Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Titel

Titel

, m., n.


I Hauptabschnitt, Unterkapitel, insb. eines Rechts- oder Gesetzestextes
  • der sententz oder synn des rechten in den zweyfiessigen thier hat stat, als dz on eins das hinderst recht diß titels sagt, wo ein zweyfiessig thier schaden thůt
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 103r
  • disse titel und gebruk des wendeschen und rügianischen landrechtes fundirt up de regel juris civilis de regulis juris
    vor 1531 RügenLR. Kap. 93 § 3
  • wo der beklagter alßdan die entrichtung nit thete, sol gegen jme mit pfandung ... fürgefaren werden, wie hernach jm tittell von execution vnd volnstreckung der vrtheyl gesagt werden soll
    KölnErzstiftRef. 1537 Bl. 10r
  • wie es mit execution der testament im fürstenthumb Bairn gehalten werden soll, ist in der reformation bey dem andern artickel deß lij. titls ain besundere satzung
    1544 Perneder,Inst. 72v
  • muͤgen in zeit obbestimpter vacantz ... alle gerichtliche fuͤrpot vnd verkuͤndungen, jnhalt des ersten gesetz, des andern titls fuͤrgenommen vnd exequirt werden
    NürnbRef. 1564 VI 3
  • das wir selbst oftgedachtes buͤchel vnd alle seine stuͤcke, clausulen, titulen vnnd artickel in allen vnsers reichs ... gerichten vnnd gerichtsstuͤlen halten
    1583 SiebbLR. Schluss
  • der ganze titel von H.s hand neu redigiert
    1654 NÖLO. II 31 § 12
  • für das beste der aus einem unehelichen beyschlafe erzeugten kinder ist durch die vorschriften des neunten abschnitts im zweyten titel gesorgt
    1794 PreußALR. II 20 § 890
II Überschrift, Bezeichnung, Betitelung; Aufschrift
  • siner selden wart ein tittel / geschriben vnd ein ende / mit der gotlichen hende
    1293 Langenstein,Martina 226 V. 30
  • wer auch einen punt, oder ein titel oder einen půchstab ab dilget oder zů schreibt, da von der brief einen andern sin hiet, dann die mainung waͤr dez pabstes, der waͤr in dez pabstes pan
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 272
  • eß sol auch ein yder procurator seinen namen vnten an die schrifft so er macht ... schreiben. auch aussen darauff den tittel der sach
    1503 BambLGRef. [S. 21]
  • so auch der cammerrichter und beysitzer sehen ... daß eyner oder mehr under inen sich in fassung der urtheil anderst, dann jetztgemelt ordnung und pflicht ime auflegen, halten ... würde: denselben sollen sie bey inen nit gedulden, sonder vom gericht hinwegweisen und gegen ime ... under dem tittel "von untüglichkeit der beysitzer etc.", handlen
    1555 RKGO.(Laufs) I 13 § 3
  • welche nicht contrahiren mogen, sein oben under dem tittel "von contracten" gemeldet
    1565 Klammer,CompJuris 18 § 2
  • [Bischof von Bamberg hat] eine inquisition unter dem titel "hexen-commission" ... angestellt
    1630 Oberfranken/v.Lamberg,HexProz. 17
  • dass namlichen unter dem titul fremden weins aller wein verstanden und gemeint seyn sölle, so nit in unseren immediat landen und gebieten gewachsen
    1668 ArchBern 26 (1922) 64
  • im jahre 1810 errichtete kaiser Alexander einen staatsrath unter dem titel eines reichsrathes
    1811 Kretschmayr-Walter V 188
III besondere Anrede oder förmlicher Zusatz zum Namen einer Person zur Bezeichnung von deren Rang, Stand, Amt oder Würde, insb. als Adels-, Standes-, Herrschafts- oder Amtsbezeichnung; auch der Rang oder die Würde selbst bzw. die damit verbundenen (Amts-)Pflichten
  • daz sy die vorgenanten burgermaister, richter, rat, genanten und burger und ir nachkomen ... bey disen unsern gnaden, klainnaten, wappen und titel genntzlich beleiben lassen und in daran dhain irrung oder hindernuss nicht tun
    1461 WienRQ. 243
  • des soldans dittel: ... W., mechtyger küng, küng in Turky, soldan zu Babilon, herr zu Egipten
    um 1480 ArchBern 13 (1893) 537
  • da sendt der türk den hernach geschriben brief unserm heiligen vater dem babst zu Rom, hebt sich der titel also an
    um 1487 NürnbChr. IV 200
  • das du ... hinfur des namens, tittels, wappens, schildes noch helms von G. ... nit annemest noch gebrauchest
    1495 Hauptmann,Wappenr. 513
  • alle citacion vnd gerichts brieff sollen außgeen in vnserm namen vnd tittel 
    RKGO.1495 Art. 15
  • ein jeglicher vom adel, was tittels oder stands der ist, so in solcher gesellschafft sein will, der sol ... geloben, dass er die nachgemeldt ordnung [halten wöll]
    1517 Storn,Schwureinungen 423
  • deß hochwirdigisten fürsten vnd herrn ... O., der hayligen rhoͤmischen khyrchen, des tituls s. Sabinæ priester cardinals vnd bischouen zu A. vnnd jhrer f.g. stiffts vndergerichtsordnung
    1552 AugsbHochstiftUGO. 1r
  • koͤnig H. ... dencket mit der weyle auff andere wege, wie er seinen newen tittel verteidigen vnnd sich am bapst auch rechen koͤndte
    vor 1566 Mathesius III 91
  • er ... hatte nicht allein das gantze koͤnigreich vnder seinen gewalt gebracht, sonder auch einen newen titel bekommen, in dem er mit gleichlauttenden stimmen der staͤndt ein fuͤrst der Francken genennt worden
    1619 Lazius,Wien App. 113
  • da ein prediger, auch schul-diener alters oder auch anderer schwachheit halber seinen dienst nicht laͤnger solte verwalten koͤnnen, sondern deme nohtwendig jemand adjungiret werden muͤste, so solle er gleichwohl zeit seines lebens den respect, titel und nahmen eines predigers oder schul-dieners behalten
    1687 Steinen,WestfGesch. II 1363
  • [H. wird] noch mit dem herrenstand alleinig zukommenden titl (lieber getreuer) beehret
    1727/47 Hoheneck I 352
  • gleich wie sich die herzoge von Bayern zugleich pfalzgrafen bey Rhein schreiben, also auch schreiben sich diese zugleich herzoge in Bayern, mit dem unterschied, daß die letzte den pfalzgraͤflichen titel vor, die erste aber solche dem herzoglichen nachsetzen
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 206
  • daß die charakteurs, titels, rang und besoldung nach verschiedenen truppen sehr unterschieden sind
    1771 Zincke,KriegsRGel. 16
  • die titulaturen großer herren unterscheiden sich durch den gebrauch der mehreren zahl, sowie durch die formel: von Gottes gnaden, von den titeln der privat-personen, und pflegen aus den taufnahmen, den nahmen ihrer wuͤrden, laͤnder ... und andrer erblichen oder persoͤnlichen vorzuͤge zusammengesetzt ... zu werden
    1793 Bischoff,Kanzlei. I 381
  • der titel des kaisers ist: von Gottes gnaden erwählter römischer kaiser, allzeit mehrer des reichs (d.i. semper augustus), könig in Germanien
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 44
  • erhalten auch die chefs verschiedne titel, womit der name des collegiums gewoͤhnlich verbunden wird: ... premier-minister, dirigirender minister, praͤsident
    1798 Bischoff,Kanzlei. II 1 S. 90
  • ob die fernere beybehaltung dieser titulatur bey sämmtlichen landes-collegis nicht mehr schädlich als nützlich, und es also gerathen sey, den gebrauch des königlichen titels bloß auf die ausfertigung der unmittelbaren obersten behörden des landes einzuschränken
    1800 ForschBrandenbPr. 15 (1902) 169
IV
förmlicher Rechtsgrund; (rechtmäßiger, begründeter) Rechtsanspruch; auch die dies beweisende Urkunde
  • dat nymmen aegh to bywisen, of is schyldich to byuisen, den titel off ingong synre besittinghe
    1480/81 JurFris. II 6
  • wöllicher ... zu seinen handen bringt ains andern gůt on redlich ursach oder tittel ... ist ouch ain klain zytt seins inhabens, so soll er zů peͣn seins unbillichen spörrens an unser strauff erkeͣnnt werden
    1493 TübStR.(Rau/Sydow) 11
  • na den geestelijcken rechten, zoe en is geen prescriptie van weerden, dair en moeten zijn gerechten titel ende goede trouwe, ende dair die goede trouwe gebreeckt, dair en can geen possessie oft prescriptie stat gegrijpen, mair na den weerlijcken rechten, zoe en is van geenen noode datter zij gerichten titel ende goede trouwe, tenwaire in usucapien, oft dat die prescriptie waire van onder xxx jairen, te weten van x jairen tusschen de presenten, ende van xx jairen tusschen die absenten
    1496 CoutBrab. II 2 S. 77
  • die antworter moͤchten dogegen zurecht genug nit dar bringen, das dieselbig kriegisch habe mit einem guten rechtmessigen tittel von dem cleger bracht vnd an sie kumen were
    BambHGO.(1507) Art. 268
  • ob ainer sagt er hab ain dienstberkhait aus guetem tittel, und mag denselben titl nicht weisen mit zeugen oder briefen, und fuert zu behelf seines anzaigens weißlich ein er hab dieselb dienstberkhait gebraucht mit wissen und ôn widerred des grundherren, daraus wierdet vermuet er hab die dienstberkhait aus ursachen, die vorlangst gewesen sein
    1528 ZeigerLRb. 267
  • so weyer oder andere verschlossne vischwasser verkauft ... oder jemand durch ainen andern titl beschaiden seyen, so werden die visch darinnen ... nit verstanden
    NürnbRef. 1564 XI 4
  • welcher ligende guͤter mit gůtem tittel, nit mit gewalt, haimlich oder bestanndsweise zehen iar vnnd ain tag ... innhat ... die all soͤllen vnder den gegenwürtigen ain gewoͤr erlangt haben
    TirolLO. 1573 II 51
  • welcher beweglich gudt mit einem gutten titul vnd ankunfft an sich brengt, es sey durch kauff oder beudschafft, vnd hat es iar vnd tag sonder anspruch besessen, solch gudt ist verjeret
    1583 HadelnLR. II 18
  • diejenigen güter und einkömbsten, so ein oder ander closter, stift oder privatgeistlichen von geistlichen, adeligen oder bürgern oder bauern ... unter irgend welchem titel erworben oder an sich gebracht,
    1654? Marx,Trier I 2 S. 224
  • wird hierbey kein unterscheid beobachtet ob solcher titul und ursach wahrhafft oder nur eingebildet seye, wann nur durch solche titul das macht- und eigenthums-recht von einem an den anderen gelangen kan
    1730 Leu,EidgR. III 16
  • soll ... der curator die glaͤubiger und andere ansprecher vor den richter ... bescheiden, um daselbst die um ihre ansprachen habende titel und rechte vorzuweisen
    1746 Leu,EidgR. IV 509
  • gleichwie jede session und uebertragung eines dinglichen rechts ... einen rechtmaͤßigen grund (iustum titulum) voraussetzt, so wird derselbe auch bei der investitur vorausgesetzt. dieser titel kann ... zwischen dem lehnsherrn selbst und dem neuen vassalen errichtet werden
    1786 Schnaubert,ErläutLehnR. 280
  • der gesetzliche grund, vermöge dessen diese handlung oder begebenheit die kraft hat, daß dadurch das recht erworben werden kann, wird der titel genannt
    1794 PreußALR. I 2 § 132
  • bey einer ersitzung von dreyßig oder vierzig jahren findet diese einrechnung auch ohne einen rechtmaͤßigen titel, und bey der eigentlichen verjaͤhrung selbst ohne guten glauben, oder schuldlose unwissenheit statt
    1811 ÖstABGB. § 1493
V Unterposten bei einer Rechnungslegung
  • die [empfangene Summe Geld] soll er [baumeister] in seiner rechnung ... under einem sondern titul einschreiben
    1500 SchlettstStR. 469
  • tittul der einnamb inn fürstlicher cammern: ... steuer und ungelts retardaten
    1588 Bachmann,BambLst. 277
  • wz dann noch ubrig ... ist der stat, darumb die verordneten bethsetzer den burgermeistern rechnung thon und fürther die burgermeister daselbig in irer rechnung unter sonderm titel der einnamen der stat verrechnen sollen
    16. Jh. Boxberg 790
  • [M. soll] die ganze ... zolleinnahme und -ausgabe in einer hauptrechnung führen, ... jede gefälle unter ihren gewissen titel setzen, damit man wissen möge, wie viel alte zöll-, schiff-, haberstroh-, bieraccise-, seezulags-, bördings-, schreib- und pilotengelder oder was confiscirte güter sein
    1645 ProtBrandenbGehR. III 80
VI Zwölftel eines Pfennigs
  • titell das ist der zwolfte teil von ein penningh
    17. Jh. Kempen/WestdZ. Korrespondenzblatt 15 (1896) 249
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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