Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Land(es)friede(n)

Land(es)friede(n)

, m.

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A auf den 1Frieden in einem Land (II 1) bezogen

A I
A I 1 im Gegensatz zum Gottesfrieden (II) von der weltlichen Gewalt ausgehende, idR. befristete und eidlich bekräftigte Rechtssatzung zur Friedenssicherung (Eindämmung des Fehdewesens, Bekämpfung des Straßenraubs, Verhinderung von Aufruhr uä.) in einem Land (II 1) 
  • swer zwischn zwein vinden einen lantfrid machet vnd der von ir eintwederm zebrochen wirt, iener, der den frid gemachet hat, der hat den gewalt, ienen anzesprechen, der in zebrochen hat
    um 1256 ArchÖG. 1, 1 (1848) 61
  • pacem, que lantfrede vulgariter appellatur, fideliter conservemus
    1264 MGConst. II 609
  • der richter sol ginen zů achte tůn, der den lantvride gebrochen hat
    1281 MGConst. III 283
  • daz wir mit aller vnser maht, mit allen vnsern sinnen vnd mit allen vnsern triwen dem lantfride ze zehen iaren chreftichlich zvͦ gestên wellen
    1281 OÖUB. III 580
  • 1282/1300 Helbl. S. 20
  • 1287 MGConst. III 374f.
  • 1290 RappoltsteinUB. I 135
  • wir kůninc Adolf diese satzunge des laintfriden van woirde ze woirde, als hie vůr gescreiben is, van rade und mit gunste der fursten, greven, vrien, der stede und anderen der riches getruwen ernuweit hain
    1292 MGConst. III 475
  • 1297 MGConst. III 545
  • daz wir der ku̍nig bi unserre ku̍niglichen tru̍wen und wir die andern bi geswornem eide ... u̍berein sint kumen eines gemeinen lantfriden von der Selse untz an die Birse und von dem Rine unz an den Wasichen
    1301 BaselUB. IV 1
  • wir wollen auch, were, das ieman den lantfride nicht sweren wolte in der geburde, ... daz den der lantfride nicht schiermen sol, unde swaz deme geschiht von den, die den lantfriden gesworn hant, daz daruber keine bezzerunge hore
    1307 UlmUB. I 288
  • swer auch den landfride sweren wil, der sol dasz tun vor deme landfoget, in des gebiete er gesezzen ist, unde vor der burger einem oder zwein, die in der pflecnusse von der stette wegen dar zu geben sint
    1307 UlmUB. I 288
  • dirre lantfride ... sol weren unde stete bliben von den wihennachten ... biz zu den pfingesten ... und dannen über zwai iar
    1307 UlmUB. I 289
  • 1310 MGConst. IV 356
  • 1319 DortmUB. I 261
  • 1320 Lacomblet,UB. III 151
  • 1326 Köln/Pitz,Schriftwesen 116 Anm. 2
  • obe sie den nidern lantfriden lêngerent und in haltent
    1326 StraßbUB. II 420
  • ein buntnu̍sse und lantfride 
    1333 BaselUB. IV 109
  • daruppe hepbin wi einin rechtin lantfride gelouet und gesworn dreu jar genzlich stede und ganz to holdene
    1333 BrandenbUrkS. II 74
  • wolde auer dar enbouen se ynich man veden, des solde de lanturede en behulpich syn
    1338 MittLippe 24 (1955) 169
  • 1344 MWirzib. V 6f.
  • 1349 HansUB. III 68
  • vnde in aller volghe desses lantfredes schal een iewelk des anderen velich wesen, ane de des lantfredes vnvelich syn
    1353 MecklUB. XIII 271
  • in bona securitate et terre pace, id est landfrede 
    1366 HanseRez. I 338
  • einen lantrichter ..., de ... alle sacke, de den landtfreden anroren, richten schalle
    1384 QuedlinbUB. I 180
  • 1393 Fidicin IV 96
  • 1393 QuedlinbUB. I 194
  • 1398 Goldast I 156
  • man mag ouch keyne borg wedir gebuwin ane des konnigis loube, di von des lantfredis wegin adir von des riches achte zcubrochin werdit mit gerichte und mit orteiln
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) 224
  • wart geladen greve D.v.W. vor de vemeheren des lantvredes in Sassen to degedingen
    Ende 14. Jh. LübChr. I 594
  • [Buße für Friedbruch:] marketfrede vor 60 marck, isset lantvrede vor 30 marck
    DithmLR. 1447 § 70
  • 15. Jh. Tomaschek,Mähren 14
  • 1525 MittSalzbLk. 27 (1887) 304
  • der landsfriden allenthalben vor den gemainden, so man jetz die landsatzung verkhündt, verlesen und dann daruf mit inen geredt werde, das ain jetlicher huswirt sinem volck dahaimen anzaige und sy warne
    1533 SGallenAbteiRQ. II 1 S. 58
  • wie dan solcher landfried gleich nach beschluß gemelts reichstags jm truck offentlich vssgangen, wir auch denselbigen jn jedem ampt vnserer graffschaft vnd gebieten jnsonderheit publiciren, offenbaren vnd verkundigen lassen
    1550 CCNass. I 1 Sp. 141
  • Mitte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XIII 229
  • von auffgerichtem landtfriden ...
    BairLO. 1553 fol. 4v
  • das man ... die strassen vermög des lanndfridens rain hallte
    1559 ZweibrückenKanzlO. 165
  • dadurch er in die straffe des rechten und kayserlichen landfriedens, nemblich in die acht mit der tadt gefallen
    1562/77 LünebNGO. 393
  • des gemeine landtsprivilegion, welches man den landtsfriden nennet, ... dorinne clarlich verordnet, das der obriste landtshauptman neben der fursten und stendt gesantten und rechtssiczern recht sprechen
    1563 Zivier,SchlesBgw. 126
  • die executions-ordnung oder landfriden zu bessern, were eben, als wann man ... das magnificat corrigieren wollt
    1564 HistVjschr. 24 (1929) 25
  • hußfrede, landtfrede, hofffrede, so jemandt den frede brickt, alse blodigen schaden, twintich gulden tho broke an de ouericheidt
    nach 1565 WurstfriesRüstrLR. 114
  • 1574 Frey,Pract. 161
  • 1574 SteirPGO. 33
  • 1577 DrentheGoorspr. I 395
  • die policeiordnong, lantfride, camergericht ist wol ins wirk gestalt, doch vil verandert
    1584 BuchWeinsberg III 232
  • 16. Jh. BreslStR. 97
  • 1603 ArchSiebb. 4, 2 (1850) 126
  • 1712 HelvLex. XI 337
  • sollten die land-frieden allgemein seyn, so musten sie auf den reichs-taͤgen von dem kayser und staͤnden zugleich beliebet werden
    1751 Buder 663
  • 1816 HdbSchweizStaatsR. 182
A I 2
einen Landfrieden (be)rufen, gebieten: die Rechtssatzung oder das daraus resultierende Friedegebot verkünden bzw. jem. darauf verpflichten
  • chuͤmpt ... nŷmant, der hincz im [êchter] spricht, so sol im der richter ain landfrid gepieten
    Mitte 14. Jh. SteirLl. Art. 205
  • sull im der waltpot ainen lantfrid ruefen vor veinten und vor lantgerichten
    1446 NÖsterr./ÖW. XI 430
  • zum andern gepieden ich den lantfridt, daz niemt kain unrue anfach bei der leibsstraff
    1565 RaurisLR. 203
  • dem gerichtsdiener zu bevelchen, das er den landfriden berüefe, das auf heutigen tag niemand kain unruehe oder unfrid anfahe
    1624 RaurisLR. 203 Anm.
  • 1684 SchwyzLB. 22
A II räumlicher oder zeitlicher Geltungsbereich des Landesfriedens (A I 1) 
  • es ensol auch niemant weder auf wasser noch auf land dhain maut nemen in einem rechten gesworen landfride, wann wo man ze recht mauten sol, es sei dann, daz im es der landesherre erlaub
    1278? ÖLR. Art. 57
  • diz geschach in eime lantvride, den hât geboten bî der wide ein lewe, der was vrevel genant, gewaltec über daz lant
    Ende 13. Jh. HeinrGlichezare V. 1239
  • alle pfaffen vnd geistlich leůt, ritter, kneht, burger, kaufleůt, pilgrein, gebawͦrn, juden ..., ir leib vnd gůt in disem lantfride, als er begriffen ist, sicher sein sullen
    1353 MWirzib. VI 71
  • dat unse voiget den kummerde mit gerichte unde sprak en an mit gerichte unde in eyme geswornen lantfrede umme eynen rouf, des he kante
    1378 Richter,Paderb. I Anh. p. 54
  • die in dem begriffe und termynen diß landfrieden gesessen sint
    1398 RAbsch. I 99
A III der den Landesfrieden (A I 1) konstituierende Verbund
  • alle herrn, di in disem lantfrid sint
    1340 MWittelsb. II 369
  • ceteris principibus et terrarum dominis ac ciuitatibus in landfreda secum comprehensis
    1383 MecklUB. XX 189
  • he [König] ...de borgere van Goslar genomen hefft in den lantfrede 
    1399 ArchUrkF. 8 (1923) 259 Anm. 1
  • ob yemand, in diesem lannd-frid begriffen ..., von yemand, den dieser land-frid nit begriffen, wuͤrde befehdet
    1495 RAbsch. II 5
  • 1512 CDSiles. 27 S. 188
A IV übtr.

A IV 1 das den Landesfrieden (A I 1) als Rechtssatzung überwachende Gremium, Landfriedensgericht
  • engat die pfundunge an deheinen lantfride noch an geistlich noch an wertlich gerihte
    1297 StraßbUB. III 118
  • men pfendet oͧch wol umbe kuͥntliche kornguͥlte und winguͥlte und zinse, und gât daz oͧch niht an den lantfriden. anders sol nieman den andern pfenden ane gerihte
    1301 MGConst. IV 102
  • sol der anegrif an kein gerichte gan noch an kein friden noch an kein lantfriden 
    1317 MGConst. V 338
  • ich B. voit von U. obirman des lantfriden und die geswarn dar ubir
    1329 MGConst. VI 1 S. 541
  • 1332 BaselUB. IV 96
  • vartmer queme een cleghere vor den lantvrede unde claghede over eynen vredebrekere
    1348 MGConst. VIII 539
  • 1349 MWirzib. V 413
  • swas auch vor dem lantfrid er clagt wirt, das wulle wir an vnser hoffgericht bestetigen
    1349 MWirzib. V 415
  • 1352 DortmUB. I 489
  • umb dhainerlai sache fur unser hoffgericht noch fur dheinen unsern lantfrid 
    1361 Schwind-Dopsch 207
  • 1389 RAbsch. I 93 u. 95
A IV 2 Landfriedensaufgebot
  • do besamt sich der von Swarczburg mit herren rittern und knechten, und der lantfrid mit im, und wolt fur di stat zu Wirczburg sein zogen
    Ende 14. Jh. NürnbChr. I 32
A IV 3 Mitglied des Landfriedensgerichts?
  • gebieten ... unsern gegenwoͤrtigen und kumpftigen hofrichtern lantrichtern lantfriden und allen die daruber gesaczet sint
    1361 Schwind-Dopsch 207
A IV 4 Ort des Landfriedensgerichts
  • fuͤr uns kome in gericht auf dem landfrid ze Nuͤrenberg die burgermeister, der rat und die burger gemeinleichen der stat ze Windsheim und clagten
    1380 MCastellana 187
A V Friedenszustand
  • ist, das ein burger bei der nacht kombt an die statt in landsfried, man soll ihm einlassen
    17./18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 612
  • 1829 Josephinismus V 339
B auf 2Friede "Einfriedung" bezogen; "Zaun, der die Landesgrenze oder die Grenze des Landgerichtsbezirkes markiert" (ÖW. XVI 310), Landeswehre (IV) 
  • wo ainer begriffen wurde, der den landfridt eroffnet, den mag man nemben an alle gnadt und unter die lucken hengen lassen
    1. Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XIV 355
  • frag: wer dem landsfrid zu nachent hulzet, was darumben recht sei
    1570 OÖsterr./ÖW. XIV 294
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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