Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): stillen

stillen

, v.


I befrieden; versöhnen; schlichten; (eine Auseinandersetzung, einen Streit) beilegen; auch im Wege einer Sühnevereinbarung
  • ein wol geküneget crônetrage / tuot dannoch mêre, er stillet witwen unde weisen clage / er süenet unde vridet
    2. Viertel 13. Jh. Reinmar v. Zweter Nr. 148, Vers 5
  • kůmt aber der, der den totslach da hat getan, in die aehte, der enmak noh ensol her in die stat komen, ... ern si danne gestillet 
    1276 AugsbStR. Art. 28 § 4
  • dat haer L. derghere maghe stillen ende saten sel, die ziin helpers waren
    1310 GroningenUB. I 163
  • der krieg [zwuschen dem schulteissen, dem rahtt und der gemein] ist gestilt 
    1316 Sinsheim 410
  • dat dar de schultete komen schal, dor dat he ouer den greuen richte ... vnde de vronebode, dor dat he de lude stille vnde essche vnde bevrone
    um 1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 1330
  • was in ains hus von sinen ehalten, knechten und meͣgten bescheͣch, das muͤgen si wol stillen 
    1428 IsnyStR. 198
  • ob aber der recht handl so groß wer, das der grund herrschaft richter nit stillen oder handhaben mecht
    1435 OÖsterr./ÖW. XII 160
  • es stat vns zue, allen schimpf one schaden vnd nachtail zue stillen vnd vfruer vnd hader mit kaiserlichem gesetz vnd gebot zue nichtigen
    15. Jh. FreibDiözArch. 10 (1876) 60
  • [eyn rad sol] die krigischen hinweg treyben, die krieg stillen, die sachen hörn, die wrtayl sprechen
    um 1500 Summa legum 225
  • stillet des armen klage ober seinen komer des hungers
    1545 PreußGeschSchr. IV 1 S. 173
  • ein aufruhr, welcher erst durch soldaten-zwang und durch aufhencken edlicher raͤdels-fuͤhrer gestillt ward
    1742 Zedler 34 Sp. 78
II
abgelten, entschädigen; insb.: mittels einer Sühnezahlung befriedigen (und so von einer Klage abbringen)
  • das der clager vnd der richter gestillet werdent vnd des wandels nicht vodernt
    2. Hälfte 14. Jh. RegensbFriedg. 66
  • ene fullenkamen steken wunde is vorbraken de hant afthohouwende, sunder de cleger werde gestillet, dat de eme gnade don wil
    Mitte 15. Jh. RostockGO. 67
  • keme it also, dat de kleger stillet wurde edder sik befruchtede, he möchte mit der sake nicht vortfaren, und bleve buten
    vor 1531 RügenLR. Kap. 9 § 3
  • da aber ein todschlag nicht mit fuͤrsatzten willen ... geschicht, ist von alters hero solchs mit 60 marck verbusset, vnd das blodgeldt gleichsfals mit 60 marck gestillet worden
    1583 HadelnLR. V 19
III (ein Gerichtsverfahren) wegen Nichtverfolgung durch den Kläger einstellen
  • wer auch einig erb binnen den drysig jahren gerichtlich gefordert vnd in recht gestellt worden, damit were der besaͤß gebrochen, er lieff dann fort, gantz nachdem daß gericht gestillet vnd nit verfolget were
    Ende 15. Jh.? SaarbrückenLR. 982
  • wo myn hoͤvtmann darby faren schall? dat em de klage stillet werd, un de mann nicht verunrechtet ward?
    1649 Seestern-Pauly 26
IV etw. beenden, zum Stillstand bringen
  • eines mans eheweib diffamirt und ein schandtgeruicht gemacht, welches der synodus nicht stillen konnte
    um 1590 AnnNassau 18 (1883/84) 67
  • befahl ..., die feuerstraff, die bereits wüst um sich fraß, zu stillen 
    1732 ZDPhil. 27 (1895) 256
V beschwichtigen, zum Schweigen bringen
  • in des riches rechte stet geschriben: dy boesen czwungen sal man stillen bit dem dode, das sy id mordes machen
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) II 82
  • so sich auch ainer so ... verharlich in der gots lesstrung vnd swerung erzaygen vnd nit wolt stillen noch abwenden lassen, den soll der stat richter zu vänckhnuß bringen
    1524 SalzbStPolO. 51
  • daß sie den bellenden hund ... stillen koͤnden
    1647 Spee,Cautio 84
VI zur Ruhe zwingen, unschädlich machen, bezwingen
  • das di selbin seerouber und ir mittehelffer in so korczir czit nicht mogen gestillet und vortrebin werdin
    1398 CDPruss. V 145
  • dargegen haben obgemelte kinder vor iren lohn und gerechtigkeit ein feldt liegendt in den fresch hauben, welches feldt den hern kein zehen geben, das sie dem herrn die fresch stillen in der süssen zeit
    1531 DiedenhofenW. 143
  • wo ohne huren die geilheit nicht zu stillen 
    1667 Pufendorf,RZustand 322
VII säugen; (einem Säugling) die Brust geben
  • derhalben die ammen, sie stillen nun oder ... warten der kinder sonsten, ... die kinder ja nicht fallen lassen
    1586 Mathesius,Syrach II 126v
VIII etw. unbewegt machen
  • wie baldt die eicher ein ohm wasserß in ein stückfass eingeschüttet, sollen sie beyderseitß dasselbig anzeignen, sich desto besser vor irthumb damit zuversorgen ... wanndan das fass vorgesetzter maasen erfült, sollen sie daß wasser in dem ohm zuber uffß fugligst stillen undt mit nichten uff undt ab schieben laßen undt darnach mit deme vom rath rectificirten undt ihnen überliefferten eichen stab richtig stechen
    16./17. Jh.? RheingauLändlRQ. 192
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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