Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Taferne

Taferne

, f., 2Täfer, f., Taverne, f., Taberne, f.

zu lat. taberna 

I konzessioniertes Wirtshaus, Gasthof; auch: Weinschenke, Weinausschank; (Recht zur) Bewirtung mit Alkoholausschank, Schankrecht (I); meton.: die dafür zu entrichtende Abgabe; ehehafte/gesetzte/rechte Taferne berechtigte, privilegierte Wirtschaft; feile/freie/offenbare/offene Taferne öffentlicher Ausschank

I 1 hinsichtlich des privilegierten Betriebs, bestehender Herrschaftsrechte und Abgabenpflichten
  • in dem selben dorf von der tavaerne git man sehzic pfenninge
    1240 MBoica 36, 1 S. 93
  • dat nen taverne ne were, unde nen degeding unde nen market ... wante in den steden
    um 1260 SächsWChr. 159
  • daz ir verbiett in ewerm geriht vberal, daz ieman da den gesten ze ezzen gebe wan in dem marcht datz C. an [außer] datz den rehten tævern 
    1297 Kitzbühel/CorpAltdtOrUrk. IV 49
  • ein probst sol auch die teverun lihen wem er wil
    1344 Burckhardt,Hofr. 237
  • in welkeme huse ok en pape wonet, it si en wedeme oder nen, holt men dar tavernen, de tavernen ne hevet nen ander recht denne alse andere tavernen 
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. II 2 § 154
  • dat men neine hochtide und tavernen scholde hebben wenne in den steden
    1350/72 MagdebChr. I 43
  • we des rades tavernen heft, de scal sweren, dat he dem rade van jowelkeme gantzen vodere, dat he tappet, iiii solidos gheven wille
    1358 BrschwUB. V 461
  • diu ... doͤrffer baidiu mit vogtien, mit gerihten, mit zwingen, mit bennen, mit ehaffty, mit tefern, mit zinsen, mit gu̍lten und mit allen lu̍ten und gůten undd waz darzů gehoͤrt
    1387 EßlingenUB. II 181
  • daz nyemants kain newe pruͤgk pawe ... noch kain newe tafern an des landrichters willen
    14./15. Jh. Müller,LGHirschberg 338
  • [Verkauf einer Herrschaft] mit hüsern, schuran, hoͤffen, hoffstetten ... mit veld, waide, wunn ... mit stüran, daͤffrinan, mit gerichten ... mit zwingen, baͤnnen, vogtyen
    1423 MHohenberg 850
  • daz min herren hant ein täffer, die hät das recht, das ... alss ferr miner herren gericht gänd, nieman sol win schenken ... denn dem si die täffer lichent
    1456 Zürich/GrW. I 84
  • behaechtet der kerken van U., zij moghen wiin copen ende onder hem selven drinken sonder openbaer taferne 
    15. Jh. UtrechtRBr. II 100
  • sollen all winckhl und new tafern ... verpotten sein
    SalzbLO. 1526 Bl. 31v
  • [doch solle der gmeind] keins wëgs gestattnet ald zugelaßen werden, ein wirtschafft neben der eehaften und gesetzten tafern ufzerichten
    1553 ZürichOffn. I 369
  • das ... wider gemaines lannds herkhomen, new taffern, müllen, schmidten, oder ander werchstaͤt aufzurichten, nit erlaubt werden
    1559 OÖLGO. 2r
  • [dass] auch unter dem prætext dieses gegebenen privilegii sich keiner, der es zuvor nicht ruhiglich hergebracht, der ... aufrichtung der tafernen ... unterfangen solle
    1629 KurpfSamml. IV 946
  • das niemants schenk oder gastung halt, dann allain bei den ordenlichen dafern 
    17. Jh. Tirol/ÖW. II 19
I 2
hinsichtlich der Rechtsstellung der Besucher, auch beim Spiel um Geld, in Bezug auf Besuchsbeschränkungen und die Sperrstunde
  • virtuit ein man dis andirin guit in sinir taverni, iz si mit suilichirhandi zerungi iz si, daz heiz in nicht birichtit undi darubir ani sieni loibi inwec geit, demi man mac he woli nachvolgi dein tac undi di nacht ani girichti
    um 1230 MühlhsnRb.2 126
  • kamet lude an eyne veyle tauerne, vnde schuet deme weerde denne dar wot van vngerade, efte ienigem manne, dar en is neen husvrede braken
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. 312
  • worden oec vriende vechtende in ener vrier taverne, die ne verboerden niet mer dan off si op vri velt vochten
    1292 Bergh II 375b
  • swelich schuler spilt in der tabern, der sol niht mere můgen verlisen, denne er beraiter pfenninge bi im habe; sein gewant, seineu buch oder ander seineu pfant sol im nieman nemen
    1296 WienRQ. 97
  • de dorpe unde de tabernen, de by deme closter synt, de en sal he [Spitalinsasse] nicht heme soken
    1336 CTradWestf. V 251
  • dat en gheen wijf in taverne niet drincken en sal gaen ... uutgesceden tsvrydaechs, ende pelgrime
    1350 BelgMus. 1 (1837) 251
  • elc tauernier sal sine tauerne sluten, al zo saen als die diefclocke volluud es
    Mitte 14. Jh. CoutAnvers I 48
  • es ensal niemant des nachtes noch der glocken ... zu keiner tabern sitzen
    1351 ErfurtZuchtbf. 119
  • dat niemene en drincke in de taverne naer dachterste clocke
    1396 Kortrijk(Strubbe) 215
  • waz in thauerne geschet von unsen burgern vreuelkeit, daz suln si bůze glicher wis als uf der straze
    14. Jh. Förstemann,Nordhausen I 1 S. 58
  • ob sich ains burger sun oder knecht in ainer tafern verspilet, und so des der vater oder her inwirt, so hat er gewalt, di verspilten person zu ledigen von sainem widertail umb 12 ₰ und nit höher
    1498 OÖsterr./ÖW. XIII 295
  • dat ... sulcke contracten ... gebuerende in taveernen ofte in dronckenscep, ghehouden werden voor nul ende negheen; ten sy dat de contractanten binnen derden daghe nuchterens monts ratiffieren ... de selve contracten
    1535 CoutSalleYpres I 8
  • selbst in den tafernen stand ein venkhnusstock, damit die rumorer und schuldner angeschlagen wurden
    1573 Hornung,BeitrBayr. 83
  • [an Neujahr] mögen die junge ledige manns- und weibs-persohnen ... in einer offentlichen tafernen zuesamen kommen, und allda von den halben zweyen biß umb vier vhren einen offentlichen ehrbahren dantz miteinander halten
    1663/70 SchweizArchVk. 15 (1911) 51
  • solle denen ledigen purschen oder menschern deß markts in der tafern oder würthshauß ... kein nachtherwerk gestattet ... werden
    1748 NÖsterr./ÖW. VIII 59
I 3 hinsichtlich des dem Wirt zustehenden Pfandrechts und seine Pflicht zur Schützung (II) und Pfandverwahrung für Dritte
  • ez mag ein igleich wirt, der auf offner taeffern sitzt, wol pfant ein nemen umb sein ezzen und umb sein trincken
    1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 269
  • auswendiger leuten vich soll der knecht auf die täfer oder dem wirt haymtreiben, und so bald das über die schwöll kompt, so ist man darvon 5 ß der werung verfallen
    1484 WürtLändlRQ. I 150
  • es ist auch von alter also harkomen, das die tafern ain rechter pfandhof des kelnhofs gericht [ist]
    1532 Schwaben/GrW. VI 302
  • wer der wer [der] die pfandung nicht pracht zu der tafern ... der ist uns ... pueszwirdig worden
    oJ. Bayern/GrW. VI 183
I 4 hinsichtlich der Taferne als Freistatt (I), Asylstätte
  • so ainer ... ain tödtet umb erber sach und fluch in das schenkhaus zu S., so hat er drei tag darin freiung, und als oft er drei schrit für die dachtropfen heraus kumbt und hinwider ain tödtet, als oft 3 tag freiung ... wär aber, das im der lantrichter nachkäm in die tafern, als oft er aus oder über das drisschüebel als oft ist er zu wandl 6 ß 2 ₰
    14. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 651
I 5 hinsichtlich des (beschränkten) Verkaufs von Fleisch-, Back- und sonstigen Waren in der Taferne 
  • welche obrigkait aber das metzgen bey jrer tafern nit im brauch herbracht hette, desselben wirt soll das metzgen allain souil er wirt zů notturft seiner tafern vnguerlich verbraucht, gestatt werden, aber das hingeben nach dem gewicht verpotn sein
    BairLO. 1553 V 6 Art. 6
  • es soll auch kein ungewöndlich gasthaus noch tafern bei den strassen auf dem lant umb den markt N. sein ... auch von dergleichen gastgeben ... kain kaufmanschaft weeder mit kaufen noch verkaufen getriben ... werden
    1564 NÖsterr./ÖW. VII 215
  • er [würt] sol die tafer halten mit wein, bier, schönem brot, mit schmer, schmirben, gaiszelschnüeren, nehriemen, liechter und alles anders, was ohngefährlich darzue gehört
    1575 Schwaben/GrW. VI 274
  • von tafern oder würtschaft: ... hingegen solle jederweiligem würth von sambtlichen unterthanen und hindersassen ... mit flaisch aushauen, verkaufen, auswägen, brantwein brennen, salz ausmessen, tabak zu verkaufen oder mit anderen dergleichen der tafern alda alleinig zueständigen handlungen einiger austrag ... nit geschehen, sondern der oder diejenige ein solichs übertreten würde ... [soll] abgestraft werden
    1695 WürtLändlRQ. II 831
I 6 hinsichtlich des Verbots von gerichtlichen Vorladungen und Rechtsprechung in der Taferne 
  • sal nymant von gerichtes wegen geladen werden, alze yn kyrchen adir uff kirchhofen, ... ouch nicht yn gemeynen trinchuszeren als yn weynkelleren und offenbaren tavernen 
    1435/54 DanzigSchB. 29
  • det ma da sententia dela schel sittende and naet stondende, and in da riuchte loghe, der ma plegath to riuchten, naet in der tauerna neer biarbanckum [dass man das Urteil sitzend und nicht stehend fällen soll, und an dem rechtmäßigen Orte, wo man zu richten pflegt, nicht im Wirtshaus oder auf den Bierbänken] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 258
  • een sentencie mach geïmpugneert wordden als nul om der plaetzen wille dair die gegeven wort, te weten, als zij gegeven wort ... in een oneerbair plaetze als in tavernen ende bordeelen
    1496 CoutBrab. II 2 S. 119
II eine Abgabe vom Ausschank alkoholischer Getränke
  • [Verkauf von allem] waz wir reht vnd gůte da haben, vnd mit namen daz vngelt, daz man nennet teuern 
    1346 ZGO. 6 (1855) 343
  • wer ze D. win schenkt ..., der sol aim apt oder sinen botten ze sant martins tag ze taͤfer ain maͤs wins gen vff das hus. vnd vindet er niemon darvff, so sol er in hinder den ofen schuͤtten
    1408/17 Reyscher,Stat. 36
III Bretterbude, Krambude, Marktbude, Verkaufsstand
bdv.: Kram (I)
  • newen an dy hewser heten si tabern gemacht und hiezzen darinne der hurhait phlegen dy gemainen tochter
    um 1385 C. Boot, Cassiodorus' Historia ecclesiastica tripartita (Amsterdam 1977) 665
  • tavernen, dar de schômekere inne arbeyden
    Anf. 15. Jh. BeitrGoslar 25 S. 153
  • da wurdten ... im feldt undt uff der straszen tabernen ufgeschlagen, da man wein schenckthe, denn wallenden zu eszen und zu trinckhen gab
    um 1550 HallChr. 217
  • will man auch nach den schwaͤbischen gewohnheiten hieher referiren die aufrichtung der tavernen, bey denen jahr- und wochen-maͤrckten, von kraͤmern, handwerckern, schreyern und andern, was kraͤme aufschlaͤget oder tische fuͤrsetzet
    1705 KlugeBeamte I2 731
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):