Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Tie

Tie

, m., selten f., n., Zie, subst.


I (insb. dörflicher) Versammlungs-, Fest- und Gerichtsplatz, auch das darauf stehende Tiehaus; auch die Versammlung, die Bauersprache (I) selbst
Sachhinweis: HRG.1 V 228f.; K. Bischoff, Der Tie (1971); Höller/HeimatblHohenlimburg 67 (2006) 361-367
  • forum zieh 
    11./12. Jh. Diutiska II 350
  • huiusmodi electiones tam circa consules quam eciam circa eos, qui burrichtere vocantur, erunt in conventiculis, qui vulgo ty dicuntur, universitate videlicet eligente iuratis vero sedentibus et nichil facientibus ad easdem
    1259 WestfUB. VII 472
  • domus super ty 
    1262 Steinfurt/K. Bischoff, Der Tie I (Wiesbaden 1971) 9
  • in veteri villa situm apud thi 
    1284 Hildesheim/K. Bischoff, Der Tie I (Wiesbaden 1971) 11
  • hoc hii qui dicuntur burrichtere in suis conuentionalibus quod uulgo thy dicitur iudicare tenentur
    13. Jh. Seibertz,UB. I 57
  • in deme houe bi deme lyndenberge oder bi deme thye 
    1311 BrschwHzgUB. I 134
  • curiam dictam B. sitam bime tyge in Paderborn
    1331 Krumbholtz,Volmerstein 127
  • tripudiale, quod dicitur en ty, in B.
    1346 CDAnhalt. V 390
  • unrechte maite uind wammaite van korne uind van bere, dat sollen richten de hovere up den tiggen 
    um 1350 SoesterR. 35
  • gheschege ..., dat dat water op de tyd alse cleine were, dat sie on dat salt up den thy vor Calve nicht antworden kunden, so scolen sie on senden twelf vodir saltes oder vyerteyn voder op den burchwal by Barby
    1372 MagdebUB. I 330
  • [B., H. unde H. kemen dar] up ander siith up den thye unde H.B. [borchhere] leth samptliken de bur dar vor uns vorboden up den thye. do vraghede unse prior J.B. de bur openbar in al der jeghenwardicheit, de dar van beiden part des tegheden were, weme van rechte dat lant scolde tegheden gheven
    nach 1467 CalenbergUB. XII 157
  • düsse dinghe sint gescheen vnd verhandelt to N. vppe dem thy vnder der linden Paderborner stifftes
    1482 Salzkotten/GrW. III 94
  • [erhube sich ein geruchte, sollen alle burger] mit yrem harnasche uff den tyhe vor das ritterhusz komen
    1503 MagdebUB. III 711
  • up dem tie ist nement böser / wen blanke spete und lange meste
    um 1519 AltdTBibl. 60 S. 15
  • vnder vnser lynden vp dem thye 
    nach 1520 MndFastnsp.2 79
  • etlike artickele, dey vervaetet synt in drey zedelen, dey wy by uns op unsem tye lyggen hebben
    1533 Daniel v.Soest 331
  • nhen auerherich mhan offt eigenn mhan mach nhen eedt wheren, wenthe de eigen man hefft nenen frede tho dyngen offt tho tyade 
    nach 1565 WurstfriesRüstrLR. 87
  • dieweile sie [leute des dorffes] keinen tye oder spielhauß gehabt, hatt er [ambtman] mit einem spieß einen erdenklump ausgestochen vnd aufgehoben, vnd damit an dem orte den actum apprehensionis also verrichtett
    1589 ZNdSachs. 1858 S. 362
  • wardt der sendt gehalten im münster und mußte sich jeder rathsherr zu seiner hofen, da er auf der tigge gewest, verfügen
    17. Jh. ZSoest 26 (1909) 38
  • wenn der heimbürge zusammen schreyet, soll ein jeder nachbar, wenn er einheimisch und nicht etwan krank oder gleich damals im teige ist, also bald selbst kommen, bei einen groschen busse
    1714 MittSächsVk. 1, 4 (1897) 16
  • der tye (spr. tigge) ist ... ein versammlungsort, insbesondere ... der ort im dorfe, wo sich die bauerschaft zu der bauersprache versammelt
    1800 Klöntrup,Osnabr. III 236
II
(landwirtschaftlich genutztes) Stück Land, Wiese, Weide; insb.: Gemeindeweide
  • in thia H.
    933 (Hs. 12. Jh.) MGDipl. I 70 [hierher?]
  • nove culture prati quod thi vocatur
    1283 K. Bischoff, Der Tie I (Wiesbaden 1971) 17
  • in S. vnum spacium vel locum vnum, qui volgariter nuncupatur eyn thyi 
    2. Hälfte 14. Jh. MagdebLehnb. 56
  • 1 morgen vor dem groten thyge by dem grase
    1518/21 IlsenburgUB. II 499
  • soll der hirte gehalten seyn noch bey sonnenschein wieder auf den tey das vieh zu bringen
    1657 OstfriesBauerR. 139
  • ob auch jemand dieselben enger od. tiede ohne bewilligung der obrigkeit zum L. bezeunen oder sonder bruche vmbpflügen möge
    oJ. Niedersachsen/GrW. IV 650
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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