Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Tadel

Tadel

, m., selten n.


I Fehler, Mangel, Makel, Schaden, Unzulänglichkeit
bdv.: Fehl (III)
  • daz wir des edeln herren des hertzogen Albrehts brief von Oͤsterrich gesehen haben mit sinem jnsigel an allen tadel, also geschriben, als her nach geschriben stet
    nach 1293 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. III 65
  • swer ein guot hin geit ân tadel ... und spricht, er wizze chainen tadel dar an und vindet jener tadel hin nâch an dem guot, der is dô chauft hât, er sol im seinen schaden ab tuon
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 228
  • spricht ainer den andern an, er hab im ein ros ze kauffen geben an allen tadel und daz sey [danach] tadelhaeftich
    1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 244
  • ob der brief mail oder tadel ... het ... oder unrecht geschriben wär, dass scholl in und irem gotzhaus ... nicht schadn
    1371 MBoica V 187
  • daz dasselbe vorkouffte phert sollichen tadel an sich hath, nemelich daz eß rutczig unde harslechtig ist
    1474 PössneckSchSpr. I 318
  • [Bestätigung des Rats, dass B.] in einem rechten ehebett geboren ane allen diet und tadel, die man in ehrlichen und redlichen handtwergen pflegt zu tadeln
    1541 Lehmann,WendenNLaus. 81
  • verkaufft einer ein ross, er sol biss auff den dritten tag, fuͤr alle tadel daran, vnd heimliche verborgene kranckheiten versprechen
    1583 SiebbLR. III 6 § 11
  • wann einer aber nicht die missethat, sondern die unschuld zu beweisen hat, werden die taͤdel der zeugen nicht so eigentlich in acht genommen, und bißweilen auch haußgenossene zu zeugen zugelassen
    NÖLGO. 1656(CAustr.) I 14 § 5
  • werden [die zeugen] ohne allen tadel und vorwurff befunden, so sollen ihnen ... der gewoͤhnliche zeugen-eyd ... gegeben [werden]
    1707 SudetenHGO. Art. 9 § 3
  • müssen solche [Kühe] beim abzuge [des Pächters] ohne tadel abgeliefert werden
    1779 Pommern/QGDBauernst. 279
II Kritik, Missbilligung, Vorwurf, Rüge
bdv.: Tadelung
  • sus saz der minneclîche wîne gar vor allem tadel vrî
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival V 228, 7
  • der ainen allain schmehens halben antast, oder sein tadel auffrupffet, mag (ob es schon war ist) vmb iniuri beklagt werden
    1544 Perneder,Inst. er
  • noch den andern zunft-brüdern freygelaßen seyn solle, ihme wegen tadel des meisterstücks, ambts-bedienung oder anderer plackerey halber den geringsten heller weiter ... abzupreßen
    1700 LippstadtStR. 62
  • wenn die zunft ein meisterstück verwirft: so muß sie die gründe ihres tadels dem beysitzer zum protocolle geben
    1794 PreußALR. II 8 § 256
  • sind aber auch die vorsteher verbunden, eben dieser behörde es anzuzeigen, wenn der pfarrer seine amtspflichten vernachläßigt oder in seinem sittlichen verhalten zu gegründetem tadel und aergerniß der gemeinen veranlassung giebt
    1794 PreußALR. II 11 § 323
  • ein cantonsrichter der sein amt während eilf jahren ohne tadel versehen [hat], hat das recht in den verwaltungsrath gewählt zu werden
    1802 AktSammlHelvet. VIII 1523
  • zu den gemeingefährlichen verbrechen gehört ... die meuterey, welche in allen handlungen besteht, durch welche ein aufruhr der soldaten vorbereitet oder veranlasst wird. schon durch lauten tadel der befehle ... wird das verbrechen begangen
    1808 Feuerbach,PeinlR.4 434
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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