufgrund von Krankheit oder Alter) aus dem Leben scheiden, das Leben verlieren, zu leben aufhören; ua. als Selbstverfluchung in Eid- und Bekräftigungsformeln; jm. sterben jm. durch den Tod genommen werden (in erbrechtl. Kontexten)
  • wen sy sturbend, so solt die [genannte Geldsumme] gantz dienen in vnseren bruch
    um 1200 Urkundio II 2 S. 17
  • sturbin dan demi eldirvatiri alle sine kint, so erbiti daz gut uf di kindiskint
    um 1230 MühlhsnRb.2 148
  • wer aber das der hausgenoßen ainer sturb an geschefft, so soll dieselb hausgenos-schafft vverden seinem eltern sun
    1277 Herrgott,MAustr. II 1 S. 257
  • stirb ich oder entweiche ich da uon so shol er clagen des daz gut da ist
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 211
  • sprichet auf den aytt, daz er sterben suͤlle und verderben
    1322 HeilbronnUB. I 44
  • wente de late is leddich, de wile he leuet, vnde wen he steruet, zo bulevet men de kindere
    um 1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 1220 (SspLR. III 44)
  • stirbt auch ein fraw vnd hat ein chind in irem leib, mag man erchennen daz daz chind lebt, so sol man si sneiden vnd daz chind tauffen
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 368
  • were denne der richter gestorben, so meinten ezliche das daz gezeugkeniz ouch tot were
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 329
  • vanden erven sall men irst gelden den ghesinde oiren verdienden loen, alsoe oen gheboert bis aen den dach, dat hoer here starf 
    1426/40 KleveStR. Art. 47
  • die vader ende die moeder waren roekeloos ghestorven 
    1449 Fruin,Dordrecht II 229
  • star thera berua eng, sa lefte hit sin goud vp tha moder and vppe thene stiapfedir [wenn eines der Kinder starb, so hinterließ es sein Gut der Mutter und dem Stiefvater] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 154
  • dat de man vermoort es end niet gestorven van zelffs
    um 1516? Stallaert II 237
  • so es [khind] lebendig geborn wierdet und ob es gleich ... in der hebamen henden stirbt, nichts minder wierdet das geschäft durch sein geburt vernicht
    1528 ZeigerLRb. 384
  • so ain parthey oder der richter sturb, so ist das compromiß damit gefallen
    1544 Perneder,Proz. c 2r
  • so ist an etlichen orten gewonheyt, so ein leibeygner stirbt, so erbt sein leibherr ein theyl seines verlassen guts
    1553 Gobler,StatB. 6v
  • der gewalt oder befelh endet sich, so der principal oder gewalthaber stirbt 
    1553 Gobler,StatB. 104r
  • die statt sol den abzug nemen von denen, so im burgrecht sterbend 
    um 1574 Konstanz/FreibDiözArch. 8 (1874) 66
  • stirbe ... das kind zu hand nach der geburth, so fällt das gut und erbe auf die mutter
    1670 EisenachStR. 140
  • [es] solle der sager in solcher aussag ... biß zum tod bestaͤndig bleiben, darauf sterben, und also die warheit der aussag mit seiner seelen versieglen
    1707 SudetenHGO. Art. 13 § 25
  • sie wolle einmal darauf leben und sterben, daß ihre nothklag warhaftig, welche sie anderst nicht, als mit einem coͤrperlichen eid beweisen koͤnne
    1712 Abele,Gerichtshändel I 2
  • wann ein geselle stirbt, sollen die andern gesellen schuldig seyn, denselben zu grabe zu tragen
    1733 Kolz,LütjenbHandw. 138
  • wo jemand von den armen leuten stirbt, daß also den unsern bauervogt denselben solle ehrlich begraben laßen
    1758 SchleswDorfO. 210
  • [physicis und chirurgis juratis erlauben wir, daß sie] im kindbett sterbenden huren ... die cadavera ... seciren
    1763 SammlBadDurlach I 509
  • ist aber die bedingung oder der zweck an die person des berechtigten gebunden und stirbt dieser vor der erfuͤllung, so verliert die erklaͤrung selbst ihre wirksamkeit
    1794 PreußALR. I 4 § 162
  • stirbt jemand in einem gefaͤngniß, zucht- oder besserungs-haus, so haben die aufseher oder gefangenwaͤrter den beamten des buͤrgerlichen stands aus der stelle hievon zu benachrichtigen; dieser muß ... den todtenschein fertigen
    1809 BadLR. 1809 Satz 84
  • alimente werden wenigstens auf einen monath voraus bezahlt. stirbt der verpflegte waͤhrend dieser zeit; so sind dessen erben nicht schuldig, etwas von der vorausbezahlung zuruͤck zu geben
    1811 ÖstABGB. § 1418
I 2
an etw. sterben, einen unnatürlichen Tod (zB. durch Gewalt) erleiden, einen best. Tod sterben müssen; offen zu II 
  • wen ein kint das andir slecht ... daz daz do uon sturbe oder nicht, dor vm sol man daz kint uor gerichte nicht bringin
    1269 PragStR. Art. 90
  • H. de der scult weghene in juwer borghere stoc war gespannen und wart darinne alse we gedan, dat he daraf gestorven is
    um 1330 GoslarUB. III 574
  • stuoyrve de wont man binnen veyrzig dagen, so solde de, de dye wonde gesteggen of geslagen hedde, huondert jar [usser der stat sin]
    1338 Loersch,AachRdm. 55
  • daz ein man von [mortslege] stirbit 
    um 1348 ZwickauRb. 202
  • torste der man dorczu seyn recht tun, das seyn wib von synen slegen nicht gestorben were, zo blibet her dorumb billich vmbekummert
    1359/89 MagdebBresl. 119
  • daz man ... inn an den galgen henken sol vnd inn da in dem lufft lassen sterben vnd verderben
    1410 Bluntschli,ZürichRG. I 408 Anm. 144
  • jefter erga ier wert and thi heta hunger vr thet lond fareth and thet kind hunger stera wel, sa mot thio moder hire kindis erue setta [wenn schlimme Jahre kommen und der scharfe Hunger über das Land geht und das Kind vor Hunger sterben würde, so darf die Mutter das Erbe ihres Kindes verpfänden] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 42
  • slüge oder wundet einer den andern, das er legerhaft und zu besorgen würde, das er des schadens sterben möcht
    1464? BayreuthStB.2 69
  • dass si dem nanchrichter an sin hand erkennt und gegeben ist und im empfolchen, sy lebentig zu vergraben an die verschmächten statt und sy daselbs lanssen sterben nach dem willen gottes
    1501 RhJbVk. 10 (1959) 234
  • so einer geslagen wirt vnd stirbt vnd man zweyfelt, ob er an der wunden oder sunst gestorben sey
    BambHGO.(1507) VIv
  • wo der richter betrieglichen one vermutunge vber die masse einen fragen lest, der da stirbt in der marter, der hat das heupt verlorn
    1541 König,Proz. 27v
  • wann eyn verwundeter durch vnerfahrnheyt der leib oder wundaͤrtzete stirbt, macht er den schlaͤger nuͤr an der verwundunge vnd nicht am tode schuldig
    1565 Damhouder,Praxis 132r
  • stirbt aber das kind von solchem hinlegen [Aussetzung], sol die mutter ... am leben gestrafft werden
    1583 HadelnLR. V 17
  • so seynd die lechenleüth ... des fahls ledig und eigen für alle diejenige persohnen, so in landtskriegen ... für das vatterland sterbend 
    1607 LuzernHofkirche 24
  • obwohl T.P. fort nah empfangene wunden nicht gestorffen 
    1668 Stemann,SchleswR. 204
  • das du ybermorgen ... wirst sterben und vom leben zum todt hingericht werden müssen
    1716 Schuhmann,Scharfrichter 171
I 3 von Tieren: eingehen, verenden
  • steruet en pert efte ve binnen settinge van weddeschatte dat en derf neeman ghelden
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. M 12
  • dae was thet weeth jeer ende fulla quickis starf jn da winthera [damals war es ein nasses Jahr und vieles Vieh starb in jenem Winter] 
    1463/64 WesterlauwersR. I 570
  • stirbt ein viehe, das einem zuuerhuͤtten gethan ist, er darff kein nott darumb leiden, ob solches ohn sein zuthun geschehen ist
    1574 Pölmann,Hdb. Tr
  • stirbt ein roß oder kuh oder sonsten ein vieh in versatzung, ohne des jnnhabers schuld; er darff es nicht zahlen waz es beßer war als sein geld
    1628 Apel,Collect. 90
  • was an pferden oder vieh vor johannis stirbt, bezahlet kein graßgeld
    1754 SchleswDorfO. 523
  • stirbt das vieh binnen vier und zwanzig stunden nach der uebergabe, so ist der verkaͤufer zur vertretung verpflichtet
    1794 PreußALR. I 11 § 202
II hingerichtet werden
III an jn. von Todes wegen übergehen; an/auf jn. sterben jm. als Erbschaft zufallen; etw. ledig (II 31 b)/erblich (II 3) sterben durch Tod heimfallen; erblos (II) gestorbenes Gut Gut ohne Erbe
  • stervet [Bed. I] der kinder eyn, dy wile, dat sy mid der muder nicht gedeilet hebben, so stervet dat gud up dy muder
    um 1300 BurgLR.(Zimmer) 325
  • wellen wir, das in denselben landen rittern und knechten bleiben sullen banyr und herezeychen, die von alden fürsten uf die lande gestorben und gevallen sein
    1369 SchlesLehnsUrk. I 516
  • habe wir ... yn gelegen gesampte leen, daz is von eyme an daz andir sterben sal
    1395 KamenzUB. 28
  • dises ammecht stirbt nach lehensrechte uff sinen rechten lehnnehisten erbin
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 250
  • wandilte her [der von B.] das recht mit alle unsir herrn stete wissen und willen in sulchir schicht: storbe ein frowe und lîse kinder und man, das die gerâde ... sulle sterben an eren man
    1412 Oppeln/LSchrP. 199
  • of enige gewinne ter stat recht gehorende iemende viel of aengeuallen weer, van doder hant binnen lants gestorven 
    1413 CoutMaestricht 146
  • starb daz herczogthum czu Sachszin dem riche ledig
    1425 HalleSchB. II 233
  • so schal desse vorbenomede acker wedder sterven an desset vorbenomede godeshus
    1425 GarzStB. 48
  • stirbt eyme dinstboten vormundeschaft an, ... der mag von seines hern dinste gehin
    um 1490 RechterWeg II 767
  • an wen erbgueter sterben oder gefallen
    1512 NÖsterr./ÖW. VII 995
  • an die neste freundschaft oder magenschaft erblich sterben 
    1536 Wutke,SchlesBergb. II 42
  • soll das erbteil auf das enkel sterben 
    1540 Zips Art. 66
  • wo geschwistert ist und eines ... stirbet und lest enkel, so soll das erbteil auf das enkel sterben und nicht auf das geschwistert
    1540 Zips Art. 66
  • ende sterven die kinderen sonder lyeffs erven, so storfft oir deyll weder op den vader
    1545? NijmegenStR. 511
  • es sein guter an meinen g. hern gestorben 
    1578 Nostitz,Haushaltb. 160
  • [Übschr.:] von erblosz gestorbenen guettern
    1582 MHungJurHist. IV 2 S. 199
  • stuͤrbe auch ein kindt, das mit den eltern im samenden gesessen, so stirbt sein gut widerumb ins samende
    EiderstLR. 1591 II 13 § 4
  • an wen ein erbloß guett stirbt 
    1628 Apel,Collect. 64
  • ob ein kind lest seines vatters brueder, vnndt seiner schwester sohn; so ist der schwester sohn neher erbe zue nehmen. jst es aber erbgericht, so stirbts vff den nechsten schwertmagen.
    1628 Apel,Collect. 66
IV
(mit dem Tod von jm.) aufhören, hinfällig werden
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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2sterben

, v.

Faktitivum zu 1sterben 

I jn./etw. töten
  • L. ne wolde oͤne os umme usen willen nicht los gheven, sunder he stervede one in dem thoͤrne
    1377/88 BrschwChr. I 26
  • geleich als er sein selbs chint sterbet, / also ward er auch verderbet
    1. Hälfte 15. Jh. Vintler V. 6376
  • [das Kind] in mutterleib abgetriben u. gesterbt 
    1576 WürzbZ. II 831
  • diße [die Inquisiten] seindt mit obgemelden heißen kalchwasser gebadet vndt gesterbt worden
    1631 Leitschuh,HexwFranken 59
  • seinen bruder haͤtte sie [hexe] gesterbet, nun wolte sie ihn gewisz auch sterben 
    1721 Thomasius,Ged.u.Erinn. III 224
  • des herrn pfarrers gänse hat sie [hexe] alle in einer nacht gesterbet 
    1759 DWB. X 2, 2 Sp. 2431
II jm. etw. vererben
  • [ist] vnser swester, von todiswegen abegegangen vnd hat sulch ... gelt, das dorawss wurden ist, off vns gesterbet und gebracht als vff jre nehisten mogen
    1455 MagdebR. II 2 S. 27
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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