Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stollen/stollen

Stollen

, m., Stolle, m., f.


I bergm.: leicht ansteigend in den Berg gehauener Grubenbau; insb. zur Entwässerung und Belüftung der Gruben (II 1) (sog. erbhaftiger Stollen od. Erbstollen), auch als Hilfsstollen, Suchstollen (I) oder Förderstollen; auch der Betrieb, das herausgebrochene Gestein
Sachhinweis: Veith,Bergwb. 465
  • brenget er [Stöllner] abir synen stollen an dy stat, das er treuͤget anderhalbes lehens tyff adir czu dem mynsten czehen lochter, so heißet is von rechte eyn erbehaftig stolle 
    Ende 13. Jh. IglauBergR. 278
  • auch sullen sie [steinbrecher] solichen stollen und fels, so sie geraumt haben, zu grunt herauß prechen und hinab komen, als ferre sie können und mugen vor wasser
    1464/70 Tucher,NürnbBaumeisterb. 81
  • ein erbhafftiger stollenn behelt sein rechtt: also: ist das der, der denn stoln pawtt sein wasserseig rechtt vnnd beschaidennlichen anfurtt vnnd sein lichttlecher tzw rechtt ferttigett
    1513 (Hs.) SchemnitzStBR. 127
  • vnd mag alsdann ain yeder in demselben maß vnd in seinen gemessen rechten ansitzen, stoͤllen vnd feert pawen, wo vnd alls vil er will
    1532 SalzbBergO. 38v
  • dieweyl auch die jetzigen stöllen nicht sehr tief eynkummen ... alß wollen wyr doran seyn, damith eyn neuer tiefer stollen angefangen ... werden muge
    1546 Löscher,ErzgBerggebr. II 3 S. 275
  • daß hinfort ein jeder stolle unter dem andern sieben lachter gericht, einkommen sey
    1566 HennebBO. 97
  • so man in einner tieffen zechen, stollen, streckhen oder andere örtter aufflassen, verbauwen oder versturtzen will, dass soll zuuor dem berguogt angesagtt werden
    1570 PreußBergO. 312
  • so soll kein stollen den andern macht zu enterben haben, es sey dann dass er 2 leiter, das ist 8 lachter seiger ... unter ihn einkömme, alsdann soll er erbstollens gerechtigkeit haben
    1575 Veith,Bergwb. 148
  • [ain] oberhuetman, der ... sein fleissig aufmerkhen hab, das fürnemlichen die rechten, stölln unnd tragstimpf ordentlich innstandgehalten unnd dem pessten ärczt nachgetraeht wird
    1586 Koch,SteirErzberg 181
  • wird aber mit dem stollort ertz ... angetroffen, alsdann mag der stollen den gebuͤrlichen stollnhieb, welcher betrifft 1 1/4 lr. in der wassersayge uͤber sich, und 1/2 lr. in die weite so lang das erzt steht, weghauen, und zu sich nehmen
    1669 KurkölnBergO.(A) VI 1
  • wird zu einer zeche realiter geklagt, so haͤlt die diengliche klage alle fundgruben, maasen und stollen, so in derselben begriffen, biß zur zeit der huͤlffe, bauhafftig
    1693 Schönberg,Berginformation 9
  • [in] der muthung soll deutlich ausgedruͤckt seyn, was der lehn-traͤger an fund-gruben, maaßen, stollen, wasser-faͤllen etc. gemuthet
    1772 HalberstProvR. 296
  • außer dem zehent müssen die beliehenen von ihren gangbaren gruben oder stollen ein in den provinzialgesetzen bestimmtes quatembergeld zur unterhaltung des bergamtes entrichten
    1794 PreußALR. II 16 § 103
  • [wer] eine zeche, stolle oder strecke verbauet oder verstürzt, soll den hineingestürzten berg wieder herausschaffen und ... bestraft werden
    1794 PreußALR. II 16 § 211
II erbberechtigter 1Stamm (II), welcher einen gemeinsamen Bruchteil erbt, iU. zum Erbe nach Häuptern (III 1 b) 
  • [wann] berüerte brüeder und mitverwondten der thailung begern und sich ... nit vergleichen mügen, so ist ... brauch gwest, das der eltist stoll die thailung machen und der jüngst die waal haben soll
    Mitte 16. Jh. Tirol/ÖW. V 664
  • ebenermaßen sollen ehlich erbohrne urähnelj, ihre urähnj, old urahnen, als für ein stollen, nebend ihres urähnis, old urahnen kindern, old kinds kindern helfen erben
    1639/1778 WerdenbergLB. 228
  • so aber die abgestorbne person kein eheliche künder verliesse, und eheliche geschwisterte hette von mans oder weibsbild, so sollen die selbige eheliche geschwisterte, ieder für sein stoll gleichlich erben
    1697 GraubdnRQ. III 102
  • daß von 2, 3 old mehreren gwschüsterten brüoder oder schwöstern absterben solten, daß deren hinderlassene kinder ohne entgelt ihrer verstorbnen eltern in ledigen anfählen zwüschen geschwüsterten vnd weiters nicht, für ein stohlen anstatt ihrer elterern erben, vnd daß erb beziehen mögen
    1745 SchwyzLB. 128
III Stützpfosten
  • do machtestu dich der frawen zů / und hast sie bunden eb sie erwachtet / an vier stollen die am beth sind gemachet / und darnach dyn můtwillen mit jr tryben
    1530 Manuel,Werke 546
  • wegen der stollen wird hiemit das maas in ansehung ihrer laͤnge von 12 schuhen und wegen der dickung 3 zoll in quadrat vorgeschrieben, und fest gesetzet, also zwar, daß, wofern an den brettern, latten und stollen von dieser erforderniß etwas abgaͤngig befunden wuͤrde, alsdann die confiscation ... statt finden soll
    1776 SammlVerordnWürzb. III 123
IV Gefangenenkäfig, Narrenhaus (I) 
vgl. Drille
  • 1722 ist das narrenhaͤußchen oder stolle auf den markt gebauet worden, weil so viel obst und erdaͤpfel gestohlen ist
    1776 G.F. Oesfeld, Hist. Beschreibung einiger Städte im Erzgebürge I (Halle 1776) 160
V ein längliches Gebäck; als (weihnachtliche) Naturalabgabe
bdv.: Striezel
  • in vigilia nativitatis Christi duos panes triticeos longos, qui stollen dicuntur, factos ex dimidio scephile tritici, nobis et successoribus nostris ad curiam nostram solvere obligarunt
    1329 C.P. Lepsius, Kl. Schriften I (Magdeburg 1854) 253
unter Ausschluss der Schreibform(en):

stollen

, v.

behindern; aufhalten, stoppen
  • off dair enboeven iemantz durch bevell eyns raitz verwanten syn recht gestopt, gestolt oder van synen angefangen rechten gedrongen ... dat derselbe ... sulcher syner gaffell gesellschafft ... kundt doin mach
    15. Jh. Diefenb.-Wülcker 866
  • es ist aber mehrgnanter J.V. mit seinem beystandt auch erschenen u. hat kleglichen gebetten, die creditoren wollen mit dem umbschlag u. verkaufen dißmael stollen, er wolte allen fleiß anwenden, damit die creditoren in kurtzen sollen befredigt werden
    1580 H. Mosler, Gesch. d. Gem. Heerdt (Düsseldorf 1960) 22
  • dat voigtgedinge, datmen desen daich halden sal in den hoeftbanck von Merssen ende bevele dat niemants, hoe hy sy, van wat conditie oft qualiteit, het recht schricken, perturberen, stollen oft stueren en sal
    16. Jh. LimbWijsd. 190
unter Ausschluss der Schreibform(en):