Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): streiten

streiten

, v.

glossiert discepto, altercor, disputo AhdGlWB. 600

I im Streit (I) sein, einen Streit führen, uneins sein, zanken; diskutieren
  • sus striten umb den werden man / die juncvrowen alle drî
    1240/70 Pleier 162
  • swe wat koft, unde dejene de et koft hevet eder jene de et vorkoft hevet, stridet si unde werpet den kop, ichte de penninghe en wech, des scal sec de voghet underwinden
    1422 Pufendorf IV app. 290
  • in hypothesi wird aber gemeiniglich gestritten, ob das angebliche gravamen statuum commune nicht vielmehr particulare seye
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 132
  • wegen verschidener staͤnde landen oder districten streiten einige crayse mit einander: ob sie zu disem oder jenem crays gehoͤren
    1773 Moser,KreisVerf. 38
  • wird aber darüber gestritten: ob eine oder die andere gemeine zu der kirche wirklich berechtigt sey: so gehört die entscheidung vor den ordentlichen richter
    1794 PreußALR. II 11 § 313
  • wenn über den sinn einer verordnung des erblassers zwischen dem testamentsvollzieher und dem erben gestritten wird; so gebührt, im zweifelhaften falle, der meinung des erstern der vorzug
    1794 PreußALR. I 12 § 561
II einen Rechtsstreit führen; prozessieren
  • álso chóufliute strîtent, táz tér chóuf súle uuésen stâte, dér ze iârmércate getân uuírdet
    um 1000 Notker I 69
  • wofern ir aber zu den herrn burgermeister, richter, rat oder gemainer stat etwas spruch zu haben vermaint, solch spruch sollet ir auch nit anders, dann wie, an den orten dahin sy gestreitt und an mittl gehörig sein auffüren und richtig machen
    1437/1530 MHungJurHist. V 2 S. 6
  • thetter nen husmon ne ach with sinne hera to swithe ne winna jef with sinne kening nout to sere stridane [dass kein Hausmann gegen seinen Herrn zu hart gerichtlich vorgehen oder mit seinem König zu heftig streiten soll] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 30
  • nur einer der streitenden partheyen kan er [advokat] in jedem rechtsfalle bedient seyn
    1785 Fischer,KamPolR. II 212
  • in rechtsstreitigkeiten ... geschieht es sehr oft, daß einer der streitenden theile das roͤmische gesetzbuch als gemeines recht fuͤr sich anfuͤhrt und damit seine sache ... fuͤr sich entschieden haͤlt
    1793 Pütter,ErörtStaatsR. I 133
III einen Krieg führen; ins Gefecht ziehen
  • thie franken hauen michel arbeit irlithen / mit then haithen gestriden 
    um 1172 PfaffeKonrad(Wesle)2 V. 1347
  • iewelk man mut wol helpen weren stede, bürge unde land unde lif sines herren ... weder herren unde mage unde manne, die sie geweldichliken süken, unde mut wol uppe sie striden 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 78 § 5
  • dat j moten strida weer dae noerdtscha hand ende weer dae sudera hand om iowe ayn land [dass ihr gegen die Normannen und gegen das südliche Volk für euer eigenes Land ... kämpfen sollt] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 372
  • jch mach och ... dieme erchebisschoue van Colne helpen vehten inde striden ... wieder die stat
    1257 CorpAltdtOrUrk. I 67
IV kämpfen; einen Zweikampf austragen
  • Elias stritit pi den euuigon lip / uuili den rehtkernon daz rihhi kistarkan
    2. Hälfte 9. Jh. Musp. V. 41
  • er rief: we wil strîten / mit mir umb den meisten trunc
    um 1230 HeinrTürlinCrône V. 2579
  • dit [kempen] weren lude, de striden vmme gelt, vnd dar vmme weren ze schalbar
    um 1325 (Hs. 1368) SspGlLR.(Buch) 328 (Ssp. I 39)
  • sa drift him thio ermicheit and thio nede alderto, thet hit scol met witum biweria, thet hi nout strida ne muge [so treiben ihn die Armut und die Not dazu, mit Zeugen zu beweisen, dass er nicht kämpfen kann] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 146
  • thi sothega thiaf, ther ewesen heth mitha en otherum jer an dey, thi strit vmbe xxx panninga kapis [der wirkliche Dieb, der Jahr und Tag im Besitz einer fremden Sache gewesen ist, führt einen Zweikampf um einen Wert von 30 Pfennigen] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 166
V
wider etw. streiten sich gegen etw. äußern, etw. verbal bekämpfen
  • [dass] die pfarrer und kirchendiener ihres höchsten vleisses in ihren predigen wider sölche abgötterei und miszbreüche streiten und widerfechten, auch die leut davon anzustehen leren und ermanen
    1541 Preußen (Hzgt.)/Sehling,EvKO. IV 56
VI (für etw./jn.) sprechen
  • [probrelation:] vorherige reichshofraͤthe, welche praͤsentirt werden, sind wegen der fuͤr sie streitenden praͤsumtion davon frey
    1791 Malblank,Kanzleiverf. I 140
  • die allgemeine vermuthung streitet für die redlichkeit des besitzes
    1794 PreußALR. I 7 § 18
  • wegen der für die staatsgewalt immer streitenden vermuthung und der verpflichtung des staatsvereins zum unbedingten gehorsam, ... haben die rechsgrundgesetze weislich verordnet, dass ... der landesherr seine widerspännstige unterthanen ... zum gehorsam anhalten könne
    1804 Gönner,StaatsR. 344
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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