Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): sühnen
Artikel davor:
Sühnbrücherecht
sühnbrüchig
Sühnbuch
(Sühnding)
(Sühndingbrache)
Sühndingbrief
1Sühne
2Sühne
Sühnebreche
(sühneflüchtig)
sühnen
, v.
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I
urteilen, entscheiden
II
(Streitparteien miteinander) aussöhnen, zu einer 1Sühne (III) bringen
bdv.:
schlichten (II)
- mit dysen dincgen sin wir gesunit vnd han verzigen, slethis vur uns vnde vur vnse erben, allis des schaden vnd allir sachen, dy wir durch des selben criges willen gehabet vnd getain han vndir ein ander1290 Wetzlar/CorpAltdtOrUrk. II 471
- wir H. ... süneman vnd scheidemann, von vnserm ... keysir ... vnd den edelen man G. ... eindrechticlich irkoren, rechtlichen oder minniclichen sy vnderein zv sünen vnd zv scheiden vmb daz geuenknusse des edelen mannes des van M.1342 MecklUB. IX 385
- unsern amptluden, das sî macht hain uns zu soenen, mit minnen ader mit recht1349 Lamprecht,WL. III 206Faksimile - in Google Books
- were ez ouch sache, daz wir ... ze kriege kemen ..., dar affter sullen wir uns versomen, verworten noch friden ... ez were denn, daz wir gefridet oder gesuͤnet wurden nach der willen und rat, die zů der zite uber uns ein trehteklich erkorn sint1379 Storn,Schwureinungen 34
- ab der antworter spreche, her were ummbe die sache mith dem cleger gesünet und gescheiden und czewhet sich domete an die sünlewteum 1400 LiegnitzStRb. 113
- das wir von geheise unsers gnedigen herrn des konigis wegen gesunit, gericht und geeynet haben dy edlin herrn ... mit den erberen leuten ... ummb dy czweytracht, dy czwyschin in an beyden teylen gewest ist1410 KamenzUB. 39Faksimile - digitalisiert vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV)
- [W. hat gesworen] wegen der watlu̍te zunft ... gentzlichen gerichtet und gesůnt zů sinde1415 SchlettstStR. 632Faksimile (ca. 77 KB)
- [das si vmb sölch sachen] gericht vnd gesůnt sein vnd dhain taile gen dem andern solichs in argk nit mere anden, effern, rechen ... sollen1450 Indersdorf I 319Faksimile (ca. 286 KB)
- dat men ... des saterdages voir der bancken sall moeghen swoenen1471 NijmegenStR. 157Faksimile (ca. 182 KB)
- toe baer brengheth, seeneth jeffta scheedeth1487 Sipma,FriesOork. I 251Faksimile - in "Delpher"
- sollen beyde obgenante parthye um alle sachen ... gruͤndlich und guͤetlich gericht, gesuͤhnet und vereint sein1764 Faber,NStaatskanzlei XI 341
III
(sich) (mit jm.) aussöhnen, vergleichen
bdv.:
2leiden (I 7),
schlichten (III)
vgl.
einen (II 1)
- alsa thi rediewa biwernad is, sa ne mot ma naut sena, wara hia skelin thene tichtega to loge brendza [sobald der Redjeve durch (Urteils)pfand gesichert ist, darf man sich nicht (mehr) vergleichen, sondern sie sollen die Klage vor die Gerichts versammlung bringen]Ende 13. Jh. BrokmerR. 32
- wil der ubelteter, [der] entlofin waz, dornoch sich sunen wedir, so sal her sine ubeltat gelden und entlegen1340 JurPrut.(Mat.) Kap. 47
- were es, daz wir ... eines krieges begunnen ... do sullen wir uff bede sitden uns mit unsern vienden nyt suͤnen, fryden noch verworten, ez si danne mit unser aller wille1345 ArnstadtUB. 85Faksimile (ca. 164 KB)
- [wir su̍llen vns mit vnsern widertayln] nicht friden setzen, suͤnen noch tag laysten noch dehainerley taͤyding vnd richtung aufnemen ân ... vnsers herren v.O. ... wissen1395 BündnerUB. VIII 1 S. 468
- beschech, das wir obgenant fürsten von der ritterschaft wegen die in der ainung sind von ainung wegen in offen krieg kemen, so sol sich die ritterschaft alle nicht friden, setzen noch sienen weder ir ainer noch mer, ân unsern willen1421 BairFreibf. 73Faksimile - digitalisiert im Rahmen von "austrian literature online (ALO)"
- do sunete sich der keisser ... mit lantgraven H.1421 Rothe,DürChr. 316Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- weme clagen wert vmme wunden edder vmbe dotslach, de vormunden des dodes mannes en moghen sik nicht vlien edder sonen mitten hantdadinghen, jd en sy mit des voghedes willen1. Hälfte 15. Jh. Hach,LübR. 412Faksimile (ca. 180 KB)
- soe wie dat vechtet bynnen der vryheyt van S. die zullen soenen bynnen XIIII daghen by hem seluen, by een peen van acht pont,1456 SneekStB. Art. 134Faksimile (Abschnittsbeginn) - digitalisiert von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
- dieweil jr euch ... kegen mir vorgrieffen ... seit jr mit mir jn einen vortrag gegangen, ... bekenende, das jr ... dorvmb mit mir gantz gesunet vnd geschieden1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 56Faksimile - in Google Books
- das fur uns komen seint an rechte dingstatt, da alle ding craft und macht haben, A., M., sein eelich tochter, D., sein [eiden] und D., auch A. tochter. die haben sich mitenander gesunet und geeinetvor 1524 LeipzigSchSpr. 338
- welcher unter uns fuͤrsten den andern also umb huͤlffe gefordert haͤtte, der soll sich ... mit dem ... wiedersetzigen nicht frieden richten noch suͤhnen, er ziehe denn die andern in solche friedrichtung und suͤhne1614 Lünig,RA. V 2 S. 151
- suͤnet sich der dib mit dem klaͤger, daß disem genug beschihet, und dem walt-boten danket, mag er ... mit ihm darum dingen, daß er lebendig bleibet1758 Estor,RGel. II 1044Faksimile (ca. 118 KB)
IV
(eine rechtliche Streitsache) vergleichen, schlichten (I); (eine 1Sühne III) aushandeln; durch eine 1Sühne (III) befrieden, zum Austrag bringen, herbeiführen
vgl.
scheiden (III)
- aldeer en stryd mey des scelta banne ende mey des aesga dome sened is [wenn ein Rechtsstreit unter dem Bann des Skelta und durch Urteil des Asega verglichen ist]2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 112
- sa hwersa brothera sannath umbe hiara god ieftha otheres umbe enigera honda seke, thet skilun sketha and twiskia sex thera sibbista honda, ther hiam se bethon al iuin liaf; ac ne mugun thet tha mena friond nawet sena, sa hwedderon sa thi redieua folgath, thet skil stede biliua [wenn Brüder sich über ihr Gut oder sonst über irgendwelche Sache streiten, sollen sechs ihrer nächsten Gesippen, die gleich nahe mit ihnen beiden verwandt sind, das entscheiden und schlichten; können die gemeinsamen Verwandten das aber nicht zum Austrag bringen, so soll das rechtsbeständig bleiben, dem der Redjeve beitritt]1327 RüstringerR. 140
- mit desser sone scal wesen sonet vnd is gheendet allent dath ghescen is twisschen den voresproken heren1345 DithmUB. 27Faksimile (ca. 74 KB)
- binnen gesuntim vride sal man keyn wophin vuren, denne czu des richteris dinste unde czu turney1. Hälfte 14. Jh. NeumarktRb. 174
- de veyde ... sal gesoynt siin1366 DortmUB. I 596Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
- dat wy vs ghescheden vnde ghesonet hebbet eyne rechte olde sone vnde hebbet de ghelovet mid hande vnde mid munde1371 CalenbergUB. IX 116Faksimile (ca. 169 KB)
- in welchem gericht ez [tot slagen] gesvͤnet wirt, dem selben richter wirt dy wirtschaft vnd alle dy pri schaft, di gevellet1378 SilleinStRB. 160
- do dat orloch hadde stan dre verdendel iares, do wart it gesonet2. Hälfte 14. Jh. BremGQ.(L.) 126Faksimile (ca. 174 KB)
- alle sake, se syn luttik efte grod, de settet unde sönnet syn, ... scholen settet unde sönet blivenDithmLR. 1447(Eckh.) § 17
- fior thing rorat scolanga: londcap ... and ene senede son, bi lx mercum [auf vier Geschäfte bezieht sich eine Vertragsstrafe: Kauf von Land, ... und eine abgeschlossene Sühne, (jedesmal) in Höhe von 60 Mark]1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 156
- wanneer die schepen een vechtlic zwoenen, dat mijt vuijsten geschiet is, soe wat gelde daer ter zoenen geseget wordt, dat sal man gheuen indie drie kerkenMitte 15. Jh.? KampenStR. I 152Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
- wer es ... das ein freyman mit wernter hant ein thotschlage thet und keme er, so solt im ein amptman jare und tage fride und geleyte geben und alle tage in der friste umb richtunge und sonunge werben. und mocht es im jare und tage nicht gesonet werden, so solt in der amptman drey meylen wegs hinweg sicher gleyten1469 FrkBauernW. 34
- es soll och aller unwill, wie sich der baidersidthalb bis uff hu̍ttigen tag dato diß briefs gemacht hat, hiemit och gericht, geslicht, gesu̍nt, gar und gantzlich hin, tod und ab haissen und sin1487 SGallenRheintalRQ. 238
- ap sich luthe zcweiten in eynes wirtes huss ... wer das sunet, ehir das es dem richter geclaget wirt ..., das mag er wol thun1488 RudolstadtStR. 226Faksimile (ca. 60 KB)
- hirna wurd der krieg gesönetnach 1518? BremGQ.(L.) 171Faksimile (ca. 162 KB)
- soͤhnen oder suͤhnen ... den streit beilegen, den unwillen entfernen, zufrieden stellen, es geschehe durch richterliche entscheidung, oder durch guͤtliche vorstellungen1810 Campe IV 466Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
V
(durch Sühneleistungen, zur Wiederherstellung des Rechtsfriedens) wiedergutmachen, Ausgleich erbringen; jn. sühnen für jn. Wergeld leisten
bdv.:
stillen (II)
- die diüve oder rof sünet oder weder gevet, unde se des vor gerichte verwunnen werdet, oder die ir lif oder hut unde har ledeget, die sint alle rechtlos1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 38 § 1
- pacificabunt, id est soenen, mortuum cum x libris1265 ChartPierreGand I 343Faksimile (ca. 66 KB)
- van doitslage off van wonden ... dat sal man zeůnen dem richtere1324 Ennen,QKöln I 180Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- waert dat yement met alsulken vredebraec ... eenen anderen oflivich maecte ende daerof zoende, die zoude nochtans nadier zoenen ballinc slants bliven1401 Fruin,Dordrecht I 3Faksimile (ca. 169 KB)
- würde ... dem von G. ein man erslagen, wolte man den suonen, das sol den bischoff nùt angon1470 Hanauer,Constd'Alsace 317Faksimile - in Google Books
- wunden kan man verbinden, scheltwort kan man suenen1533 LutherGesAusg. III 12 S. 221
- [daß, nachdem J. gedachten B. zum tode gebracht, die] negste bloetverwante freunde ... das bloet sonen lassen und ... von gemelten J. eine gute summes geldes empfangen1579 JbOldenb. 15 (1906) 226Faksimile - digitalisiert von der Landesbibliothek Oldenburg
- helt jemand wilde vngezampte thier, ... wuͤrde ein mensch von denen vmbgebracht, der herr des thiers mus den getoͤdten suͤhnen1583 SiebbLR. III 9 § 2Volltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- vom abtrag, vmb entleibung oder suͤhnen: nach dem offtmals ein verbraͤcher, vmb entleibung eines menschen, nicht zum tode, sonder aus vrsach vnd erkaͤndtnuͤs des gerichts, vmb den entleibten zum abtrag, verurtheilt wird: drumb ist zum rechten gesatzt, das man einen entleibten nicht hoͤher dann vmb viertzig guͤlden suͤhnen sol1583 SiebbLR. IV 4 § 1Volltext (und Faksimile) - in DRQEdit