Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Tanz

Tanz

, m.

auch dim.
Sachhinweis: M. Panzer, Tanz und Recht (Frankfurt 1938)

I das Tanzen (I), Tanzstück, auch: Tanzaufführung; Tanzart (zB. Walzer), Art und Weise zu tanzen; ua. in Sittenmandaten
  • na dem letczeten dantcze sallen de olderlude den hoeff vaste tosluten
    1421 Danzig(Hirsch) 288
  • der hertzog ... liess ... sich setzenn auff einenn stuell undt tragenn zu der hertzogiennenn ... so musste die spriengenn ann denn tanz 
    1491 Pilgerreisen 244
  • sollen die leichtfertige kübeldänz, auch andere üppige gottlose dänz ... abgeschafft sein bey straff dreyßig kreuzer
    1554/1649 WürtLändlRQ. I 515
  • daß etzliche unser untertanen, so alle zucht und gute sitten vergeßen, abscheuliche und unduchtige danze anrichten, also, daß sie jufferen, frauen und megede im danzen herumbwerfen und ofte entblösen
    1573/74 Harlingerland/Sehling,EvKO. VII 1 S. 744
  • der schandt- vnndt leuchtferttig tanz, der schlaiffer genandt
    Mitte 17. Jh. NeuburgKollBl. 50 (1886) 65
  • [wasmassen] von denen bauerssoͤhnen und knechten, dann denen toͤchtern und maͤgden die sogenannte deutsche, walzende, auch schutzende taͤnze ... aufgefuͤhrt werden ... so befehlen wir euch, solch scandalose taͤnze ... abzustellen
    1760 KurpfSamml. IV 623
  • werden die ... schleifer- oder andere aͤrgerliche taͤnze gaͤnzlich und also aufgehoben, das ... die spielleute keinen solch anstaͤßigen tanz aufspielen [sollen]
    1771 WürtLändlRQ. III 401
  • die deutsch- und walzende taͤnze, unter ausgelassenen frechen geberden, wodurch die schuldige ehrbarkeit uͤberstiegen und zu allgemeiner aergernuß anlaß gegeben wird sind ... bey strafe verboten
    1774 Wagner,Civilbeamte II 47
  • es ist seit kurzem ein unter einem eigenen namen bekannter tanz in den oͤffentlichen tanzsaͤlen eingefuͤhrt worden ... diese das gepraͤge der rohesten sittenlosigkeit tragende ... tanzart abzustellen, ist unnachlaßliche pflicht der polizei
    1805 HeidelbPolGes. 31
II den Takt für einen Tanz (I) vorgebendes Musikstück, auch als musikalische Gattung
  • [der stadt spelluide] sollen spelen tusschen beyden maltyden den schaffer dantz vnde IIII dubbelde dentze des mogen ßeh eynen dubbelden dantz mit floͤuten off krum hornen spelen
    1532 Reval/Moser,KölnMusikg. 139
  • so heft de gemene ydt hem secht, dat he nicht alle dansen solde spoelen. ock ofte he eyn dans spelede mank eerlyck geselschop, muchte, daer he vormode sunder argernisse unde mydt fryen conscientie to doen, dat de gemene ydt kunde tostaen
    1560 Ostfriesland/Sehling,EvKO. VII 1 S. 478
  • die spilleuth [sollen] ... uff einiges geladenen oder ungeladenen, auch deß hochzeiters selbst bevelch keinen dantz mehr aufmachen
    1617 WürzbDiözGBl. 27 (1965) 120
  • wird auch schulmeistern verboten. kein galiert tanz oder sonsten weltlich aufzüg in der kirchen nicht zu schlagen oder singen zu lassen
    1667 Moser,MusikEvÖst. 61
III
gesellige (festliche) Zusammenkunft zur Veranstaltung gemeinsamer Tänze (I); zu Tanz machen zum Tanz aufspielen

III 1 auf Kirchweihen, Pfingstfesten uä., offener Tanz der Allgemeinheit offenstehende Tanzveranstaltung
vgl. Jahrtanz
  • wenn ouch tantz ist vff dem kornhus, brothus oder uff andren der stat gemainen huͤsern, da sol man iederman laussen tantzen aͤn jrrung
    1396 MemmingenStR. 280
  • ouch sal nymand kein byr keuffin noch vorkeuffin jn kein samplunge, noch tentcze hegin, ande des rathis lawbe
    1434 ScrRLus. I 386
  • an kilchwyhinen ... vnd an täntzen ... soll ain amptman ... gebietten [ob das nieman dhainen vffloff mache]
    1469 St. Gallen/GrW. I 201
  • das niemanndts ... kein lanngs messer ... oder anndere geuerliche wehr ... zu einem danntz tragen soll
    1497 Will,Altdorf 347
  • an fryweibel zu S., die täntz an den kilchwychinen by inen by 10 lib. zu verbieten
    1504 BernRatsman. II 320
  • do ein ehrlicher tantz mitt weibern oder jungfrauenn vonn den cantoribus furgenommenn sollen sich die iungen gesellenn furnemlich, fein erbarlich vnnd sitsamlich verhaltenn
    1570 Rautenstrauch,Luther 453
  • auff kirmessen, pfingstfest, erndtezeit und sonsten sollen nirgendt keine dentze gestattet werden
    1579 Wittgenstein/Sehling,EvKO. 22 S. 128
  • wer offene tänz anstellet ohne erlaubnuß der obrigkait, ist die straff 1 fl. 5 ß hlr.
    1658 WürtLändlRQ. I 633
III 2 auf einer Hochzeitsfeier, Kindstaufe oä.
  • wir woͤllen ouch nit ... das die, so sy sich nüwlich vereelichen, an irem kilchgang ... thaͤntz anrichtind
    1528 BernStR. VI 1 S. 344
  • wöllend sy hiemit alle täntz, allein die erlichen hochziten uszgenomen, abgestellt haben, mit rechter warnung, das, wölicher hinfu̍r zů tantz machen ... wu̍rde, die wöllend unsere hern straffen
    1532 AktBaselRef. VI 115
  • [nachdem] so man erhliche tenze zum hochzeiten auf dem rathaus gehalden, sich das gemeine volgk baider geschlechts ... zu und umb solche tenze gedrungen ... sal nu hinfurter niemandt zu solchen denzen aufs rathaus gehen, er sey dann gebetten und ein gast derselbigen wirtschaft
    vor 1541 GothaStR. 396
  • wann eyner hochzeit hat, so mag man am tage, vnnd nicht bei nacht, eynen zuͤchtigen ehrlichen tantz thun, doch nicht lenger, dann zwo stund lang
    1543 HessSamml. I 130
  • das sich niemants ... am tanze, der nit geladen ist, betreten lasse
    1546 MarburgRQ. I 365
  • nach gehaltenem abendessen [möcht] ein ehrliches züchtiges, doch über eine stund nicht wehrendes däntzlein gehalten [werden]
    1603 FriedbergGBl. 15 (1940) 143
  • also solle ... umb zwey ... uhrn nachmittag die hochzeiterin an ihrer darzu verordneten stelle der verehrung unnachlessig gewarten, mit demselben auch also befürdert werden, das man zu vier uhren den dantz ... anfangen [möge]
    1617 WürzbDiözGBl. 27 (1965) 120
  • auch sollen die dänz bei den hochzeiten im winter bis umb 4 und sommerszeiten umb 6 uhre und länger nit währen
    1630 PfälzWB. II 78
  • [musicanten sollen] jedesmahl da sie auf hochzeiten, kíndtauffen ... und zum tantz ... mit der music aufwarten wollen, zuvor von der accise-casse jeder stadt einen gestempelten zettel [loͤsen]
    1720 CCMarch. IV 3 Sp. 293
III 3 als (von Handwerksgesellen veranstalteter) Gassentanz
  • hat der rat erkant, daz die med und knecht an den viertagen dheinen tantz nach mittemtag in den husern niht haben sullen, si mugen aber wol uf der strâzz einen tantz haben
    1384 AugsbStR. S. 257
  • [sie] hatten ... ein beschissen brüch mit lüte beht mutwilliglich, frevelich und bedechtlich abe dem münster geworfen in dem gemeinen dantz uff dem platz, als die schumacherknecht danzten vor dem münster
    1467 MittDmEls.2 15 (1892) 216
  • wann ir vich wirdt triben durch O-S. auf die wait desselbigen holz, daß es soll haben ain freien gang durch das dorf in alle irrung ... und ob halt ain tanz were auf der gassen, er solle dem viech weichen ab der gassen
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 95
  • hoͤchste busse: ... welcher auf denen sonntagen oder andern hohen festen oͤffentliche aͤrgerliche daͤnze auf den gassen anfahen
    16. Jh. Wiesand 919
III 4 als Frontanz mit erzwungener Teilnahme
bdv.: Diensttanz
Sachhinweis: Westphalen,Mon. IV praef. 62; Lang,Steuerverf. 69
  • si r[uegen] zu r[echt]: zu dem kirchtag zu unser frawen tag so soll auß idem hauß ain mensch mit dem tanz gehn Valckennstain geen, ob man das rueft
    1549 NÖsterr./ÖW. XI 258
  • wer nicht frönt beym tanz, wird vom landknecht gepfandet vnd muss sich vm einen orts-gülden lösen
    1758 Haltaus 542
III 5 als verbotener Sonntags-, Nacht- oder Winkeltanz iU. zum ehrlichen Tanz 
  • es soll auch keynn dantz unther der predige gelittenn, sunder gentzlichen abgeschafft werden
    1537 Lemgo/Sehling,EvKO. 21 S. 302
  • der gemeine tanz in dorfern und stedten, so ausserhalb hochzeit und verlobnus geschicht, ist einem jederen wirt bei straf eines neuen schocks, dem gast, tenzer und spilman aber bei straf XXX gr. verboten
    1574/75 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 355
  • [das die leute] sich vornemlich denselben tag der bierheuser ... auch der unordentlichen tenze [enthalten]
    1580 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 430
  • von kirmessen vnd taͤntzen: ... die sontags-taͤntze [sollen] ... gaͤntzlich verbotten seyn
    1656 HessSamml. II 414
  • so solle uff unserm territorio ohne unser vorwissen kein tanz mehr gehalten werden, und da schon ein erbarer ehrlicher tanz erlaubt, so sollen doch die nachtänze ... verbotten seyn
    um 1710 WürtLändlRQ. I 525
  • von unordentlichen, auch zu ungewohnlichen zeiten vorgehenden daͤntzen: ... als sollen die daͤntz auff solche zeit [die hohe fest] bey straff ... verbotten seyn
    1715 BadLO. 26
  • [der gerichtsverpflichter hat] verdächtige winklgesellschaften, verderbliches spillen, nächtliche tänze und unruhen ... nicht zu gestatten
    1777 Tirol/ÖW. XVII 92
III 6 als Tanz der Hexen auf einem Hexensabbat 
vgl. Hexentanz
  • [M. hat] bekhant sie sey die nechste walpurgnacht auf dem zauberischen dantz under der dannen gewesen
    1596 Könnecke,Grimmelshausen I 136
  • ein ganz fendlein trierischer haben ihren sundern tanz, tisch und handel, mönchen und pfaffen
    Ende 16. Jh. Müller,Hexw. 16
  • wollte sie zum danz, mußte sie des nachts auf einem besen kommen und dazu sagen: hie fahr ich auf den danz in des teufels namen
    1656 FriedbergGBl. 13 (1938) 126
IV Veitstanz; zuckende, unkontrollierbare, zwanghafte Bewegungen der Gliedmaßen aufgrund von Ergotismus; auch als böser Tanz 
  • als etlich frauen und knaben den bössen dantz tantzen, soll die termen abstellen und heimlich seitenspiel haben
    1518 MittDmEls.2 15 (1892) 240
  • da erhub sich ein dantz von iungen und alten leutten, die tantzten tag und nacht, dass sie nieder fielen, also dass über 100 zu S. auff einmal tanzten
    1518 ZVk. 24 (1914) 119
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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