Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Tal

Tal

, n., m.


I der (meist durch einen Wasserlauf hervorgerufene, oft langgezogene) Einschnitt in der Landschaft; landschaftliche Vertiefung, Senke, Niederung; zu Tal abwärts; Berg und Tal Gebiet in seiner Gesamtheit
  • du sprichst daz dv des vnshuldic seis, daz dir der Got helfe, der geshuf himel vnd erde, perg vnd tal, lavp vnd gras
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 241
  • [Verkauf des Gerichtes zu Z. gelegen] zu dem prunnen und dazwischen als daz regenwazzer ze tal sagt oder get
    1317 RegErzbSalzb. III 6
  • [so sal man] den judden, der den eid dun sal, ... fregin: also als dich din widdersache hie geschuldiget hat, daz du des unschuldig syst, alse helffe dir der Got, der laub und gras geschuff, hymel und erden, berg und tal 
    1392 FrankfUB.(Böhmer) 768
  • wisset, wo man eyne meyle awsmessen sal, die sal man messen in dem wege ader strasze ader berge und in dem tal, wie sich die strasze awsweizet nach der kromme und gerichte mit eynem rade
    um 1400 LiegnitzStRb. 251
  • mag ein ieklicher buman hu̍r ze iar sin winter ros ussront dem tal wider nemen und su̍mmren ze alp und ze grunde, und sol aber enkein somer gůt koͧffen
    1404 InterlakenR. 126
  • uff ostermontag und dieselben tag hinach farent jerlich zu tal den Rin ab bruderschiffe [mit Bordhandel für Pilger]
    1480 ZGO. 9 (1858) 36
  • wo ... zwai pau miteinander verschiden sind, ... [dasjenige] das mit schaideisen furkumbt, das sol auf nemen und ze tal unz der ander hinzue kumbt und niemand kainen schaden ablegen
    1486 Puntschart,QGGörzTirolBergR. 501
  • als vil frembder cramer ... mit specerey durch das vnnser lannde zu perg vnd tal ziehen
    1506 TirolHGO. 159
  • und erkennen auch yme [erw. h. apt des Klosters St. Maximin] zu man, bann, zock, flock, pront und fondt, wasser und weyde, hoech und neder, bergh und daell, durre und gruene, nasz und drucken, von der erden in den hemmell und von dem hemmell uff die erde, vischerie und jaygerie allein und nemans gemein
    1539 LuxembW. 284
  • todschlag wird auff ... nachvolgende weise, handwircklich begangen: als mit ... abwerffen vber berge hinab zu vnderst ins tal 
    1565 Damhouder,Praxis 117v
  • gemainen singern vnd hofierern ..., [die] in vnserm lannd zů perg vnd tal straiffen, ... die auch ... sich darneben betruglichs spils vnd kartens gebrauchen, ... füran im lannd zůenthalten nit gestattet [ist]
    TirolLO. 1573 VII 6
  • [wan die anstößer dz holtz] nit weltin rumen, so mag ... der ober anstößer gegem nideren gůt nit gewalt haben zerumen, an allen orten ... in jedem tal 
    1596 SaanenLschStat. 225
  • man soll die landstraßen, dem landt und den tälern nach, anderhalb gefustet währklaffter wyt machen, vnd wo es dieselbige oder mehr wyte hat,darbey bliben lassen
    1695 DavosLB. 51
  • wan nu einiger empfangen hand ablebig wurde, sollen die parteien binnen siben tagen negstdarnach erscheinen und brengen die pferde, so das lest tal und berg gemacht oder gewonnen haben, vur den geschworen auf den stafelhof
    Anf. 18. Jh. RhW. II 2 S. 70
II sich über die Fläche eines Tals (I) (oder Teile davon) erstreckende (politische) Gemeinde, Verwaltungseinheit, auch Herrschaftsgebiet (samt Gerichtsbezirk)
  • es sol ovch nieman vogt sin über vnser lüte in dem tal, wan ein ingesessen talman
    Mitte 14. Jh.? Zürich/GrW. I 5
  • wir R. ... pfaltzgrave bij Rine [und sein Neffe] ... erkennen uns offinbair mit disem brieffe ..., daz wir durch gemeyne nutz, unser land und unser dele B., D., St. und M. zu rade worden und ubereinkomen sin und haben denselben unsern delen einen rad geben
    1356 JbGMrh. 6/7 (1954/55) 80
  • wa ein apt oder richter vernimpt, das jeman kriegt hat in unserm tal, der mag die harfür nemen, ob er wil, einen oder me; und welch da kriegt hand wider des gotzhuses und des tals einung, als vor bescheiden ist, und des nit gelougnen mugent, die sond ... dem gotzhus die buss verfallen sin
    1444 EngelbergThalr. 17
  • harumb haben wir die vorgeschribnen lender, örtter und teller und alle so harinne sint, by geswornnen eiden uns ze samen verbunden
    1445 SaanenLschStat. 64
  • gehört daselbs das tal ... mit gericht und mit seelsarg [!] pfärrlicher rechten alles zue dem gericht M.
    1494 (Hs.) Salzburg/ÖW. I 284
  • wann dan der richter an das recht gesessen ist, so so sol die nachparschaft ... vermelden des hochwirdigen gotzhaus ... auch des tals E. gerechtigkait
    1. Hälfte 16. Jh. Tirol/ÖW. V 523
  • [kgl. Sendschreiben] L. von gottes gnaden roͤmischer kunig ... allen und jetlichen luͤten der taͤleren ze Ure, ze Schwitz und ze Underwalden sinen lieben getruͤwen sin gnad
    16. Jh. (ed.) Tschudi,ChrHelv. I 268
  • ordnungsbrief, das ain ganze ersame gmain der pfarr Th. gerichts E. ... von wegen des ganzen tal ... gemainen nutz, fromben und notfart ... guete nachperschaft erhalten ... werde
    1607 Tirol/ÖW. III 109
  • daß alle strodecher binnen dals sollen inwendigh zehen jahren abgeschaffen werden
    1611 CochemLändlRQ. 350
  • J., abbt und herr des thals zu E.
    1707 EngelbergThalr. 128
  • das erbrecht in allhiesigem thal und freier herrschaft E.
    1761 EngelbergThalr. 148
III
außerhalb der Burg liegender Teil eines Orts bzw. einer Stadt
  • der Sterner endeiles ... irstegen des nachtes den dal zu Hademar unde gewonnen den
    um 1400 LimbChr. 63
  • weren auch eynche wyrte, kremer, smyde ... in vnsern delen gesessen
    1414 Nassau/Arnoldi,Beitr. 94
IV Rechts- und Gerichtsbezirk der Saline von Halle/Saale
vgl. Berg (I 1)
  • so die geschlechte von dem berge verstorben sindt, haben sich die vom tale des schöppenstuls unterwunden
    1475 Spittendorff 82
  • doferne ein delinquent ohne staupenschlag des landes oͤffentlich zu verweisen, wird er aus den thalhause, von den stadtknechten durchs thal bis an vorgedachte grentze gefuͤhret
    1670 Hondorff,HalleSalzw. 168
  • [wir] wollen ... nun hinfuͤrder alle jahre ober-bornmeister, ... verschlaͤgere und andere aempter im thale in unserer stadt H. setzen, die die thal-guͤter nach allen ihren vermoͤgen getreulich auff ihre eyde ... regieren
    1687 HalleRegO. 63
V Tal Josaphat Ort des Jüngsten Gerichts (vgl. Joel 4, 12); insb. in Verfluchungsformeln, in denen als letzte Berufung gegen ein (angeblich) unrechtes Urteil die Urteilsbeteiligten vor den Richterstuhl Gottes geladen werden
bdv.: Josaphatstal
  • Got unsir herre mit grimmigen witzen in dem wolken daz gerichte wil sitzen obir dem tale zu Josaphat
    1276 Brun v.Schönebeck V. 11050
  • ich lad dich in das thal Josaphat fuͤr den erschreckenlichen stůl Gotz, in einem jar mir zů sagen, warumb du mich also mit einem langen bittern dot last doͤten
    1522 Pauli,Schimpf(Bolte) I 88
  • weil ihr dann ja in diesem gricht mein bitt wolt gar erhören nicht, so wil ich euch heischen vnd laden vor Gotts gerichte voller gnaden wol hin in das thal Josaphat
    1580 Krüger,bäurRichter 53
  • man müsse sy [E.W., der Hexerei bezichtigt] ze L. nitt verbrennen unnd wan sy stärb, wolle sy 3 ins thal Josavat laden, die sy aber nit genambset
    1624 Schacher,HexenwLuzern 51
  • das niemand fürhin seinen nebendt menschen mit solcher erschröcklicher ladung in das thal Josaphats zu beruffen ... sich gelusten lassen sollen
    1647/66 SchweizArchVk. 15 (1911) 46
  • sobalt gehe ich [Verbannter] den weg aller welt und lade den für das tall Josovat für den gerechten richter Jesu Cristy, der auf den stuell der gerechtigkeit sitzt
    1705 Kramer,VolkslAnsbach 157
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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