Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Leitkauf

Leitkauf

, m.

zu Leit "Obst-, Gewürzwein"; sprachlich oft unverstanden und daher in vielfältigen Schreibweisen, als Germanismus in einige slaw. Sprachen übernommen

I die bei einem Vertragsabschluß zur Sicherung der Vertragserfüllung erbrachte, relativ geringwertige Leistung einer Partei

I 1 im Kaufrecht

I 1 a ursprünglich vom Käufer an den Verkäufer oder dessen Beispruchsberechtigte (Ehefrau, Kinder ua.) über den Kaufpreis hinaus geleistete Gabe in Geld (teilweise zum gemeinsamen Umtrunk bestimmt) oder Naturalien
Sachhinweis: HRG.1 I 230ff. s.v. arrha u. ebd. II 1842 s.v. Leitkauf
  • R. ... de S. eandem vineam emendam prius condixerat et id quod dicitur litechouf, coemerat, quodquia sine licentia eiusdem H. fecerat, vineam ipsam penitus ei interdixit
    um 1160 SteirUB. I 400
  • quicumque rem aliquam emerit et in ipsa arram, que litchouf dicitur, tradiderit venditori, nec emptor postmodum nec venditor huius emptionis potest revocare contractum
    1225 PassauStR. 171
  • abbas ipsi Volfingo denariorum soluat x. libras, et uxori sue et filiis suis dimidiam libram, que wlgo dicitur litchovrf 
    1261 MBoica XI 361
  • dedimus S. tunicam tempore eodem, pacti nomine quod dicitur lietchouf 
    1262/75 MBoica VIII 158
  • vij s vanden rocghe te lijfcope die men cochte jeghens die van R.
    1285 CorpMnlTekst. I 1009
  • ic wettelike hebbe vercocht ... alle die tinden ... omme hondert pont ende negentich, ende een pont te liefcope 
    1287/88 HollandOrkB. Suppl. 213
  • daz vns der abte geit suben phunt phenninge vns vnd vnsern chinden, vnd Vlreichen ... ain halbez ze leikchouf 
    1297 AltenburgNÖUrk. 86
  • so we so deme anderen gift des hilegen geystes penninc vp enen kop oder vp en gelouede, dat is also stede, alse he hebbe den litkop gegeuen
    Ende 13. Jh. LübMndStR. 105
  • drittehalbez phvnt phennige gvlte ... ze chovffen haben geben vmbe vierzich phvnt phennige vnd vmbe zwei phvnt leichovfer 
    1300 FRAustr. I 288
  • 1304 WienSchottenUB. 114
  • 1306 InvBruges III 332
  • meiner hausvrowen ain phunt ze leichauffe 
    1306 MittSalzbLk. 35 (1895) 32
  • 1308 MittSalzbLk. 35 (1895) 32
  • swer loden verkauft, dem sol man niht leitkouf geben, als vormales gewonlich ist gewesen
    1320/60 NürnbSatzB. 94
  • 1323 OÖUB. V 368
  • 1345 MBoica XVI 406
  • zwenundzwaintzig metzenn khorns ze leychauf meiner hausfrawen
    1345 OÖUB. VI 531
  • vierzig pfening, die er ze leichauf gegeben hat unsern hausfraun und unsern chinden ze einer urchund, daz si sich auch verzigen habent der recht und der nuͤcz, der si gehabt habent auf dem gut
    1367 Dachau/Rockinger
  • 1381 MBoica IV 481
  • so wie zyn leen vercoopt ..., sin maech ... mach ziere naersheide hebben ende den coop van den gronde ... omme tselve ghelt, ende omme den lyfcoop ende gods denie
    14. Jh. CoutBourgBruges III 221
  • 1400 Indersdorf I 154
  • 1401 Fruin,Dordrecht I 49
  • den cooper ende vercooper sullen ... daer verclaren den loyallen coop, lijfcop ende godspenninc, bij hueren eede
    1431 Meijers,LigurErfr. II 28
  • den selbigen forigen ynwonnernn ..., wenn sie ire guter vorkouffen, vorwechßelnn ader vff aynnander fellenn, keynen leynckkowff geben
    1480 MeißenUB. 100
  • Anf. 16. Jh. NijmegenStR. 439
  • 1528 BelgMus. 1 (1837) 66
  • TirolLO. 1532 V 8
  • in kauffen und verkauffen ... ist der theyl, so von dem unvolkommen kauff stehet, den leugkauff und das interesse dem widertheyl zu bezalen schuldig
    1558 Gobler,StatB. 23
  • 1558 Dresden/Sehling,EvKO. I 1 S. 557
  • dat ... de cooper ende vercooper schuldich ... sijn, in sijns calengierders presentie onder hueren eedt te verclaren den deuchdelijcken coop, metten goedtspenninck, lijffcoop ende appendentien, ende hoe ende in wat manieren den selven metten palmslach gemaeckt ende gesloten is
    1577 CoutAnvers V 124
  • 1578 JbKunsthistKaiserh. 15 (1894) p. 12
  • 1599 OPfalzLO. 231
  • WürtLR. 1610 II 16
  • als huysen ... verkocht syn, cooper ende vercooper sullen binnen derden daghe ... moghen berauwen ende scheeden vanden coop, betalende lyfcoop ende godtspenninck, sonder breeder intrest
    1619 CoutYpres I 92
  • so ein kauff beschehen vnd weinkauff ... daruͤber getruncken oder ein hafftpfennig ... gegeben were: so dann der kaͤuffer abtretten wolte, soll er den wein oder leinkauff oder hafftpfennig verlohren haben
    PreußLR. 1620 IV 7 § 3
  • 1622 Elsas,Preise I 215
  • [e. Grundstücksverkauf] in dasz prothocol einschreiben lasszen und den leykauff hieichen alten brauch nach ausstehen, auch einen kauffbrieff darüber nehmen
    1649 MHungJurHist. V 2 S. 223
  • die arrha, leickauff, gottes-pfenning, und was den armen gegeben wird, machen keinen kauff, sondern dienen nur zum beweiß, wenn der contract nicht zu papier gebracht
    1666 Volckmann,Notariat. I 54
  • was ein vatter seinem kint geben wil oder ein freünt dem andern umbsonst, soll daß der richter leihen ohne leitkauf 
    um 1686 NÖsterr./ÖW. VIII 1019
  • hangen solche [accidentalia contractus] ... denen contractibus nicht an, wo sie nicht von denen contrahenten bedungen worden. dergleichen eines ist der leykauff bey denen kauffen
    1721 KlugeBeamte IV 47 [ebd. 631f.]
  • 1734 Elsaeßer,BeitrKanzlei. 189
  • leihkauf, leukauf, littkauf. das geld, welches ein contrahente dem andern gleichsam zum pfand des contracts giebt
    1762 Wiesand 700
  • [wird abgeschafft] kaufszusatz oder leikauf und derley preisvermehrung
    1772 Schmeller2 I 1537
  • leihkauf, welcher eine art von darangabe ... auf den werth der verkauften sache ist
    1813 Landadvokat 21
I 1 b
der beim Vertragsabschluß von den Parteien und Zeugen vorgenommene Umtrunk, auch das Getränk
vgl. trinken (IV)
  • swa ein kauf geschiht, da der gotsphenninch an geben wirt oder sust litkauf an getrunchen wirt, der sol staete sin, ez ensi danne ettelich dinch da inne, daz den kauf gebrechen muge
    1276 AugsbStR. Art. 125
  • likcops luden, dy den lickop gedrunken hedden
    um 1300 BurgLR. 168
  • nemo pro debitis vincetur testimonio, nisi promiserit coram iudicio, uel si viris fide dignis qui mercipotui, quod wlgariter dicitur lutecouf, vtriusque partis suberant causa ualeat approbari et sic de similibus
    um 1300 Förstemann,Nordhausen I 1 S. 39
  • swelch man sinen koufschatz wil bezugen nach der stat recht, der muz haben sine likouflute, di den licouf getrunken haben, oder lute, di iz gesehn unde gehort haben
    um 1300 FreibergStR. XII § 1
  • swelich chauf mit leitchauf gestaett wirt, der sol chraft haben
    nach 1346 MünchenStR.(Auer) 18
  • [Beweis e. Kaufs] per hospitem, in cujus domo manebat, et duos probos viros, quos emtionis et venditionis equi praedicti mercipotum, quod vulgariter litkup, leichauf dicitur, biberant
    2. Hälfte 14. Jh. BrünnRQ. 30
  • potum testimonialem, qui vulgariter "leykauf" dicitur
    2. Hälfte 14. Jh. BrünnRQ. 147
  • wann man chawft oder hin geit, wann man leytchawf trinkcht oder gotsphenig geit, so ist der chawf stêt
    2. Hälfte 14. Jh. SteirLl. Art. 177
  • wirt dube bey eym manne funden, vnd spricht er, das er sie gekauft habe, alleine er des mannes nit gehaben möge: bekennet ym des kauffs sein wirt vnd ander leute, die den linkauff truncken, er wirt ledig, sonder er verleust die gekauffte dube
    14. Jh. JurPrut. 12
  • so wanneer yement lant of erve vercoft heeft ende een godspenninck dairof ghegeven is ende lijfcoop ghedroncken, so is die vercoper die vortste vander erven
    um 1410 BrielRb. 116
  • wir schullen dez leitchauffz trincken
    1424 Schmeller2 I 1537
  • wohl 1425 FreibergUB. III 205
  • 1428 LiegnitzUB. 358
  • [sie] haben geczewget, wy der rechter den leÿnkawff gesaynet [gesegnet] hot
    1478 KrzemienicaSchB. 161
  • wir mussen auch linckauf trincken zcu gedechtnißs ... L.S. hat auch den linckauf gesegent
    1482 FreibergUB. II 238
  • 1530 GraupenBergb. 177
  • 1545 CoutAnvers I 354
  • zur ... bestetigung sollichs kauffs ist als bald ein redlicher leibkauff darauf gedruncken, da der verkauffer funffzehen groschen vnd die gemeinde zehn groschen zu leibkauff gegeben
    1586 OSächsWB. II 164
  • wann geringe kauf ... angestellt, sollen von ... kaufern und verkaufern ... zum leugkauf fuͤr eine jede person uͤber ein maaß weins nit ... bezahlt werden. wann aber ansehnliche kauf umb unbewegliche guͤter angestellt, sollen von beyden theilen ... uͤber einen gulden nit zum leugkauf ... aufgewendet werden
    1747 Moser,KreisAbsch. II 202
  • 1779 Stallaert II 167
  • MnlWB. IV 610f.
I 1 c
Gabe an d. Obrigkeit
  • 1672 Mitter,ZittauRatsd. 53
  • 1702 ZMährSchles. 10 (1906) 279
  • [was] den halben leikauf bei denen häuserkäufen belanget, befählen ... wir, das solcher ... in die gemaine marktscassa gelegt und von dem camerer in empfang verraitet werden solle
    1753 NÖsterr./ÖW. IX 248
  • 1815 VerfBaiern I Beil. VI p. 179
I 2 im Zunftrecht

I 2 a häufig in der Wendung einen Leitkauf machen einen Dienst- od. Lehrvertrag zwischen Meister u. Gesellen od. Lehrjungen abschließen
  • 1480 HeilbronnUB. II 240
  • 15. Jh. ZNdSachs. 1878 S. 124ff.
  • wann ein [frembd] gesöll einem meister zugeschickt, so soll er ime vierzechen tag bemeltem brauch nach ze arbeiten schuldig sein, nachwendigs mit ime ein leykauff machen
    1556 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 298
  • vnnd wouerr der frembt mit dem meister leikauff macht, so sollen die zuuor hie geweßenen ime, dem frembden, so man andere irdenn gesellen setzt, des hanndtwercks gebrauch nachschenken
    1559 EgerZftO. 49
  • 1567 Schoenlank,NürnbGesellenw. 392
  • wo ... ein gesell oder jung nach ausgang der viertzehen tag mit dem maister leitkauff machen oder dingen wurde, soll der gesell in ainer wochen nicht urlaib fordern
    1568 FrankfZftUrk. I 441
  • 1575 Haberleitner,SteirHandwerk 78
  • 1581 Breslau/ZDPhil. 59 (1934) 124
  • soll derselb [fremder gesel] ime vierzehen tag lang zu arbeiten schuldig sein, demnach, so sie einander gefallen, mögen sie mit einander ein leykauf machen
    1582 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 333
  • 1608 SchlettstStR. 882
  • 1780 CSax. I 1080
I 2 b Pflichtgeschenk d. neuen Lehrjungen an d. Meisterin
  • [bei d. Aufdingung] hat der lehrjung der meisterin den gebräuchlichen leikauf von einem taler in specie zu geben
    1700 Carinthia I 94 (1904) 88
I 3 im Gesinde- u. Hirtenrecht
  • ob sich ainicher eehalt zu ainer herrschaft verdinget und den leykauff empfangen hatte, der soll zu versprochner zeit in den dienst treten
    1553 Augsburg/SchwäbWB. IV 1171
  • das kainer dem andern seinen dienst ehehalten, knecht oder maidt, die zuvor den leinkauff uff ihre dienst eingenomen und ein zeit zu dienen versprochen hatten, abdingen
    1559 Oberpfalz/GeöArch. I 1 S. 367f.
  • 1654 Steiermark/ÖW. VI 298
  • 1655 BeitrSteirG. 26 (1894) 141
  • da auch ein knecht oder magd sich zu einer herrschaft verdingt ..., auch leykauf, wie gering der auch seyn moͤchte, darauf nimmet
    17. Jh. CCBrandenbCulmb. II 1 S. 595
  • 1736 BeitrSteirG. 26 (1894) 68ff.
I 4 bei einem Werkvertrag
  • soll ich ... dem ... herren C. Celtis zu ennde ... solichs wercks ... fur sein muwe vnd arbaitt ... vnuertzogenlich ... betzalen zway hunndert guldin vnd sechtzehen guldin zu leykawff 
    1493 MittGMus. 1 (1884/86) 39
I 5 Verlobungsgeschenk d. Bräutigams an d. Braut
I 6 Besitzwechselabgabe
  • 1416 HildeshUB. VI 1f. [ebd.ö. vgl. Reg. 878]
  • wenn ainer ain erb hingeit oder kauft, mag er den herren erraichen ains tags bei der sohnen hin und her, so soll er von im aufempfachen; wolt er im dan nit leichen ohn leitkauf, so soll ihm ein richter zu S. leichen
    1480 NÖsterr./ÖW. VIII 998
  • wann ein pawr ist gestorben ... so kumbt der herr vnd nimbt alles guet von der hueben ..., wann dann die kinder wellen auf der hueben beleyben, so muessen sy grossen leykoff geben 10 fl. ..., sonst muessen die erben die hueben verlieren
    1515 MittKrain 2 (1889) 139
II Gabe an einen Beamten
  • hebben scepenen over haer moeyte van elker assize tderde van eenre hooghenesse ende heet scepenen lijfcoop 
    1432 MnlWB. IV 611
  • 1640 CoutLooz II 228
  • 1692 Stallaert II 167
III Darangabe, Trinkgeld, Gratifikation
IV Gebühr d. Unterkäufers bei d. Geschäftsvermittlung
  • [d.] juden ... fast alle kaͤuff inn den fürnembsten handels staͤtten helffen beschliesse, das gelt vnd die wexel erlegen, darumb sie auch jre leukaͤuff (wie die vnderkaͤuffel oder teuschler) daruon haben
    1582 L. Rauwolf, Aigentliche Beschreibung der Raiß, so er ... inn die Morgenlaͤnder volbracht I (Augsburg 1582) 34
V Faßgeld, Abgabe
  • weine, ohne von käufern behalten, vassgeld oder leitkauf sollten verkauft werden
    1701 MHungJurHist. V 2 S. 357
  • der leikauf ... herrn bürgermeister und ... stadtkämmerer ... allein von denen ordinären leutweinen und zwar nur damals, wenn ein leikauf von dem kaufmann gezahlt wird, zusteht
    1704 MHungJurHist. V 2 S. 366f.
  • die weinkoster von eim fueder, so sie das verkaufen, 12 pfening ... zu leikauf nehmen
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 588
VI im Egerland Festgelage nach Abschluß eines Ehevertrages
  • auch schol kayn frawe kaynen leigchauff geben von den hohczeiten
    1352 Siegl,Eger 43
  • wollen unsere herren, das man furbas von keiner hochzeit weder preutigam nach praut nach nimant von iren wegen keinen leitkauf mer geben sol weder mannen noch frawen
    1460 EgerStG. 16
  • 1585 EgerChr. 139
  • 1590 EgerChr. 158
  • junge angehende eheleutt das, dauon sie sich nehren sollen, mit leykauf vnd hochzeitten unützlich ohn werden vnd hernacher dardurch in armutt ... gerathen
    1614 Siegl,Eger 126
  • ordnung der leykäuff ...
    1614 Siegl,Eger 127
VI 1 hiervon abgeleitet Bez. für d. Ehevertrag. Weizsäcker, EgerNürnbStR. 282

VII mit einem Leitkauf (I 1 a oder b) geschlossener Kauf
  • wir wellen ouch, daz dehein burger durch leichouf noch durch deheinen bosen list mit deheinem gast choufen noch verchoufen sulle, da den vorgenanten choufluten ir reht mit zebrochen werde
    1312 Tomaschek,Wien I 88
  • er welde em deshalben der landwere vor allen schadin globin der wandel halbin, dy mann der gewer halbin jn dem kouffe benennet, das do heisset jm leynkauffe 
    1469 Neumann,MagdebW. 110
  • 1592 SalzbWaldO. 74 u. 77
VIII
Handschlag (III), Kaufschlag (I) als Vertragsabschluß
IX Bed.?
  • ob nicht der leikauf, so die custer auf den dorfern jerlich den pauern geben mussen, abzuschaffen
    um 1564 Magdeburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 404
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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